Göttingens Süden: vom Auto-Verkehr bedroht

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Eine bald 30 Jahre alte hirnrissige Idee wird in regelmäßigen Abständen wieder aus dem Giftschrank gekramt und soll jeweils als jetzt aber ganz dringend und sofort notwendig verkauft werden: das Gespenst der Südumgehung, einer Umgehungsstraße, die immer wieder mit denselben Argumenten legitimiert werden soll: dem besonders hohen Verkehrsaufkommen auf den südlichen Einfallstraßen Göttingens und deren Querverbindungen.
Ich werde mich hüten, die Gegenargumente erneut wiederzukäuen. Alle Beteiligten und vor allem alle, die meinen etwas zu entscheiden zu haben, wissen, daß es für dieses Straßenprojekt keine rationale Begründung gibt.

Es wäre nur einfach – damals wie heute und wie in Zukunft – schlimm, daß ein großes Stück jetzt noch zusammenhängende – selbstredend kultivierte – Natur zerschnitten und großflächig zerstört würde. Schlimm wäre, daß für diesen Zerstörungsakt eine Menge Geld unwiderbringlich und sinnlos verpulvert würde, das dringend an anderen Stellen benötigt wird. Schlimm wäre auch das Signal für die Bewohner, daß wir noch immer an das Wachstum, auch des motorisierten Individualverkehrs glauben. Die heilige Dreifaltigkeit Motor – Wachstum – und die vollständige Planierung unserer Umwelt – diese drei, aber der Benzinmotor ist der größte unter ihnen. Sein Wille geschehe.

Morgen am Deich

Wie schön wäre es, stattdessen Projekte zur kommunalen und regionalen Verkehrsvermeidung ins Leben zu rufen. Statt den Neukauf von Autos mit Abwrackprämien zu belohnen, könnte man auch den öffentlichen Nahverkehr stärker subventionieren und seinen Ausbau und eine spürbare Verbesserung seiner Attraktivität voran treiben.
Die innerstädtischen Fahrradverbindungen, die schon seit Jahren angekündigt sind, wie zum Beispiel die Strecke Sternstraße – Elbinger Straße, könnten ohne großen Aufwand einfach mal realisiert werden.
Und was spricht gegen eine Innenstadt-Maut bei gleichzeitig deutlicher Senkung der Kosten für Bus-Fahrkarten? Andere Städte machen seit Jahren gute Erfahrungen damit.

Ich möchte, daß das Fleckchen Erde, das man auf dem Photo oben sieht, so idyllisch bleibt, wie es jetzt ist: ein Ort der Ruhe und Erholung für Mensch und Tier.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sigurd

    Ich bin z.Z. angesichts der Nachrichten auch völlig ratlos. Ist die Krise ersteinmal vorbei, werden auch die Benzinpreise wieder anziehen und diese ganze einseitige Pro-Auto-Politik wird sich als Flop erweisen. Was um so unverständlicher ist, da hier Milliarden vergeudet werden, wo noch niemand weiß, wo sie eigentlich herkommen sollen. Und das nicht nur in Göttingen. Auch in Berlin frißt sich jetzt die Stadtautobahn am Treptower Park vorbei zur Elsenbrücke weiter. Am Ostkreuz wird ein Tunnel gleich miteingebaut und der ADAC träumt weiter parallel zum S-Bahn-Ostring. Am meisten ärgert mich jedoch, daß durch die Stadtschloßentscheidung jetzt die Kanzler-U-Bahn doch noch kommen soll, d.h. ‚Unter den Linden‘ werden alle Lindenbäume sterben. Das dauert Jahrzehnte bis die Strasse wieder so aussehen wird wie sie mal war.

    1. grapf

      Natürlich ist das Problem in Berlin noch viel gravierender, zumal sich dort die Mehdorn-Politik des Am-ausgestreckten-Arm-verhungern-lassens bei der S-Bahn noch dramatischer auswirkt.
      Tja.
      Irgendwann werden wir unsere fast leeren Einkaufswagen über riesige, endlose, rissige Betonflächen zu unseren Hausruinen zerren, eine Dose Frischluft entnehmen, paarmal drauf drücken und einatmen und dann mit letzter Kraft in der Wohnung verschwinden, sie verrammeln und schnell das free-tv anmachen, damit wir den Tag überstehen.

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