Automatische Gesichtserkennung

Vielleicht haben Sie ja schon eine neuere Digitalkamera und entdeckt, daß so ein Gerät mittlerweile erstaunlich treffsicher die Bereiche von Bildern erkennt, auf denen menschliche Gesichter zu sehen sind. Manche Kamerasoftware kann sogar verschiedene Gesichter prima voneinander unterscheiden und sich merken.
Mit iPhoto 9 und Picasa ist es nun offenbar in großem Stil möglich, auf Photos Gesichter ganz systematisch zu identifizieren – und, wenn es nach google ginge, gleich alle im Web verfügbaren Gesichtsphotos zu katalogisieren: mit Realnamen und Mail-Adresse.
Mal abgesehen davon, daß man sich fragen muß: wenn das schon mit diesen frei verfügbaren Home-User-Programmen möglich ist, wie weit werden dann erst die geheimen Programme der Geheimdienste sein? – Es stehen den Polizei- und Geheimdiensten ganz offensichtlich rosige Zeiten bevor. Erkennungsdienstliche Behandlung läßt sich endlich komplett berührungslos durchführen, ja, ohne daß die Erkannten auch nur eine Ahnung davon haben. Alles quasi völlig automatisch in Hintergrund-Tasks.
Selbst die Herren Garfinkel und Rosenberg, die das ausprobiert haben und mit ihren Familien viel Spaß dabei hatten, finden das ein wenig unheimlich.
Man muß sich ja dazu vergegenwärtigen, daß diese Technik nicht am Ende sondern eher am Anfang ihrer Entwicklung ist. Und daß es schon jetzt keine Frage der Algorithmen mehr, sondern nur des Fleißes und der Geduld ist, all den Milliarden bereits im Web verfügbaren Menschenbilder Namen und Adressen zuzuordnen und diese Informationen zu speichern und verfügbar zu machen.
Wer glaubt im Ernst, daß Gesetze – gleich welcher Art – da irgendeinen Schutz vor Mißbrauch bieten könnten? Diese Technik zu haben, heißt: sie benutzen.

Vielleicht doch endlich an der Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken? Oder auch dafür längst zu spät?

Göttingens Süden: vom Auto-Verkehr bedroht

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Eine bald 30 Jahre alte hirnrissige Idee wird in regelmäßigen Abständen wieder aus dem Giftschrank gekramt und soll jeweils als jetzt aber ganz dringend und sofort notwendig verkauft werden: das Gespenst der Südumgehung, einer Umgehungsstraße, die immer wieder mit denselben Argumenten legitimiert werden soll: dem besonders hohen Verkehrsaufkommen auf den südlichen Einfallstraßen Göttingens und deren Querverbindungen.
Ich werde mich hüten, die Gegenargumente erneut wiederzukäuen. Alle Beteiligten und vor allem alle, die meinen etwas zu entscheiden zu haben, wissen, daß es für dieses Straßenprojekt keine rationale Begründung gibt.

Es wäre nur einfach – damals wie heute und wie in Zukunft – schlimm, daß ein großes Stück jetzt noch zusammenhängende – selbstredend kultivierte – Natur zerschnitten und großflächig zerstört würde. Schlimm wäre, daß für diesen Zerstörungsakt eine Menge Geld unwiderbringlich und sinnlos verpulvert würde, das dringend an anderen Stellen benötigt wird. Schlimm wäre auch das Signal für die Bewohner, daß wir noch immer an das Wachstum, auch des motorisierten Individualverkehrs glauben. Die heilige Dreifaltigkeit Motor – Wachstum – und die vollständige Planierung unserer Umwelt – diese drei, aber der Benzinmotor ist der größte unter ihnen. Sein Wille geschehe.

Morgen am Deich

Wie schön wäre es, stattdessen Projekte zur kommunalen und regionalen Verkehrsvermeidung ins Leben zu rufen. Statt den Neukauf von Autos mit Abwrackprämien zu belohnen, könnte man auch den öffentlichen Nahverkehr stärker subventionieren und seinen Ausbau und eine spürbare Verbesserung seiner Attraktivität voran treiben.
Die innerstädtischen Fahrradverbindungen, die schon seit Jahren angekündigt sind, wie zum Beispiel die Strecke Sternstraße – Elbinger Straße, könnten ohne großen Aufwand einfach mal realisiert werden.
Und was spricht gegen eine Innenstadt-Maut bei gleichzeitig deutlicher Senkung der Kosten für Bus-Fahrkarten? Andere Städte machen seit Jahren gute Erfahrungen damit.

Ich möchte, daß das Fleckchen Erde, das man auf dem Photo oben sieht, so idyllisch bleibt, wie es jetzt ist: ein Ort der Ruhe und Erholung für Mensch und Tier.

Verläßlicher Starrsinn

Ob aus rein konservativer Denke heraus oder wegen akutem Geldmangel: die niedersächsische CDU-Landesregierung unter Wulff und seiner Verrichtungsgehilfin Heister-Neumann halten ungeachtet klarer Eltern- und Lehrer-Voten am dreigliedrigen Schulsystem fest. Zwar wurde vor der letzten Landtagswahl das Verbot der Neugründung von Integrierten Gesamtschulen wieder aufgehoben, nun aber soll hintenrum das Turbo-Abitur („G8“) auch für die IGS eingeführt und damit diese Schulform faktisch im Vollzug zerstört werden.
Denn wie soll eine Integration verschieden lernstarker und – schneller Schüler umsetzbar sein, wenn durch Verkürzung der Schulzeit der ohnehin stetig wachsende Druck noch massiv verschärft wird? Zugleich werden Lehrerstundenzahlen gekürzt bzw. den Lehrern wachsende Stundenzahlen aufgebürdet. So kann man eine in Jahrzehnten bewährte und und noch immer zunehmend erfolgreiche Schulform zielstrebig zerstören.
Allein im Landkreis Göttingen sind für das Schuljahr 2009/10 3 neue IGS beantragt. Nachdem administrative Hürden offenbar nicht ausreichen, den Elternwillen zu bremsen, nun also Politik mit der Brechstange.

[edit 5.3.: mittlerweile sind alle 3 Anträge auf neue Gesamtschulen von der Landesschulbehörde abgelehnt worden. Es sei nicht nachweisbar, daß diese auf absehbare Zeit auch genügend Schüler haben werden.]

Nationale und internationale Vergleichsuntersuchungen zeigen, dass das gegliederte allgemein bildende Schulwesen gegenüber einem Schulwesen mit längerem gemeinsamen Unterricht leistungsmäßig überlegen ist„, sagte Heister-Neumann.
Wie kommt eine Ministerin zu so einer steilen und völlig haltlosen Behauptung?!

Tatsächlich zeigen nationale und internationale Studien vor allem, daß die deutsche Abiturienten-Quote zu niedrig und die Anzahl der Studienabbrecher zu hoch ist. Deutschland hat in den letzten Jahren immer wieder betont schlechte Kritiken von der OECD für seine Schulpolitik bekommen, insbesondere auch für das dreigliedrige System, bei dem die Hauptschulen und ihre Absolventen einfach hinten runterfallen.

Kinder werden hierzulande bereits mit zehn Jahren auf unterschiedliche Bildungswege verteilt. Wer aus einer benachteiligten Familien kommt, wird dabei eher auf einen Bildungsweg geleitet, der eine geringere Leistung erwarten lässt„, kritisierte OECD-Generalsekretär Angel Gurría.

Doch Schützenhilfe kommt nun auch aus Berlin: die Bundesregierung stellt Abschlüsse nun gar für Sonderschüler in Aussicht. Die lang ersehnte Qualifikation zum Supermarktwagen-Zusammenschieber und Ein-Euro-Jobber? Oder wie üblich nur ein plumper Trick, um die Schulabbrecher-Statistik zu schönen?

Golfplatz-Träume

Aus der Serie: unveröffentlichte Leserbriefe an das GT:

Zuerst ungläubiges Staunen beim Blick auf das Datum der Zeitung. Ein verfrühter Aprilscherz? Dann der Ärger und fassungsloses Kopfschütteln. Aus welchem Grund weckt die südliche Feldmark immer wieder massive Zerstörungsgelüste der Stadtplaner?

Die ehemalige Bauschutt-Deponie hat für alle einen hohen Erholungswert und dient dem Landschaftsschutz. Der Ackerboden wird als wertvoll eingestuft, in der Nähe befindet sich ein Wasserschutzgebiet.

Golfplätze benötigen für ihren Unterhalt eine enorme Menge Wasser und Unkraut-Vernichtungsmittel.

Man kann und darf diese Flächen nicht einer Gesellschaft überlassen, die nichts anderes im Sinn hat als eine Umwidmung zum Zwecke einer Freizeitindustrie, von der die Mehrzahl der Bevölkerung keinen Nutzen haben wird.

Wer braucht noch einen Golfplatz in Zeiten der Wirtschaftskrise?!

Wer möchte, kann die Schönheiten einer Golfplatzanlage auf dem Gelände des IfL direkt hinterm Klinikum in Augenschein nehmen. Dort war früher eine vielfältig und gern genutzte große Rasenfläche, die dann für den Golfplatz vereinnahmt wurde und seitdem nicht mehr betreten werden kann.

Die Planung einer solch massiven Landschaftsveränderung richtet sich offenkundig gegen sämtliche Interessen der Bürger. Cui bono? Anscheinend soll hier von der Stadt das finanziell unattraktive weil unverkäufliche Gelände des alten Stadtbades der GoeSF übernommen werden, während die Stadt ihrerseits wertvolle und gut genutzte Flächen abgibt. Ein weiterer Fall der Sozialisierung von Verlusten und der Privatisierung von Gewinnen?

Vögel für den Frühling

Am frühen Morgen haben die Amseln zu singen begonnen. Zwar noch ziemlich zaghaft, aber es ist ja auch noch arg kalt.
Über Tag fliegen viele viele Kraniche über die Stadt. Ich sehe allein drei oder vier große Formationen, die mit ihren charakteristischen Rufen von Südwest nach Nordost unterwegs sind.
Derweil ist der Himmel gritzegrau, die Luft zum Auswringen feucht und man kommt nicht aus dem Frieren raus.

Noch etwas schönes für Sie?

Beinahe nichtsahnend betrete ich eine typische Göttinger Bäckerei-Filiale. Die neue Verkäuferin strahlt mich erwartungsfroh an und fragt mich, ehe ich richtig Luft holen kann: „Was kann ich Ihnen denn schönes geben?“.
Unmittelbar nachdem ich ihr mitgeteilt habe, welche Brotsorte ich gern hätte, frag sie mich: „Was darf es denn sonst noch schönes für Sie sein?“
Als ich abwinke und ihr stattdessen 3 Euro auf den Tresen lege, fragt sie, ob ich nicht etwas Kleingeld für sie hätte. Ich stehe völlig auf der Leitung, gucke noch mal auf das Schild unter dem Brot (da steht 2,95 Euro) und stammele, das seien doch 3 Euro. Noch passender hätte ich es nicht.
Nein, erwidert sie: „Haben Sie vielleicht noch einfach so etwas Kleingeld für mich? 45 Cent oder so?“
Verwirrt durchwühle ich mein Portemonnaie und kann nur meinem Bedauern Ausdruck verleihen.
Sie aber nimmt trotzdem ganz begeistert mein Geld, läßt es in der Kassenschublade verschwinden und reicht mir ein blitzendes 5-Cent-Stück zurück. „Kein Problem!“ sagt sie.
„Dann wünsch ich Ihnen noch einen wunderschönen Tag!“ flötet sie kurz darauf und strahlt. –
„Danke, das wünsche ich Ihnen auch“ erwidere ich unbeholfen und stolpere hinaus ins Freie.

In der gar nicht mal so billigen Billig-Papeterieketten-Filiale kaufe ich später zwei Schulhefte für meine Tochter. Dort weiß ich, was mich erwartet, wenn ich an der Kasse der jungen, streng frisierten und jedesmal erschreckend geschäftstüchtigen Kassiererin (oder Filialleiterin?) gegenüber stehe. Sehr freundlich, sehr schnell und mit geschickten Bewegungen hat sie ein Heft gescannt und mit flinkem Tastenschlag der Registrierkasse verklickert, daß ich da 2 von will – und ich frage mich schon, was sie mir wohl diesmal dazu anbieten wird. Ich habe mich noch nicht zuende gefragt, da schießt es auch schon aus ihr hervor: „Dürfen es noch 2 Schutzhüllen für die Hefte für Sie sein?“
Obwohl ich dankend verneine, bekomme ich auch dort verbindlich noch einen wunderschönen Tag gewünscht.

Wer sind die Marketingstrategen, die meinen, solches Verhalten würde die Beziehung zwischen Kunden und Verkäufern verbessern oder das Einkaufserlebnis für mich verschönern oder mich sonst irgendwie anreizen, mehr Geld jeweils dort, wo mir so viel schönes gegeben werden soll, zu lassen? Für mich bleibt immer nur der Eindruck, daß da eine Entwicklung ganz fatal in die falsche Richtung läuft.

Leinestraße


Dieses Bild habe ich auch mit Poladroid behandelt, um diesen hübsch vignettierenden Rand und die nett häßliche Verfärbung hinzubekommen. Ginge auch anders. Klar. Geht aber auch so. Nur den Peudopapierrand, den hab ich jetzt mal abgeschnitten, weil der doch nur sinnlos Platz verbraucht.

return to forever

Beim Stöbern in unserer gut getarnten Zweitausendeins-Dependance wieder entdeckt, sofort gekauft und jetzt läuft das hier und ich bin ganz verzückt von Chick Corea mit return to forever.

Verschachtelte Kommentare in WP

Was serendipity z.B. immer schon konnte, hat WordPress erst jetzt (mit Version 2.7) gelernt: die sogenannten threaded comments, das direkte Antworten auf Kommentare und eine entsprechende Darstellung.
Im Einstellungsmenü unter dem Punkt Diskussionen kann man das einfach einstellen. Und wundert sich dann, daß trotzdem nichts passiert. Man muß nämlich auch in den Template-Dateien comments.php und header.php ein paar Einstellungen bzw. Änderungen vornehmen, damit das theme die Kommentarverschachtelungen auch darstellen kann.
Wenn man nicht gerade viel Mühe auf eine individuelle Gestaltung der comments.php verwandt hat, ist es am einfachsten, wenn man sich aus dem aktuellen default-theme (Kubrick) die Datei in den eigenen theme-Ordner kopiert und die alte damit überschreibt. Andernfalls könnte die Handarbeit etwas frickelig ausfallen, weil sich da ziemlich viel geändert hat.
Im zweiten Schritt muß in der header.php oberhalb von < ?php wp_head(); ?> eine Zeile eingefügt werden:
< ?php if ( is_singular() ) wp_enqueue_script( 'comment-reply' ); ?>.
Damit werden die benötigten Javascript-Befehle sozusagen aktiviert und ermöglichen eine komfortable Beantwortung von Kommentaren auch im Frontend.
Das i-Tüpfelchen wäre nun noch eine differenzierte Ausarbeitung der diversen nutzbaren CSS-Klassen. Anhaltspunkte, wie man da heran gehen könnte, gibt es hier.

Lostkreuz

Mein Photoblog mit Bildern vom Berliner S-Bahnhof Ostkreuz hat ein neues Zuhause bekommen: es ist nun unter lostkreuz.de zu finden.
blick-von-f-600
Sinn der Aktion ist ein Neuanfang mit besserer Bildqualität und einem Layout, das sich an meinen anderen Photoblogs anlehnt. Außerdem muß ich zugeben, daß mir der Domainname ostxgui.de schon lange nicht mehr gefällt. Die vorfindlichen Begebenheiten können mit dem Wort Lostkreuz dagegen kaum zutreffender zum Ausdruck gebracht werden.
Der alte OstxGui.de wird als Archiv bis auf weiteres bestehen bleiben. Ich hoffe, die neue Plattform wird Anklang finden und helfen, mein Langzeitprojekt Ostkreuz noch lange Zeit lebendig weiterführen zu können.

Grundsatzfrage

Manche Dinge sollten bleiben, weil sie unbedingt erhaltenswert sind. Fuer andere ist der uebliche Weg des Vergaenglichen die bessere Alternative. Aber was tun, wenn man nicht die Ruhe findet das eine vom andern zu unterscheiden?

  • Beitrags-Kategorie:Allgemein