Im Intercity
Als der Zug in Frankfurt den Bahnhof verlässt, dreht er freundlicherweise noch einmal eine komplette Runde um die Innenstadt, bevor er sie in östlicher Richtung nach Hanau aufmacht. Dann beginnen die Wolken. Erst ein gigantischer Blumemkohl, dunkelbau, der sich von hinten beleuchten lässt und die Sonne in feine glitzernde Streifen zerschneidet. Dazu Durch Dick und Dünn. Musik, die mich seit Jahren begleitet. Immer wieder. Etwas haben wir nicht bedacht.
Mir gegenüber sitzt eine brünette Mutter, Mitte 30, sehr liebevoll im Umgang mit ihren beiden Töchtern, so zwischen 7 und 10, die beide sehr ruhig, sehr wohlerzogen und sehr selbständig sind. Die eine liest, die andere malt. Die Mutter ist pausenlos präsent. Der Mann, in diesem Falle ich, weit entfernt hinter den Ohrhörern. Es ist anheimelnd, ihnen zugucken und nett dazu gucken zu können, und ganz besonders, mich nicht kümmern zu müssen, nicht einmal der Onkel zu sein, einfach nur jemand, der eben auch da sitzt und nett gucken kann. Unverbindlich. Perfect.
Während sich das Drama draußen einsamen Höhepunkten nähert. Aus der Wolke blitzt es zwar nicht, dafür aber hat sich der ganze Himmel so verdunkelt, dass es nach Weltuntergang aussieht. Und der Intercity rast mitten hinein. Dazu Smashing Pumpkins Mellon Collie and the infinite sadness.
Nach dem Regen dampft alles. Manche der Täler, in die man zwischen den Tunnels kurze Blicke erhaschen kann, liegen in Wolken. Und wir sausen drüber hinweg. I still haven’t found what I’m looking for. Unglaublich.
Dann plötzlich ein Regenbogen auf der gegenüberliegenden Fensterseite. Grell strahlend. Peace on earth. U2.
Endlos könnte das so weitergehen. Leider endet die Fahrt in Göttingen.