der die das – wieso weshalb warum

Es heißt das Blog. Ist doch klar. Weil kommt von das Web plus das Log.
Daß manche Leute ungeachtet dessen immer schon meinen, Weblogs seien eine männliche Domäne, es müsse also der Blog heißen, ordne ich genauso ein wie die weit verbreitete Unsitte, den Komparativ mit wie zu bilden, also größer wie zu sagen. Statt größer als.
Daß nun der Duden auch der Blog gestattet, macht es nicht richtiger, in meinen Augen. Aber das scheint eine reine Frage des Opportunismus zu sein. So wie viele Leute die Stati sagen, wenn sie die Mehrzahl von Status meinen, die tatsächlich Status (mit langem u) lauten würde, was aber kaum ein Nichtlateiner weiß. Oder die Sache mit den Visa, von denen eins Visum heißt…
Autoritäre Rechthaberei führt hier aber genauso wenig weiter wie schlonziges Mir doch egal, ich red wie’s mir gefällt. Sprache verändert sich genauso wie die anderen Kommunikationsformen und Werkzeuge, derer wir uns bedienen. Durch E-Mail und SMS sind viele neue Wörter, oft durch Abkürzungen, entstanden, die es vorher nicht gab und die Leute, die die neuen Techniken nicht nutzen, auch nicht verstehen. LG zum Beispiel, oder cu. Oder die Smilies.
Oder oder oder.
Ich finde es gut darüber zu diskutieren und zu streiten. Sprache ist etwas lebendiges, ihre Entwicklung gibt unmittelbar Aufschluß über unsere Identität als Gesellschaft, als Volk, als kommunizierende Gemeinschaft. Worauf es ankommt, ist meiner Meinung nach vor allem, daß wir uns verstehen. Und daß dieses Verstehen so genau und so spezifisch wie möglich stattfindet.
Das ist einer der Gründe, warum ich daß immer noch mit ß schreibe und Delphin mit ph. Meinen Kindern erkläre ich aber ohne mit der Wimper zu zucken, daß daß jetzt mit ss zu schreiben ist und daß sie das mit dem Delphin oder der Philosophie so halten können wie ein Dachdecker. Oder Dachdäcker. Je nachdem ob es von decken oder von Dackel kommt. :-)
Anstrengend, oder? Ansträngend?
Wiedemauchsei, das grapf.log war immer schon mein Ding – aber wer’s männlich braucht, kann hier trotzdem lesen – und mitstreiten, wenn’s beliebt. :-)

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. hildi

    G3n4u! Nur 1$ m1r D31n Bl0g b1sl4ng 31nf4ch n1ch 1337 g3nuch. :-)

  2. Krischan

    Danke. Ausserdem heisst es der URL und die E-Mail.

  3. Peter Roskothen

    Das gute an der Rechtschreibreform ist doch, daß hinterher keiner mehr weiß, was richtig ist.

  4. Christian

    Tut mir leid, aber ich kann der Rechtschreibreform nichts abgewinnen. Die Fehler haben nicht ab-, wohl aber die allgemeine Konfusion zugenommen. Dabei wird völlig übersehen, daß eine einheitliche, genormte Schreibweise den Schreibenden zunächst eine ganze Menge Übung abverlangt, dem Leser das Erkennen des Textinhaltes aber wesentlich erleichtert. Es nützt ja nichts, daß jeder schreibt, wie er will, hinterher aber niemand mehr das Geschriebene entziffern kann.

    Allerdings scheint der Stellenwert von Rechtschreibung und Grammatik zur Zeit ganz deutlich zu sinken – übrigens parallel zu den sogenannten „Sekundärtugenden“, ein gewisser Kulturverfall ist hier offensichtlich. Selbst in Arbeiten von Studenten, von denen ich im Moment recht viele lese, kann man teilweise nicht mehr nachvollziehen, was der Inhalt des Gesagten sein soll. Und spätestens dann schlagen Mängel in der Form voll auf die Sache selbst durch – auch ein Ergebnis der Schlechtschreibreform.

  5. jessy

    @Krischan: in meinem wörterbuch Langenscheidts „Deutsch als Fremdsprache“ ist Email neutral, also DAS Email… könnte die deutsche sprache nicht verwirrender sein???? :-/

  6. jessy

    E-Mail [] das; -s, -s; EDV;
    1 das Senden und Empfangen von elektronischen Nachrichten über Computer
    2 eine solche elektronische Nachricht

    (c) 2003 Langenscheidt KG Berlin und München

  7. grapf

    @Jessy: das weibliche an E-Mails im deutschen Umgangssprachgebrauch liegt bestimmt an dem Eindruck, daß Frauen einfach gesprächiger sind ;-)

  8. jessy

    tja, soll ich das e-mail oder die e-mail sagen?! ich mache so: wenn ich spreche sag ich die e-mail, aber wenn ich schreibe das e-mail… weil ich mein wörterbuch vertraue… =) deutsche sprache schwere sprache… UND, ich habe gelernt, dass fremdwörter neutral sind… wir ausländer können es besser! ;-D

  9. nickelartist

    hahaha, sehr schön! musste laut lachen, als ich das alles hier gelesen habe… ;-)
    ja, und wie schnell man doch ins fachchinesisch abdriften kann… wenn ich z.b. mit kunden telefoniere, und denen was von „server“, „url“, „editor“, „css“, „header“, „validität“ oder „cms“ erzähle… für mich selbstverständliche begriffe, für die kunden aber nicht… ;-)
    da fühlt man sich manchmal schon fast wie ein dolmetscher. oder dolmÄtscher. hihi…

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