Warum veröffentliche ich meine Photos?

Mein erstes Photoblog hat heute Geburtstag. Vor sieben Jahren genau fing ich dieses Spielchen an und kann es seitdem nicht lassen. Ich nannte es photo.grapf.de und es basierte auf pMachine, einer Blogsoftware, die ein paar Jahre später in ExpressionEngine überging. Lange bevor das geschah, sattelte ich allerdings auf WordPress um. Und dabei ist es bis heute geblieben.
Nur der Name ändert sich gelegentlich. Aktuell heißt es déjà rue.
Die Themen meiner Photos unterliegen ja auch einem gewissen Wandel. Zur Zeit liegt mein Hauptaugenmerk auf der street-Photographie. Da es ja eigentlich fast nichts gibt, was nicht schon einmal photographiert wurde (aber eben nicht von jedem…), wollte ich genau das im Namen unterbringen, beides.

Hinter diesen kleinen Veränderungen stehen immer auch die grundsätzlichen Fragen: warum mache ich das eigentlich? Was ist an street-Photographie so toll? Warum bleibe ich nicht einfach dabei, Kinder und Alltag zu knipsen und die dabei entstehenden Bildchen den lieben Verwandten zu zeigen? Was bringt es mir wirklich, der weltweiten Öffentlichkeit meine Bilder zu zeigen, um dafür hier und da einen höflichen Kommentar zu bekommen – meist aber doch erst, nachdem ich gewisse Vorarbeiten durch Kommentare in andern Photoblogs, bei den KollegInnen quasi, geleistet habe. Schreibst du mir was, schreib ich dir auch was.

Steckt dahinter dann doch noch etwas anderes: das Bedürfnis, etwas Bleibendes zu produzieren, eine Erinnerung, die über den einzelnen Moment hinausgeht? Ein Mosaik aus einzelnen Augenblicken, das sich zu einem Bild von bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten zusammenfügt?

Möglicherweise ist es nur die schlichte Eitelkeit, die mich dazu verleitet, ausgerechnet meinen beschränkten Blickwinkel für erhaltenswert zu erachten. Daß ich mit dieser Marotte nicht allein bin, wertet das Unterfangen nicht unbedingt auf.

Schon heute ist das Angebot an Photo-Streams im WWW so umfassend, daß es so etwas langweiliges und unaktuelles wie google-streetview eigentlich gar nicht bräuchte. Blogger und Flickrer sind viel schneller, umfassender und direkter – und zeigen keine Scheu, Inventar und Menschen vor Ort mit aufs Bild zu bringen.
Ein Strom aus Bildern, der uns mit nur geringer zeitlicher Verzögerung letztlich den Spiegel vorhält, den subjektiven Spiegel derer, die auf der anderen Seite auf diesem Bilderstrom ihr Leben leben.
Vor allem auf Urlaubsreisen, mittlerweile aber auch immer mehr im Alltag mehrt sich der Eindruck, wir lebten eigentlich nur noch dafür, uns für unsere Photos in Szene zu setzen. Die Kamera ist immer dabei, wir knipsen Freunde, uns mit unseren Freunden, alle möglichen Situationen – und all das landet in kürzester Zeit auf irgendeiner Internet-Plattform. Oder ist das nicht nur Eitelkeit, sondern steckt dahinter auch die Befürchtung, daß all unser Tun unbeachtet und wirkungslos bleibt, wenn wir es nicht dokumentieren und wie ein Plakat auf einer Demo für uns selbst vor uns hertragen?

Ich denke, es geht um weit mehr als die Frage nach Privatheit versus staatlicher oder privatwirtschaftlicher Kontrolle. Es geht auch darum, was wir uns einbilden, wer oder was wir eigentlich sind – und wie diese Einbildung durch ihre ununterbrochene Abbildung außer Kontrolle gerät, aus unserer eigenen.

Ihre / Eure Meinungen dazu würden mich brennend interessieren.

Berlin im August 2010

Die körperlichen Malaissen, insbesondere mein noch immer verknackstes ISG (Kreuz!) sind von Anfang an eine Hypothek. Auch verdauungsmäßig ist es nicht so einfach.
Aber das größere Problem ist, daß mir gefühlsmäßig der innige Draht zu Berlin irgendwie abhanden gekommen ist.
Diesmal bin ich in Friedrichshain im Gold Hotel am Wismarplatz, habe dort ein nettes kleines Zimmer im 5.OG mit schönem Blick auf ein riesiges ruhiges Hinterhof-Areal. Ich kann da mühelos ohne Stöpsel schlafen. Das Bett tut meinem Rücken gut.
Ich laufe auch einige Zeit am Ostkreuz rum, wo es sich seit März nicht groß verändert hat. Die Südbrücken-Relikte stehen noch genauso wie die alte Brücke überm Eingang Sonntagstraße. So gibt es tatsächlich immer noch alte Bildperspektiven und somit quasi Bezugspunkte. Auch auf Bahnsteig D gibt es noch einzelne Blickwinkel, die einen beinahe ignorieren lassen, was schon alles fehlt.
Aber es fehlt halt doch. Das unbeschwerte Rumflanieren auf dem alten Ringbahnsteig, auf A oder auch auf D und E, wo man aus jeder Perspektive immer so schön Leute photographieren konnte, das geht einfach nicht mehr.
Das Leute Photographieren ging aber auch sonst nicht. An der Warschauer Brücke habe ich quasi kein einziges Bild gemacht. Und in den Straßen von F’Hain oder Neukölln ist es mir auch nicht gelungen, meine Bilder mit Personal auszustatten. Mir fehlte der Mut und die entsprechende Verfassung.
Am Freitag Abend bin ich nach dem Hotel-Einchecken erst mal in der Sonntagstraße Pizza essen gegangen, dann im einsetzenden Nieselregen Spaziergang auf die Neue Kynaststraße neben das Ostkreuz, dann in den Kaskel-Kiez, wo es cool aussieht, über den guten alten Nöldner-Platz weiter noch in den Weitling-Kiez. Da scheint es im Dunkeln immer noch so auszusehen wie vor 12 Jahren. Was ich irgendwie sehr positiv finde. Das Wetter macht es aber leider so ungemütlich, daß ich von einem längeren Rundgang absehe. Während ich gerade eine sehr lauschig altmodisch spießige Eckkneipe photographiere, telefoniere ich ganz reizend mit Elisa, die von Klassenfahrt zurück ist. Das ist schön!
Mitten auf den schönen Bahnsteig des Nöldnerplatzes hat die DB einen protzigen und häßlichen Verkaufscontainer gestellt, der die Atmosphäre des Bahnhofs mehr oder weniger zerstört. Für sowas haben sie ja ein unüberbietbares Talent.
Dann zieht es mich irgendwie noch zur U1, um zur Kurfürstenstraße zu fahren. An der Warschauer Brücke kaufe ich mir ein Staropramen, zische es weg und versuche ein paar wartende Damen abzulichten, bin aber zu schisserig dabei. Das wird einfach gar nix.
In der U1 ist es nett, gibt wie immer wirklich viel zu sehen. Aber leider fährt sie nur bis Möckernbrücke, danach ist Ersatzverkehr. Und darauf hab ich keinen Bock. Also fahr ich einfach wieder zurück und latsche von der Warschauer durch die Partymeilen von F’Hain zum Hotel zurück. Bin sehr erstaunt, wie sich F’Hain verändert hat. Nicht nur, daß überall Partymeile ist, auch die Geschäfte! War die Warschauer Straße früher ein Sammelsurium von Ramschläden, die sicher oft von Russen betrieben wurden, so ist jetzt jeder dritte Laden ein Kiosk bzw Spätkauf, dazwischen schicke Läden und natürlich Internetcafés – wer immer sowas noch braucht…
In den Kneipen sitzen die Leute alle draußen. Entsprechend laut ist es in den Straßen, ganz besonders natürlich in der Simon-Dach-Straße, die ich seit 10 Jahren kenne, die damals die einzige Straße war, in der man ausgehen konnte. Heute ist sie dafür immer noch Hauptstraße und Mittelpunkt und offenbar Paradigma, da ähnliche Kiezwandlungen in anderen Stadtteilen mittlerweile danach benannt werden: Simondachisierung

Samstag
Der Frühstücksraum im Gold Hotel ist etwas zu klein. Von den Gästen bin ich der zweitjüngste. Es könnte etwas mehr Obst geben, ansonsten ist am Frühstück nichts auszusetzen. Für 5 Euro schon mal gar nicht!
Vormittags streife ich durch Friedrichshain und entdecke viele photographierenswerte Kleinigkeiten, fahre dann von Warschauer Straße über Ostkreuz nach Karlshorst, BBhf Rummelsburg und zurück und nochmal los nach Baumschulenweg, wo ich auch ein bißchen rumlaufe. Den Bahnhof renovieren sie tatsächlich sehr liebevoll, bauen viele Details der alten historisierenden Architektur wieder mit ein. Wird sicher mal richtig schön in ein paar Jahren…
Von dort dann mit der S-Bahn nach Hermannstraße und mit der U8 bis Boddinstraße. Ich suche die Flughafenstraße, um ein altes Photo von 1980 wiederholen zu können. An der U-Bahnstation scheine ich unmittelbar schon richtig zu sein. Die Kreuzung Flughafenstr/Hermannstr hat sich in ein paar Details in den 30 Jahren dann doch so verändert, daß ich sie eigentlich nicht wiedererkenne. Aber natürlich ist auch die Jahreszeit eine andere – und alles Zubehör, die Autos zum Beispiel und die Reklame an den Häusern… All diese Riesenwerbeflächen, man hat sich inzwischen so dran gewöhnt. 1980 gab es sowas einfach nicht.
Ich laufe dann noch paar Meter weiter runter bis in die Reuterstraße. Gefällt mir gut dort der Kiez. Etwas sehr rein türkisch geprägt zur Zeit, aber dadurch natürlich auch sehr lebendig.
Mit der U8 weiter zur Hermannstraße, dann S bis Südkreuz und von dort weiter nach Norden bis Wollankstraße, wo ich in die S1 bis Wittenau umsteige.
Mittagessen bei Hildi und seiner Familie. Sehr nett und lieb alle, entzückende Kinder.
Dann los mit Hildi in den Prenzlauer Berg. Von Bornholmer Straße laufen wir übern Schwedter Steg und druch die Kopenhagener Straße zum Lichtmal, wo wir einen leckeren Cappucino trinken. Weiter über Schönhauser und Eberswalder bis Mauerpark, isses aber nich so da, deshalb mit Tram und U2 zum Gleisdreieck, wo ich eigentlich gern auf „das Gelände“ würde. Es ist aber eigentlich schon zu dunkel dafür und ich finde den Einstieg auch nicht mehr. Deshalb weiter mit der U1 zum Görlitzer Bahnhof und die Oranienstraße rauf und runter. Lichter photographieren. Und blaue Stunde.
Dann wirklich gut essen im Shanti. Dabei wird mir allmählich sehr kalt. Und irgendwie ist es dann auch ganz schnell Mitternacht und wir gehen zurück zur U-Bahn. Ich bringe Hildi noch zum Kotti, fahre dann zur Warschauer und mit der S-Bahn zum Ostkreuz und streife noch durch die dunklen Straßen von F’Hain. Ist schließlich schon wieder mein letzter Abend in Berlin. Ich mag noch nicht ins Hotel. Aber so allein inmitten der Partygeräusche ist es dann doch nicht so richtig nett.

Sonntag
Das Frühstück ist definitiv unangenehm. Der Frühstücksraum ist proppenvoll und die Rentner heute irrsinnig laut. Man kann seine eigenen Gedanken nicht mehr verstehen. Vor allem so eine mit holländischem Akzent ratschende graue Tante hinter mir macht mich völlig kirre.
Ich beeile mich da wegzukommen, mache dann ein paar schön depressive Regenfotos an der Boxhagener Straße und fahre zum Ostbahnhof, mich von Teilen meines Gepäcks zu entledigen. Im Ostbahnhof haben sie angefangen den „Ost-Tunnel“ zu sanieren, wo die Gepäckaufbewahrung ist. So kann man dort schöne Umwege latschen.
Dann mit Bus zum Bethaniendamm, wo ich den Anschluß-Bus verpasse. Im Regen latsche also zu Fuß die endlose Köpenicker Straße entlang, weiter die Schlesische, dann am Heckmann-Ufer, über die Görlitzer-Eisenbahn-Brücke rüber nach Alt-Treptow, die Lohmühlenstraße bis zur Brücke nach Neukölln, das Maybach-Ufer weiter, in die Pannierstraße, über die Sonnenallee rüber bis zur Reuterstraße und diese bis zur Flughafenstraße, darauf weiter zum Columbiadamm und dann hinein in die Fontane Straße, Schillerpromenade, Selchower Straße und Mahlower Straße. Was für ein Kiez dort. Beeindruckt mich immer wieder!
Aber nach dieser endlosen Latschnummer (ca. 6 km) hab ich auch erstmal genug. Ich fahre mit U8 direkt zum Rosenthaler Platz, wo das neue Hotel zwischen Brunnenstraße und Weinbergsweg zumindest als Gebäude fertig ist. Damit hat dieser Platz natürlich sein Gesicht sehr deutlich verändert. Er ist nun verdammt modern. Oder sollte man sagen: beliebig? Er wird halt nur noch geprägt von Kommerz und Verkehr – nicht mehr vom Flair einer im Wandel befindlichen Mitte. Das zeichnet sich schon seit Jahren ab, klar. Aber schade ist es immer noch. Was wird wohl aus all den Hotelbetten werden, wenn Berlin mal nicht mehr Europäische Partyhauptstadt ist? Und die wird es ja vermutlich nicht mehr lange bleiben, wenn das Flair weiter so vernichtet wird wie in den letzten 10 Jahren.
Ich laufe den Weinbergsweg hinauf, kehre in der Kastanienallee bei einem Libanesen ein, esse dort wirklich äußerst lecker bei zu lauter Musik und werfe im Anschluß einen Blick in die Oderberger, die nun saniert werden soll. Der Straßenbelag soll denkmalgerecht aufgearbeitet werden. Die kriegens schon richtig gut da, die Oderberger. Man riecht förmlich, wieviel Geld da inzwischen sitzt.
Auf dem Flohmarkt am Mauerpark erwische ich eine regenfreie halbe Stunde, muß mir schon viel Mühe geben, nicht in eine der vielen Riesenpfützen zu treten, bleibe bei 3 Ständen stehen, wo es künstlerische Berlinfotos zu gucken gibt. Die gefallen mir aber alle nicht wirklich. Ob ich mich da mit ein paar meiner Bilder mal hinstellen sollte? Ich würde es wahrscheinlich nicht lange aushalten zuzugucken, wie die Leute ohne wirkliches Interesse meine Ständer durchblättern und wortlos weiterziehen. Wie das eben so läuft auf den Märkten. Und wenn jemand doch Interesse hat, dann muß allein schon aus sportlichen Ambitionen jeder noch so niedrige Preis weiter gedrückt werden.
Nee, das wär’s nicht. Zugleich sähe ich als Besucher gern viel mehr solcher Stände dort.
Mit der Tram fahre ich zur Warschauer Straße und von dort noch einmal zum Ostkreuz, schlendere ein paar Minuten auf dem Ringbahnsteig rum im Versuch, Leute unter den gewaltigen Wolkengebilden zu photographieren. Das wird aber nix. Hab nicht mehr die Geduld. Und die Kontraste sind zu heftig. Und mein Zug fährt bald.

Silly im KWP, 2. Aufzug










(alle Photos mit Canon Powershot G6)

Die Bühne wurde verbreitert und erhöht, die Lautstärke kräftig angehoben und der Abstand zum Publikum deutlich vergrößert. Leider. Und die Musik ihrer neuen CD „Alles rot“ reicht für meinen Geschmack so gar nicht an frühere Größe der Songs heran. Stark sind Silly, wenn sie ihre eigene Vergangenheit heraufbeschwören. Das paßt vielleicht auch zum Publikum am besten.

Mal 1 Plümelein


so zwischendurch, um auch mal wieder was zu sagen.
Das Bild entstand eigentlich so richtig im Vorbeigehen an eben dieser Plüte, bei der Besichtigung eines enorm schönen Gartens in heimatlicher Nähe. Ich war sehr angetan von den vielen und vor allem vielen verschiedenen Insektenarten, die von den Pflänzen dieses Gartens angezogen wurden. Und weil ich zu Dokumentationszwecken die Kleinknipse sowieso in der Hand baumeln hatte, kam dieses possierliche Kerlchen hier gleich mit drauf. In Lightroom und so noch etwas aufgepeppt – und schon haben wir ein hüpsches Plümschenknipserpildchen, gell?

Schweden-Nachlese

Besondere Highlights waren schon mal die Hinfahrt bei 37,5° auf der Autobahn, das WM-Spiel um den 3. Platz abends in Lübeck und die unaufgeregte, um nicht zu sagen sehr entspannte Fährenüberfahrt von Travemünde nach Trelleborg. Alles sehr unstressig, etwas mehr Aufregung hätte auch nicht geschadet.
Die südschwedische Landschaft fand ich schnell eher langweilig, ähnelt großteils der Lüneburger Heide.
Die Straßen führen durch sehr wenige Städtchen, die man nur schwer auseinanderhalten kann, weil sie alle von den typischen meist roten schwedischen Holzhäusern geprägt sind und kaum herausragende andere Gebäude haben.
Die Ostsee präsentiert sich wie in Meck-Pomm auch: größtenteils harmlos, zum Baden eher arg kühl und nicht so richtig einladend sauber. Der Sand, wo es welchen gibt, ziemlich grob.
Die Campingplätze sind sehr von Wohnwagen und Wohnmobilen überlaufen, Zeltanteil deutlich unter 10%. Meistens gibt es nur 1 oder höchstens 2 Sanitärblocks, so daß man gerade von den Zeltwiesen aus oft sehr lange Wege hat. Das ist ganz schön lästig. Ganz besonders, wenn man gefühlte 10 Minuten zu einem Kloshaus gelatscht ist, dieses dann wegen Reinigung (morgens um 9!) geschlossen vorfindet, so daß man dann gefühlte 25 Minuten zum anderen Klohaus latschen muß…
Schweden sind freundliche und ruhige Zeitgenossen, kennen auf dem Camping aber keine Ruhephasen, laut redend über den Platz stöckeln geht auch um 2 Uhr nachts offenbar ganz schmerzfrei. Was vielleicht auch daran liegt, daß es nie richtig dunkel wird im Sommer. Das übt eine gewisse Faszination aus, aber man kann halt auch nie Sterne gucken – und der Biorhythmus hat ordentlich daran zu knapsen.
Insofern war dieser Urlaub schlafmäßig alles andere als eine Erholung.
Wirklich schön ist es in Stockholm. Mal vom Preisniveau abgesehen, das dort schon ziemlich unglaublich ist, nur noch getoppt von Kopenhagen – aber dazu später mehr. Einmal U-Bahn fahren in Stockholm kostet mehr als 3 Euro. Das sogenannte Stockholm-Ticket, das auch Eintrittsgelder für diverse Museen beinhaltet, kostet für 3 Tage gut 60 Euro. Nur mal zum Vergleich: ein entsprechendes 3-Tage-Ticket in Berlin kostet gut 20 Euro.
Mit Restaurant-Preisen und allgemein Lebensmittelpreisen ist es ähnlich.
Aber man kann in Stockholm campen, vom sehr empfehlenswerten Campingplatz Bredäng mit der U-Bahn in die Stadt fahren und hat auf dem Campingplatz eine in 5 Minuten zu Fuß erreichbare richtig tolle Bade-Möglichkeit im Mälarensee. Wo gibt es sowas sonst?
Die Stadt ansonsten ist einfach schön, hat viele imposante und glanzvolle alte Häuser, ein paar coole Plätze (zB Slussen!), wo sich das Leben abspielt, viele sauteure Geschäfte, eine für Touris optimal aufgemotzte Altstadt (gamla stan) – und überall ist Wasser. Stockholm quasi ist eine Ansammlung bebauter Schären, die durch Brücken und Fähren miteinander verbunden sind. Es ist nicht ganz einfach sich zu orientieren, was auch durch die so lange sehr schräg stehende Sonne nicht einfacher wird.
Also ich hätte mühelos auch wesentlich länger als 4 Tage dort bleiben können, nach einem Lottogewinn etwa gar keine Frage…
Die Fahrt mitten durch, an den großen Seen vorbei und so – größtenteils langweilig. Abends Mücken.
An der Westküste sind die Schären deutlich spannender als im Osten, weil überwiegend kahl. Wir sind dort einen Tag gepaddelt und fanden das alle richtig schön. Leider war es dort nicht mehr so warm wie zuvor im Osten, wir hatten außerdem einen fiesen langen Regentag, der eigentlich nur dank per WLAN ins Zelt gefunkte Internet erträglich wurde.
Ein letzter Höhepunkt war Kopenhagen, wo mich vor allem der Fahrradverkehr echt beeindruckt hat. Wer immer davon redet, unsere Städte, Göttingen etwa oder Münster, seinen fahrradfreundlich, dem kann man nach einem Besuch Kopenhagens nur noch ein Hohngelächter entgegnen. Dort gibgt es durchgängig breite Fahrradsupren auf beiden Straßenseiten, fast überall bestens ausgebaute wirklich fahrradfreundliche Verkehrsführung – und wirklich richtig viel Fahrradverkehr, sehr viel auch in Christiania-Rädern: 3-Räder mit großem Ladebottich vor dem Lenker. Ich sah mehrmals Männer, die darin ihre Frau und Kinder transportierten, wobei in einem Fall die Frau ihre beiden gegenüber sitzenden Kinder aus einem Glas fütterte. Leider war ich zu geplättet von diesem Anblick, um schnell genug meine Kamera in Anschlag bringen zu können.
Ich hatte nur einen Abend und einen Tag in Kopenhagen, derweil die liebe Familie sich im Freizeitpark Backen amüsierte. Und ich kam aus dem Stadtteil Nørrebro nicht heraus. Der ist so, wie ich Stadtteile mag: fast ausschließlich Altbaubestand, viel buntes, alternatives Leben, in das man überall nur direkt eintauchen möchte.
Der Campinplatz dort entspricht leider nicht mitteleuropäischen Erwartungen an Hygiene oder gar Komfort. Die Sanitärs spotten jeder Beschreibung, die Preise ebenfalls: für zwei Nächte (2 Erwachsene, 3 Kinder) zahlten wir 85 Euro. Für 2 Nächte kann man das mal in Kauf nehmen, für länger sicher nicht.
Auch sonst: so einen Schweden-Urlaub stecke ich weg, noch einen so schnell aber sicher nicht.

das mit der Kondition

Es ist schon erschreckend, wie schnell Kondition verschwindet, wenn man nicht ständig an ihr arbeitet. Wegen Urlaub und Hitze und allen möglichen anderen fadenscheinigen Gründen habe ich das Laufen vor allem im Juli doch arg schleifen lassen. Das merke ich jetzt böse. Am Sonntag bin ich das erste Mal wieder „normal“ gelaufen, also achteinhalb Kilometer. Das habe ich so gerade eben überhaupt geschafft. Drei Gehpausen mußte ich einbauen und die Beine fühlten sich an wie sehr wackeliger Pudding.
Heute Morgen war es gar nicht so sehr Pudding, sondern eher ein Gefühl von Lähmung. Es dauerte endlos, bis ich mal so annähernd locker laufen konnte, wenn überhaupt. Immerhin habe ich 8 km ohne Gehpause hingekriegt.
Also ab jetzt wird da wieder eine Regelmäßigkeit eingeführt. Und eigentlich will ich auch endlich mal wieder 10 km hinkriegen. Locker und mit Spaß dabei und deutlich unter einer Stunde.

Rainy day

Dank öffentlichem wlan geht das Bloggen sogar vom Zelt aus, auf einem Campingplatz nördlich von Göteborg mitten in den schwedischen Schären. Mit 2 beachtlichen Nebensonnen und einem hübschen Circumzenitalbogen – oder wie so ein Ding ornithographisch korrekt heißt – kündigte es sich gestern an: arg frische Luft, eine unangenehm steife Brise und – Regen. Was man so liebt als Camper.

Die ersten beiden Wochen war das Wetter schön: viel Sonne, viel warm, lediglich mal 1 Tag mit Regen und Gewitter. Aber jetzt scheint die hochsommerliche Phase beendet.

Und sonst? Gibt ja viel Gegend hier. Viel gleichförmige. Viele Fichten und Birken, viele Blitzer an den endlos langweiligen Straßen, auf denen ich mich immer wieder frage, warum wir so weit auf ihnen fahren, bringen sie uns doch an nicht wirklich andere Orte.
Außer Stockholm. Das ragt heraus und beeindruckt – überwiegend positiv. Nur das Preisniveau schreckt ab, das sogar gründlich. Aber Schönheit von Architektur, Lage am Wasser und der Sommermode 2010 reißen es mehr als raus.

Heute aber Scheren im Rägen. Graue kalte Tristesse.

Ach diese Wärme

Es ist elf Uhr abends und ich sitze nur in kurzer Hose am Schreibtisch. Alle Fenster im Haus sind weit geöffnet. Trotzdem ist es immer noch so warm, daß an Schlaf noch lange nicht zu denken ist. Aus den Gärten rings umher dringen gutgelaunte Stimmen und Gelächter.
Morgen geht’s in Urlaub. Ist das schön!

Es ist heiß

Morgens um 10 in der Sonne schon 40 Grad. Um 12 Uhr im Schatten fast 29°.
Man sitzt nur in kurzer Hose und schwitzt vom Atmen.

Weißt du, wie wir abends


schnell zum Baden gingen…

Schwarz war der See

Und kein Mensch in der Näh.
Und kaum angekommen
sind wir weit hinausgeschwommen
wollten vor Glück nicht ans Ufer zurück
(Hermann van Veen)

Sommer

Es ist Sommer, plötzlich, endlich, so richtig auf einmal.
Dieser Luxus draußen frühstücken zu können. Zum Beispiel.
Das nicht enden wollende Amselkonzert am Abend.
Der laue Hauch der Sommernacht, der einem auch um Mitternacht Schweißperlen von der Stirn rinnen läßt.
Endlich.

Danke!

Ätsch, Italien

War sehr erfreulich die letzten hoch spannenden Minuten mit anzusehen, wie gut sich die Slowakei geschlagen hat.
Und daß Italien in der Vorrunde rausfliegt, scheint mir mehr als angemessen, wenn ich mich nur ein wenig daran erinnere, unter welchen Umständen sie vor 4 Jahren Weltmeister wurden. Das italienische Theater wird mir nicht fehlen.