Sylvester


Nach dem morgendlichen Brötchenholen bei zwei verschiedenen Bäckern besuche ich im weiteren Verlauf noch 2 Aldi-Märkte, 1 Tegut und 2 Rewes, bis endlich alles zusammen ist, was man üblicher- und zweckmäßigerweise für das Überleben so eines endlosen Sylvester-/Neujahrswochenendes benötigt. Die Gattin staunt, wie gelassen ich das hinnehme. (Ich auch.)
Mir fehlt dabei ein bißchen die Gelegenheit zum vor mich hin Träumen und gute Vorsätze fassen. Aber zwischen den noch anstehenden Vorbereitungen für den Abend, dem Einsetzen der alljährlichen Fernsehprozedur und dem Abböllern im Nieselregen auf Schnee ergibt sich ja vielleicht die eine oder andere Schrecksekunde, in der ich die Höhen und Tiefen von 2010 mal eben Revue passieren lassen und mich auf die Highlights von 2011 freuen kann.
Jedenfalls endet dieses Jahr (bis jetzt) mit einem guten Gefühl. Wenn das nächste so anfängt, gibt es nur Gründe, laut und vernehmlich Danke zu sagen.

Im Schnee unterwegs


Mit dem Rad fahren ist in diesen schneereichen Tagen nicht nur kein Vergnügen, sondern einfach auch gefährlich. Die Radwege werden nicht mehr geräumt, da fühlt sich die Stadt entweder nicht mehr zuständig oder es mangelt an Geld oder Material oder gar Personal oder beidem –
Also Bus fahren. Kann man machen. Aber Spaß macht das bestimmt nicht. Die meisten Bus-Linien fahren in Göttingen nur alle halbe Stunde. Wenn man das also nicht einigermaßen genau abpaßt, steht man unter Umständen lange dumm rum und wartet. Und fängt an zu frieren.
Also gehe ich zu Fuß. Und entdecke gar nicht unbedingt die Freuden der Langsamkeit oder dieser neumodischen „Entschleunigung“ (blödes Wort ja übrigens), sondern Freude an anderer Bewegung als sonst und an Einblicken, die ich beim schnellen Vorbeiradeln nie wahrnehme. Das macht richtig Spaß.

Mehr Winter, bitte!

Nachts scheint der Mond auf den Schnee und hüllt alles in einzigartiges Licht, wirft lange blaue Schatten und verteilt knackende -17° auf die Stadt und über das Land. Die Heizung würde kochen, wenn man den Regler nicht etwas runterdrehte. Eigentlich habe ich Lust jede Menge Photos zu machen, aber da würden mir dann vielleicht doch die Finger etwas zu steif – oder wahrscheinlicher: der Akku der Kamera schlapp machen.
Morgens ist es deutlich wärmer: angenehme -11°. Und: es schneit wieder.
Mit dem Fahrrad schliddere ich über all die nicht geräumten Rad- und Fußwege, neben mir der Autostau im frierenden Stillstand. Kleine scharfkantige Flocken treffen zwischen Kapuze, Stirnband und Schal mein Gesicht. Alle paar Meter muß ich anhalten, meinen rechten Handschuh ausziehen, die Knipse aus der Brusttasche zerren und knipsen. Ich bin völlig begeistert.

So darf es bitte weitergehen!

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch
  • Beitrags-Kommentare:4 Kommentare

wofür es sich lohnt

Früh aufstehen ist oft schweineschwierig. Im Winter im Dunkeln ganz besonders. Und nach knapp 6 Stunden Schlaf – huuuh!
Aber dann auf tief verschneiten Wegen laufen, den Geruch nach klarer Kälte und Schnee in der Nase, die Ruhe in der Stadt vor dem Einsetzen des Berufsverkehrs, nicht einmal Schneeräum-Mafia unterwegs.
Und schließlich Dehnübungen auf Isomatte im Schnee und direkt über mir der Große Wagen, rechts darunter funkelnd Arcturus, hinter mir ruht majestätisch der Löwe und überm Dach des Nachbarhauses strahlt Venus.
In so einem Moment ist es gar nicht kitschig, wenn dann auch noch durch den Großen Wagen eine kleine Sternschnuppe huscht – und mir spontan ein Wunsch dazu einfällt.

Schnell unterwegs

Ist doch schon sehr genial, in einem bequemen schnellen Zug zu sitzen, Oceansize zu hören und Berlin entgegen zu brausen. Derweil die Landschaft draußen blau vorbei schneit. Der ICE fährt über Hannover, aber ohne da zu halten. Nächster Halt erst Spandau. Warum Hannover?!

Sehr ruhige Stimmung im Wagen. Wir sind pünktlich, während alle andern Züge weit und breit fett Verspätungen haben. Wie ausgenommen aus dem normalen Ablauf des Universums.

16:38 und fast ganz dunkel.
Draußen etwa -8 Grad und sehr eisiger Wind.

Ich hoffe, es wird so romantisch in Berlin wie die Musik, die ich höre. Dunkel mit Lichtern. Kalt mit vielen Wärmepunkten und berührenden Blicken. Und ein paar fetzende Photos möchte ich machen.

20 Minuten vor Spandau bleibt der Zug stehen. Die engagiert klingende Lautsprecherstimme sagt, es gebe einen noch unbestätigten Personenschaden im Streckenabschnitt vor uns. Sobald sie über weitere Informationen verfüge, werde sie.
Ein Raunen geht durch den Wagen, fast alle Reisenden haben auf einmal ihr Handy am Ohr und geben die unbestätigte Nachricht weiter – als unkonkrete Verspätungsankündigung.

Die Heizung bleibt laufen, die Stimmung aber ist umgeschlagen. Obgleich es für niemanden etwas zu tun gibt, wirken alle plötzlich hektisch. Obwohl die Fahrt ja länger als vorgesehen dauern wird, scheint sich jeder jetzt beeilen zu müssen. Womit? Wofür?
Ich habe keine Geduld mehr Musik zu hören.

Den Hauptbahnhof erreicht der Zug mit einer dreiviertel Stunde Verspätung. Ich habe trotzdem unmittelbaren Anschluß an das S-Bahn-Chaos der Hauptstadt, das mich nicht davon abbringen wird, den Schnee und den Glanz des Vorwhynachtlichen in vollen Zügen zu genießen.

Isch kenne die!

Die Aigner und der de Maizière wollen uns beschützen vor bösen Gesichtserkennungsdiensten. Ist das nicht nett? Gerade haben wir erfolgreich durchgesetzt, daß google streetview uns nicht durchs Wohnzimmerfenster gucken darf und, was es da sieht, im Internet erfahrbar macht. Wir dürfen virtuelle Verpixelungsvorhänge zuziehen.
Als nächstes müssen wir verhindern, daß Leute uns mit ihrem Telefon auf der Straße photographieren, um dann direkt bei google-face-detection nachgucken zu können, wer wir sind.

Gesichtserkennungssoftware ist ja nichts neues, man macht sich nur selten wirklich klar, was damit eigentlich möglich ist. Picasa oder Photoshop Elements (u.v.a.) können längst Gesichter wiedererkennen. Und wenn diese Einsteigerprogramme das schon recht zuverlässig hinbekommen, wieviel mehr dann erst professionell eingesetzte bei Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten. Überall stehen Videokameras, die uns pausenlos dabei filmen, wie wir auf die U-Bahn warten, wie wir die Fußgängerzone entlang latschen, wie wir irgendwelche öffentlichen oder auch „wichtigen“ privaten Gebäude betreten. Wie wir am Geldautomaten Geld abheben oder irgendwo auf der Autobahn fahren. Und wer an Demos z.B. gegen Castor-Transporte teilnimmt, wird von an Drohnen befestigten fliegenden Kameras erkennungsdienstlich behandelt.

Wahrscheinlich ist es bislang eher noch ein Problem der irrsinnigen Datenmenge. All die Grillionen Gesichter, denen Namen zugeordnet und die dann benamst in Datenbanken mit Daten und Orten gespeichert werden müssen. Aber dank google’scher Suchalgorithmen ist es sicher kein ernstes Problem, dieser Datenmengen Herr zu werden.

Wenn die das aber dürfen, die Polizei und der BND, die CIA und NSA und wie sie alle heißen, warum muß dann der Bürger auf der Straße vor seiner Mitbürgerin beschützt werden? Und wenn wir sowieso alle (oder fast alle) in ipernity, auf flickr und erst recht auf facebook und twitter pausenlos vor uns hin brabbeln, wo wir gerade sind und was wir gerade tun, warum ist es dann plötzllich „gruselig“, wenn Erich Mustermann, der uns auf der Straße begegnet, in seinem Handy mal kurz nachgucken kann, wer ich bin, der ihm da gerade begegnet ist und so mürrisch geguckt hat? Vielleicht lehne ich mich eh an die nächste Hausecke, hole mein Eifon raus und vermerke in facebook, daß mir gerade Erich Mustermann begegnet ist und mich mit seinem Handy geknipst hat und daß ich deswegen jetzt schlechte Laune habe. Und er findet nach erfolgreicher Gesichtserkennung meinen facebook-Account und meinen jüngsten Eintrag. Gibt es dann eine virtuelle Rückkopplung? Oder gehen wir beide ein paar Schritte zurück, aufeinander zu, schütteln uns die Hände und versprechen uns, uns gegenseitig als Freunde zu adden?

Wer gern stalkt, dem stehen bei den bereits vorhandenen Diensten schon unendliche Welten offen, er hat nur die Qual der Wahl, wo er anfangen soll. Die Gesichtserkennung nun wieder mal als besonders gruselig herauszupicken, wird bestenfalls dazu führen, daß street-Photographie endgültig unmöglich wird, weil jeder gleich denken wird, man wolle ihn ausspionieren. So wie mich schon zahlreiche Hausbesitzer ziemlich seltsam angequatscht haben, weil ich ihre Fassaden auf meine Bilder aufgenommen habe.

Die Regierung möchte die öffentliche Gesichtserkennung offenbar doch lieber ausschließlich im staatlichen Gewaltmonopol wissen, alles andere ist zu gruselig.

Und wir – je mehr wir von uns zeigen, desto weniger wollen wir gesehen werden.

Winter eingeläutet

Für die Jahreszeit irgendwie arg früh wurde zum vergangenen Wochenende der Winter eingeläutet. Mit Schnee und Dauerfrost und der wahnsinnig vermißten, nun aber endlich wieder geschaffenen Möglichkeit sein Glück auf dem Whynachzmarkt zu suchen und es vielleicht in Form gebackener Mampfeln zu finden. Wer weiß?

streaming auf dem PC

Wie bring ich meinem Computer bei, daß er Bilder und Videos dem Fernseher zum Abspielen übergibt?
Mal hier gucken: http://blog.tim-bormann.de/windows-7-streaming-dlna-konfigurieren.html

  • Beitrags-Kategorie:Allgemein
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Sonntag Abend am Göttinger Bahnhof




Leider nur Handy-Photos in Ermangelung einer besseren Kamera. Andererseits – durch die fehlende technische Perfektion haben diese Bilder für mich wieder einen neuen, ganz eigenen Reiz.

Die Läuferin am Wall


Das paßt doch: seit fast zweieinhalb Jahren zum ersten Mal wieder eine Wallrunde gelaufen, nicht im Nebel sondern unterm Mond – nicht minder schön.
Um die Entstehung dieser Statue mit zu unterstützen, kaufte ich übrigens vor einigen Jahren einen symbolischen Meter Wall für 5 Euro. Selten fand ich eine Geldausgabe sinnvoller und passender.

  • Beitrags-Kategorie:Allgemein
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Sonntagslauf

Seit wenigstens 3 Jahren laufe ich erstmals wieder deutlich mehr als 10km. Dazu auch noch ordentlich den Berg hinauf, über Diemardener Warte in den Wald hinauf und dort weiter bis zum Kerstlingeröder Feld, auf dem ich noch eine kleine Runde drehe. Ich staune über die vielfältige Blütenpracht, die mir an den Wegrändern und im Gras entgegen leuchtet. Und ich staune über meine Kraft und Ausdauer, das Gefühl bis in die Haarspitzen mit Energie voll getankt zu sein. Als ich nach etwa 14 km und knapp anderthalb Stunden wieder zuhause ankomme, brummt alles in mir, ein geniales Gefühl. Könnte ich öfter haben!

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare