Erster Elternabend in der IGS

Nachdem die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf 12 Jahre an Gymnasien eingeführt worden ist, kann man sich allein schon deshalb glücklich schätzen für die eigenen Kinder Schulplätze auf der Integrierten Gesamtschule bekommen zu haben. Denn dort dürfen sich die Kinder noch 13 Jahre Zeit lassen bis zum Abi. Läßt man das Konzept der Schule auf sich wirken, das auf den drei Säulen Fachkompetenz, Methodenkompetenz und soziale Kompetenz aufbaut, ist die Frage, ob man seine Kinder nicht besser schon früh zu kleinen Spezial-Genies erziehen lassen sollte, schnell beantwortet.

Auf dem ersten Elternabend hält der Gesamtschuldirektor vor den ca 200 Eltern des neuen Jahrgangs eine ergreifende Rede, die mir sofort klar macht: hier sind wir richtig. Als Eltern.
Als Schüler hätte ich mir sowas gewünscht. Anno 1969. Aber das ist eine andere Geschichte.
Mein Sohn kommt in eine Musikklasse. Dort wird im 5. und 6. Jahrgang ein besonderer Schwerpunkt auf den Musikunterricht gelegt und die Gelegenheit gegeben Blasinstrumente zu erlernen. Das Tutorenteam für die Klasse besteht aus 4 sympathisch und angenehm motiviert wirkenden LehrerInnen, die uns Eltern in gut 2 Stunden verklickern, daß einiges an finanziellem Aufwand zu leisten sein wird (für Schulbücher, Mehrkosten für Musikunterricht, für Klassenfahrten, für Material etc.), daß von den Eltern entscheidende Mitarbeit erwartet wird – und daß Lehrer und Eltern sich als Team begreifen wollen.
Das Ganze geschehen lassen, zweimal im Jahr zum Elternabend dackeln, mit halbem Ohr hinhören, was auf einem Podium verzapft wird – das wird es nicht sein. Sondern häufige Elternabende mit reger aktiver Elternbeteiligung und zusätzlich Tischgruppenabende, an denen sich LehrerInnen, Eltern und Kinder jeweils einer Tischgruppe zuhause treffen und aktuelle Themen und Probleme besprechen. Stichwort soziale Kompetenz. Die kann es ohne elterliche Mitarbeit kaum geben.
Man fragt sich, warum so etwas nicht selbstverständlich ist.
Die Stimmung ist geprägt von freudiger Erwartung sowohl auf Eltern als auch auf Lehrerseite, es macht Spaß und ich habe sofort das Gefühl, daß es gut ist. Die Tatsache, daß ich etwa ein Drittel der anwesenden Eltern kenne und ein weiteres Drittel jedenfalls schon einmal gesehen habe, verstärkt den Eindruck von dörflichen Strukturen, den man in Göttingen auch an anderer Stelle gelegentlich bekommt und der etwas sehr heimeliges haben kann. (Gelegentlich geht es einem aber auch mal ganz schön auf den Senkel…)
Ich freue mich für meine Kinder und ein wenig beneide ich sie auch. Als ich das zum Schlußblitzlicht des Elternabends äußere, bekomme ich von allen Beifall. Für mich ein guter Start und damit ein positives Zeichen.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Thomas Hildmann

    Oh, Musikklasse! Das klingt ja wie Musik in meinen Ohren :-)

    Ach, ist das schön, dass es sowas noch gibt. Dann stirbt uns ja die Hörerschaft doch nicht ganz aus und wir können noch immer Konzerte geben und müssen noch nicht sofort auf Handyklingeltöne umsteigen.

    Wobei ja Blasinstrumente eigentlich nicht das richtige sind. Das sag ich natürlich nur, weil ich mir selbst bislang nur Streich-, Tasten-, Saiten- und Schlaginstrumente zuhänden machen konnte :-D

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