Nun ist es vorbei

schon wieder. Und zwar: leider.
Der Whynachzabend wurde ein schöner Endpunkt der Vorwhynachzzeit. Ein stets haarscharf an den Christbaumkerzen entlang schrappendes Kind3, das auf der einen Seite um ein neues Geschenk bat, dieses aus der Verpackung riß, es jubelnd emporhob, damit es auch ja jeder zur Kenntnis nahm, dann wieder um den Whynachzbaum rum, es auf der anderen Seite auf den Stapel legen und wieder zurück und von vorn.
Und ein Kind2, das schnellstmöglich mit dem Zusammenbau und der der Inbetriebnahme des reichhaltigen Technikspielzeugs begann, gern unterstützt und begleitet von den beiden Onkels.
Kind1, die große Tochter, betont mehrmals aufrichtig und herzlich, wie sehr sie sich freue, umarmt mich so oft, daß mir ganz schwummerig wird und bedankt sich so lieb, daß ich den ganzen Nerv von vorher schon fast vergessen habe.
Staunend in der Menge und gleichzeitig am Rand: Eltern, Tante und Großeltern, außer dem Moderator und Geschenke-Verteiler: dem Herrn Grapf, dem mit den glänzenden Augen, so gänzlich einverstanden mit dieser Rolle.
Das völlig unerwartet schöne Wetter und daß man viel rausgehen konnte deswegen, das trug natürlich wesentlich dazu bei, daß sich die Laune hielt, bis Sonntag Mittag, nur durch ein paar kleinere Scharmützel mit dem trotzenden Sohn unterbrochen, dem das alles vielleicht etwas zuviel Nähe war – eine Rolle, die sonst mir zusteht, die ich aber diesmal so richtig gern abgab.

Whynachz-Einkauf

Das Whynachzwetter war für die Jahreszeit zu früh. Dieses schönste aller Schneetreiben bei leichten Minustemperaturen hätten wir uns doch für den Heiligen Abend gewünscht. Um uns dann so nett vorstellen zu können, wie der Whynachzmann auf seinem Rentierschlitten durch die Landschaft kuvt, Knecht Ruprecht noch mit einsackt und uns alle wiedermal bei unsrer unverbesserlichen romantischen Ader packt und uns Hartz4 und all die andern Greuel vergessen läßt, für ein paar Stunden wenigstens. Aber ach, es sollte wiedermal nicht sein.
Stattdessen heute wiedermal einen Laden für Kindergeschenke betreten. Die höchst unwahrscheinliche Menge Whynachzmannmützen tragender VerkäuferInnen hätte mich ja schon mißtrauisch machen können. Aber so richtig klar wurde es mir erst, als ich an der Kasse stand, dem Whynachzseppl meine zwo kleinen schicken überteuerten Geschenke übergab und der dann sagte “na klar… – ”
“Na klar”, so als hätte ich aus einer der untersten Schubladen irgendwo hinten in der Adult-Abteilung so einen richtig fiesen Bizarre-Porno mit extrem ekligem Titelbild herausgefischt, den ich ihm jetzt zwischen einer Computerbild und einer Bunte versteckt zum dezenten Kassieren geben würde.
So eine Art Verständnis, das er in diese zweite Worte (na klar) packte, das ihn zum Komplizen und mich zum Ferkel machte.
Aber er ging noch weiter. Er griff meine beiden Geschenke, so richtig voll mit den Händen, betatschte sie, knautschte dran rum, um den plöten Strichcode zu finden für seine plöte Scannerkasse und sagte dazu “Sodele”. Mehrmals. “Sodele”. Nicht wie das die Schwaben tun, so nett irgendwie. Nein, so wie aus einem sich plötzlich auftuenden Abgrund herauf. Beim ersten Mal. Die Wiederholungen wirkten jedoch sofort routiniert, abgewichst gar. Entwürdigend.
Von diesem Moment an begann ich ihn zu hassen. Plötzlich und mit einer Wucht, die mich selbst erschreckte. Die Tatsache, daß in den wenigen Augenblicken, die ich da auf die Abfertigung wartete, wenigstens drei Whynachzmannmützen tragende KollegInnen von diesem Kerl an mir vorbeidrängelten, mich anstießen und dazu nur “kann ich mal eben?!” hervorpreßten (so schien mir das jedenfalls) – also das machte es nicht besser.
Ich starrte ihn an, die Luft entwich in beinahe keuchenden Stößen meinen Lungen und ich wühlte in meinem Portemonnaie, in der Hoffnung, einen möglichst ekligen Geldschein zu erwischen, den ich ihm zwischen die schmierigen Hände würde reiben können. Um ihn mit meiner angeblichen Perversion zu infizieren.
Natürlich fand ich keinen. Wo sollte der auch herkommen. Ich kaufte da gerade lediglich ein kleines buntes Kaleidoskop und ein schickes Jojo. Eindeutig jugendfreie Artikel. In einem Kinderspielzeugladen. Mein rechtes Auge tränte.
Was war nur mit mir los.

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Enten im Park


und dabei immer wieder die sich anschleichende Frage Holden Caulfields: was machen die Enten eigentlich, wenn der Teich zugefroren ist?

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Morgensternhimmel vor Whynachten

Das Thermometer zeigt -9° und das Herz sackt unwillkürlich in die Hose. Bei der Temperatur nach draußen? Um viertel vor sechs? Morgens? Freiwillig? Wie irre muß man denn sein?
Ach, gar nicht so. Einfach etwas mehr anziehen als sonst und ganz ruhig und locker los laufen wie sonst auch. Die Handschuhe ziehe ich nach fünf Minuten schon aus, nach einer Viertelstunde schwitze ich beinahe wie immer.
Bei jedem Schrit knirscht und knackt der hartgefrorene Boden.

Und oben am Westhimmel leuchtet Saturn (?) in den Zwillingen, rechts daneben Capella mit dem Fuhrmann, sehr auffällig und charakteristisch. Links neben den Zwillingen fast im Zenith steht der Löwe, aufgrund der hellen Nachbarn beinahe unscheinbar. Weiter im Südosten strahlt Jupiter, zur Zeit fast so hell wie Venus, die erst gegen sieben Uhr etwa im Osten sichtbar wird. Von Jupiter ausgehend nicht weit Richtung Nordosten befindet sich Arcturus, der Hauptstern des Bootes, dem sich Jupiter gewiß nie weiter nähern wird als jetzt gerade. Beide so hoch am Himmel und so dicht beieinander wirken so auch sehr ungewohnt.
An diesen kalten klaren Morgenden ist es eine Lust hinaufzublicken und sie zu identifizieren, die Sterne und Planeten.

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Morgen, Aufstehen!


Gefühlte Zeit: 3 Uhr 27 – gemessene Zeit: 6 Uhr 47 – Alltag im Dezember

Rosdorf – Süd-Ost-Umgehung




In Sachen Straßen bauen und Gewerbegebiete ausweisen sind die Rosdorfer bekanntermaßen nicht zimperlich. So scheuen sie sich auch so gar nicht, mitten hinein in das Naherholungsgebiet Kiessee ihre Südost-Umgehung hineinzubauen. Es kann einem nur schlecht werden, was hier für Landschaft vernichtet wird und Fläche versiegelt und damit Lebensqualität den Bach runter geht.

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Lünemann – danach

Nach dem vollständigen Abriß des ehemaligen Lünemann-Geländes an der Kurzen Geismar Straße bietet sich den Weihnachtseinkäufern nun ein beruhigend leerer Anblick. Der Schutt ist weitgehend abgeräumt, die Brache ödet still vor sich hin.

Nächste Abrißbirne im Anmarsch

Wie das Göttinger Tageblatt heute im allgemeinen Wirtschaftsteil auf Seite 7 berichtet, wird das Gebäude von Möbel Lützkendorf mit samt Hinterhof im kommenden Jahr abgerissen und an seiner Stelle ein Neubau errichtet. Millionen Euronen werden fließen, um ein weiteres Stück Göttinger Altstadt für immer zu vernichten.

Der große Auftritt

Die große Tochter hatte ihren alljährlichen großen Ballett-Auftritt. Mit ihren neun Jahren schon mindestens der dritte. Und jedesmal dieselbe große Aufregung davor. Endlos die Vorbereitungen, vor denen sich auch gebeutelte Mütter kaum drücken können. Kostüme müssen genäht werden, ungewohnte Trainigsorte aufgesucht und viel zusätzliche Zeit investiert werden.
Und dann konzentriert sich alles auf bestenfalls anderthalb Stunden, in denen alle Ballettmäuse zwischen 4 und 14 ihr Bestes geben. Und alle Eltern, Geschwister, Großeltern, Patenonkel und -tanten (sogar ein Klavierlehrer wurde gesehen!) sitzen auf den Rängen und im Parkett, knipsen und blitzen und videofilmen so angestrengt um die Wette, daß man sich wie bei einer Pressekonferenz fühlt. Die schwülstige Musik dröhnt aus den ein Ideechen zu billigen Boxen und die gegenseitige Dankesorgie zum Ende hin kennt weder Grenzen noch Schranken.
Es gehört eben dazu.
Aber schön ist etwas anderes. Schön ist, wenn man bei ganz anderer, intimerer Gelegenheit, einer Übungsstunde beiwohnen darf, wenn die Ballettlehrerin mit strenger und doch liebevoller Stimme ihren Schülerinnen das abverlangt, was diese tatsächlich können. Wenn zur knappen, stilistisch eher kühlen Klaviermusik Plié und Relevé, Erste Position und Soutenu aufgerufen und dargeboten werden, wenn die kleinen Grazien anmutig die Beine lüpfen und strecken, an der Stange vor dem Spiegel, eine hinter der anderen, eine schöner als die andere – und alle stolz und ganz in ihrem Element.
Aber der große Auftritt… – ist zum Glück für dieses Jahr wieder einmal überstanden. Und meine kleine Ballerina ist fertig und schläft glücklich.

Dich hinter mir fühlen

während wir da auf der Brücke stehen
hinab blicken in die Ferne
rote Signale leuchten und orangene
Zweige hängen im Dunst
Waggon an Waggon unter uns
rumpelnd der Güterzug
Wo fährt der denn hin?
Nach Süden.
Ich will auch nach Süden!
Ja, das wär schön, nicht?
Ja, Papi.

Der Traum ist aus


Das Erwachen feucht und kühl und dennoch angenehm. Neuer Tag, neue Chance.

Whynachz-Einkauf classic

Kind2 wünscht sich ein fernsteuerbares Auto zum Fest. So ein großes, schnelles, wendiges. Und Kind1 möchte endlich ein Einrad haben, das wünscht sie sich schon soo lange.
Also fahre ich mal mit dem Auto durch die Stadt, nachmittags, was ich sonst nie tue.
Ja ja ja, es ist nur Göttingen und es dauert in eine Richtung auch nur knapp zwei Stunden. In die andere (heimwärts) geringfügig länger. (Beides nur leicht übertrieben.)
Im T*o*ys-Center, so eine Art Pl*u*s für Kindersachen, gibt es sogar Bedienung, wenn auch keine mit Ahnung. So nützt mir die Aussage, die eine Marke sei eine Marke, die andere nur no-name, nicht wirklich etwas, weil ich eigentlich wissen möchte, welches von diesen Jungsspielzeugen was kann. Das genau weiß die Verkäuferin aber auch nicht.
Also steh ich wie blöd vor den Dingern, hole alle einzeln raus aus dem Regal, lese die überall gleichen Kartonaufschriften (in 256 Sprachen), stelle alle wieder zurück und entscheide mich schließlich für das nicht zu kleine, aber auch nicht so furchtbar große, schon schnell aber auch nicht zu grell aussehende und auch preislich mittlere Teil für immerhin 42,95 Euro. Dazu noch (das ist einfach, zum Glück!) einen Waggon für die Leg*o*-Eisenbahn.
Danach raus aus dem Laden, rein ins Auto und durchs Gewerbegebiet gedüst, ein offenbar zumindest streckenweise rechtsfreier Raum. Alle rasen da durch, als bedeuteten gerade auf diesen unübersichtlichen kleinen Zufahrten zwischen den großen Ramschläden Verkehrsregeln das Gegenteil von sonst: bloß nich zu langsam, bloß nich gucken, bloß keine Rücksicht nehmen – zum Fürchten!
Bei B*O*C, einem Riesenramschladen für Fahrräder, gibt es Einräder für 59,95 Euro. Aus Metall, verstellbar, nicht gerade hübsch, aber alles dran. Zum Glück keine Auswahl. Ich nehme eins davon und düse wieder los. Noch mal zurück. Mir ist eingefallen, daß es im Spielzeugramschladen auch noch Geschenkpapier von der Rolle für lau gab. Wär doch bescheuert, davon nix mitzunehmen.
Beim Einparken vor dem Spielzeugramschladen fährt ein Familienpappi mit seinem Kombi so geschickt aus der Parklücke, daß er mich rückwärts andrückt. “Rammt” wär zuviel gesagt. Passiert auch nichts weiter. Aber reagieren im Sinne von reagieren tut dieser Mensch so gar nicht. Bleibt stattdessen bräsig sitzen in seinem Turnier-Modell und wartet, bis ich aussteige, nachgucke, feststelle, daß er an meinem Kotflügel seinen Lack (oder Dreck?) abgeschabt hat. Als ich zu ihm trete und ihm sage, etwas Lack sei leider ab, pault er mich nur an, ich habe ihm doch die Verzierung verpaßt. Und fährt mit gerecktem Kinn von hinnen.
Es fällt mir sehr schwer ruhig zu bleiben. Fragen Sie mich doch mal, was ich am liebsten getan hätte!
Ach – fragen Sie lieber nicht.
Ich hole mir also von der großen Rolle Geschenkpapier und fahre nach Hause. Und stelle fest (ungeheuer neue Erkenntnis!): diese Art von Einkaufen ist nicht die, die mir auch nur ein Fünkchen Spaß machen würde.
Oder allgemeiner: solche Aktionen sind genau das, was mir Whynachten dann doch immer wieder verleidet.

Abendbeschäftigung

Vorhin 80 Nägel kurz geschnitten. 40 Finger und 40 Zehen, davon je 10 von mir. Dazu muß ich die Brille absetzen, weil ich sonst auf kurze Distanz womöglich was verkehrtes abknipse. Kind1 liest dabei, Nummer 2 erzählt Romane und dat dritte is nur am Zappeln.
Später setz ich die Brille wieder auf und klicke mich durch Berlin-Fotos. Dabei Telefonieren, Chatten und nach den großen Kindern gucken, die vor der Glotze sitzen.
Seltsamer Tag heute. Angespannt, angestrengt, weil mal wieder alleinverantwortlich im und für das übliche Chaos. Manchmal geht das besser, heute ganz klar nicht.

Weltstadtbummel

Kaum zurück aus Berlin, zurück von einem außerordentlich schönen Wochenende, hatte ich zwei Tage später das Glück, schon wieder in die Stadt zu kommen: Hamburg diesmal. Eine Fortbildung, nicht wirklich erheiternd, eher ziemlich anstrengend. Was mich ein bißchen beunruhigt, denn die Inhalte sind mir grundsätzlich geläufig. Aber dieses Rumsitzen, auf den Monitor starren, dann wieder auf das vom Beamer an die Wand geworfene starren, versuchen, dem Dozenten zuzuhören und (fast) gleichzeitig in die Tasten zu hacken, was der gerade erzählt, mit einschläfernder Stimme natürlich, während ich noch gleichzeitiger viel lieber daran denke, was ich danach machen werde.
Was mich beunruhigt, ist, daß es mir schwer fällt, mich zu konzentrieren. Die Gedanken schweifen gar zu gern ab, das Beamerbild erkenne ich nicht gut genug, um die Schrift lesen zu können und inhaltlich häufen sich logische Stolperer.

Ein wenig fürchte ich, daß es mir abends nur noch so geht: alles irgendwie unscharf.
Aber der feucht-kalte Nieselregen und die steiffrische Elbebriese mischen den müden grapf doch recht munter wieder auf. Und so freut der sich denn wie so’n kleiner Junge über all die riesigen Kräne und Kähne und das alles mit Licht. Und so’n schönes Licht bei dem diesigen Wetter. Wie der das mag…!

Abends also nix wie hin an die Landungsbrücken, staunen, schlottern und mit der Fähre fahren, einmal Elbe runter bis Övelgönne und dann wieder Elbe rauf.
Nach dem zweiten Tag, an dem das Lernen doch auch bißchen leichter fiel, und nachdem ich noch mal an die Elbe und auf die Elbe mußte, war es denn aber doch auch schön, in den Zug zurück nach Hause zu steigen, das Glück zu haben, einen Ersterklasse-Wagen zu erwischen, der für die 2. Klasse genutzt werden durfte und so richtig bequem reisen zu können. Bahnfahren kann einfach enorm schön sein, mit der richtigen Musik in den Ohren und den richtigen Erinnerungen im Herzen.

Und jetzt kann die nächste Weltstadt mal ein paar Tage warten.