Kalter Jahresausklang

Kalte+Daecher

Morgens um sechs steht hoch am Himmel Jupiter und überstrahlt die Sterne des Löwen. Ein Stück weiter links die Sichel des zunehmenden Mondes neben dem immer noch recht hellen roten Mars.
Drei Stunden später tritt die Sonne über den Berg und lässt die Dächer Göttingens in mild-kaltem Licht erstrahlen. Immer wieder ein majestätischer Moment.
Kalte+Daecher+2

Besonders der Rauch aus den Schornsteinen im Gegenlicht!

Benzstr

Wieder ein paar Stunden später (es ist ja nur gut 8 Stunden hell) leichter Kältedunst, schöne Winterabendstimmung. Der letzte ganze Abend im alten Jahr. Der Abend, an dem man sich so mit am meisten dazwischen fühlt.
Man hat Feuerwerk gekauft, allmählich entsteht Vorfreude auf den Jahreswechsel, diesen besonderen feierlichen Moment, von dem man stets auf’s Neue erwartet, dass er etwas wirklich Neues und Gutes bringt.
Trotz der sich mit den Jahren arg verdichtenden Erfahrung, dass der Januar in der Regel vor allem dunkel, kalt und trist ist, ist immer wieder neu diese Hoffnung da. Plötzlich und stark.

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Zwischen den Jahren

ist man ja immer so besonders drauf: besinnlich und voll der guten Vorsätze. Früher war mir das extrem wichtig, viel aufzuschreiben: das alte gründlich durchzureflektieren, neues zu antizipieren, Sinn zu suchen und einen symbolischen Sprung ins Neue zu zelebrieren.
Dieses Jahr erstmalig haben wir die Einladung zu einer Sylvesterparty ausgeschlagen, weil wir lieber mit unseren Kindern feiern wollen. Familiäre Enge genießen und dann böllern. Übrigens weder trotz Iran (Erdbeben etc.) noch gerade wegen, sondern einfach weil es Spaß macht und weil ich diese moralische Abwertung des Sylvesterrituals mittlerweile völlig indiskutabel finde. Spenden für Leute, denen es dreckig geht, muss man nicht in umgekehrten Zusammenhang zum eigenen Vergnügen bringen. Diese Werteverknüpfung führt nur zu unguten Gefühlen, die niemandem etwas nützen.
Viel Gutes erwarte ich nicht vom neuen Jahr. Politisch und wirtschaftlich wird es wohl kaum entspannter werden – und gesundheitlich kann man für alle nur das Beste hoffen und wünschen!

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Wintereinbruch

Schneeregenblau
Gestern regnete es Bindfäden, heute schneite es weiße Wände, die am Boden sofort zu dreckigem Matsch tauten. Jetzt friert es. Wird schön glatt werden.

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Auf der Abschussliste

Leine-Pappeln
Die kommen bald alle weg.

Das Göttinger Grünflächenamt plant. Da bleibt kein Auge trocken. Und kein Baum ungeschoren oder gar unversehrt. 151 Bäume sollen im Stadtgebiet Göttingen in dieser Saison gefällt werden.
Danach wird es sicher schön übersichtlich aussehen. Überall. Denkt man.
Grauen macht sich breit.

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Man darf gratulieren

Die Lokal-Redaktion des Göttinger Tageblatts bekommt eine neue Chefin: Britta Bielefeld.
Eine vortreffliche Wahl!
Das grapf°log erhofft sich davon endlich eine wirklich frische Brise für die örtliche Berichterstattung.
Die Ernennung Ilse Steins zur Chefredakteurin war noch nicht so ganz das erhoffte Signal gewesen – aber jetzt!
Herzlichen Glückwunsch, Frau Bielefeld! :-)

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Aus für Südumgehung

Feldmark

Lange schon zeichnete es sich ab: die heiß umstrittene Straße, die dem Süden Göttingens Entlastung bringen sollte, ist nicht finanzierbar. Auch anderen Umgehungsstraßen in der Region (von Holtensen über Klein Lengden bis Waake) wurden kurzerhand die Landeszuschüsse gestrichen. Wo kein Geld ist, kann auch keins verteilt werden.
Ein Glück für die südliche Feldmark Göttingens! Sie wird auf lange Zeit vom Autoverkehr verschont und für die lärmgeplagten Göttinger Hauptstraßen-Anlieger Rückzugsgebiet und Ruhepol bleiben.
Für die Verkehrssituation im Süden Göttingens muss aber natürlich trotzdem, um nicht zu sagen jetzt erst recht, etwas geschehen! Eine nachhaltige Lösung, die das Anwachsen von Individualverkehrsströmen nicht als naturgegeben hinnimmt, ist dringend gefordert. Das wäre nun eine Profilierungschance für Politiker, die ihr Engagement für den Stadtteil tatsächlich ernst meinen. Man darf gespannt sein, ob von ihnen etwas kommt und ob es zu irgend etwas nützt. Die Vorschläge aus den Reihen von CDUSPDFDP waren leider wie üblich für die Tonne.
Für die miteinander im Hader liegenden Bürgerinitiativen pro bzw contra Südumgehung wäre nun die Gelegenheit, sich zusammen zu tun und fortan an einem Strang zu ziehen, geht es ihnen doch letztlich um dasselbe Ziel.

Geniestreich an einem Filet

Arkaden

Gut eine Woche vom Ratsbeschluss bis zur Beparkbarkeit. Wenn doch wichtige Beschlüsse auch so schnell umgesetzt würden! Ein paar Jahre stand hier das geschlossene, abgewickelte Alte Stadtbad. Bis der Stadtrat auf die glorreiche Idee verfiel es abreißen zu lassen, weil niemand das Gründstück mit Stadtbad kaufen wollte

Arkaden

Dann lag das Grundstück weit über ein Jahr brach. Und nix geschah. So gar nix.
Peinlich.
Sehr peinlich.
Und nun, kurz vor dem Whynachts-Run auf die Geschäfte, ging alles ganz schnell. Sogar das direkt angrenzende reine Wohngebiet stellt gar kein Problem dar. Eine 10m lange und 2m hohe Lärmschutzwand erstickt jeden Zweifel im Keim. Hier erreicht ein Stück Stadt (nicht Land!) das höchste Ziel seiner Existenz: es wird Parkplatz.

Geismartor Bau-Ende

Heute um 14:30 Uhr erfolgt die feierliche Wiedereröffnung und Inverkehrgabe der Kreuzung am Geismartor durch OB Danielowski.
Nach 6 Monaten Bauzeit bekommen die Autofahrer einen hübschen neuen Schmelzpunkt der Verkehrsleidenschaft.
Man darf gespannt sein, welch wunderbare neue Hürden für Fußgänger und Radfahrer mit im Paket versteckt sind.

Übrigens: mir so ganz persönlich hat die Baustelle gut gefallen. Habe den Arbeite(r)n immer wieder gern zugeguckt und oft gestaunt wie ein Kind, wie das alles funktioniert: vom Straße aufsägen über das Ausbaggern bis zum Neu-Asphaltieren mit der Vögele-Maschine, die mir stets ein Grinsen ins Gesicht trieb.

Ich war ein Parkplatz

Arkaden
und werde jetzt ein schickes Büro- und Geschäftshaus.
Göttingen, Berliner Straße Ecke Godehardstraße

Ich war ein Filet

Parkplatz
und möchte endlich ein Parkplatz werden.
Göttingen, Gelände des ehemaligen Stadtbades

Sieber Söwe

Kissen werden auf dem Teppich ausgebreitet, mir wird bedeutet, mich darauf niederzulegen. Mit einer bunten Spieldecke werde ich gemütlich gebettet. “Papa Heia machen”.
Schön das. Heimelig, wohlig und für die Nachmittagsmüdigkeit genau das richtige.
Dann ein Zuppeln an der Decke, ein gleichzeitig leichtes und schweres Etwas, das an und auf mir hochklettert, plötzlich die Decke lüpft und – ein rundes, strahlendes Gesicht mit weit aufgerissenen Augen und Mund macht: “Uuuaaaaahhhhhh!!!”
Ich zucke zusammen, versuche, mich mit den Händen vor meinem Gesicht zu schützen.
Meine Hände werden aber sanft und bestimmt zur Seite gezogen, das runde Gesicht strahlt mich an: “Nein, Papa! Bin doch sieber Söwe!”
Magische Wort, die mich sofort beruhigen. Und gleich fühle ich mich noch wohler. So ein zärtliches Raubtier wollte ich immer schon haben.

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Die letzten ihrer Art

Pappel
Eine Pappel

Viele gibt es nicht mehr davon, seit das Grünflächenamt vor ein paar Jahren mit der systematischen Abholzung begann.
Diese hier ist die letzte in der Kiesseestraße. Jedesmal, wenn ich dort vorbei komme, diese bange Frage: steht sie noch oder – ?
Auf Nachfrage beim Grünverwesungsamt wurde mir beschieden, die Verfallszeit für Pappeln liege bei 50 Jahren. Und außerdem gehörten Pappeln nicht in die Stadt. Also ab. Einfach alle ab.

Dann herrscht wieder Ruhe.

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Kaufzwang

Feste müssen nicht unbedingt erbaulich sein.
Der Göttinger Stadtrat hat heldenhaft beschlossen, auf das Gelände des Alten Stadtbades (hier schon gelegentlich erwähnt) tatsächlich noch rechtzeitig zum Feste Parkplätze zu bauen.

Noch besser aber: Kaufpark 2 bekommt endlich grünes Licht.

Kaufpark2
Direkt neben Kaufpark 1

Kaufpark1

wurde eine neue (derzeit brachliegende) Fläche ausgewiesen, die ein Großinvestor nun bebauen darf. Beziehen soll die zu erstellenden Ladenflächen der Einzelhandel.
Die Göttinger Innenstadthändler seien davon nicht tangiert. Heißt es. Dürfen sie auch nicht, denn sie bekommen ja ihre bereits seit Jahren gefordeten neuen Parkplätze.

Insgesamt ein wirklich endschlau durchdachtes Konzept
a) zur Ankurbelung von Konjunktur
b) zur Vermeidung von Verkehr

Kaufpark1

Rundkopf ausgemustert

BR477

Am vergangenen Wochenende hat die DBAG als Eignerin der Berliner S-Bahn die letzte der alten Baureihen, die aus den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammende BR 477, endgültig aus dem Fahrdienst verabschiedet. Die Fahrzeuge werden jetzt größtenteils verschrottet.

Für mich bedeutete diese alte Bahn, die nicht nur durch ihr ganz eigenes Aussehen, sondern beinahe noch mehr durch ihren unverwechselbaren Sound etwas ganz besonderes war, eine stete Erinnerung an meine ersten Berlin-Touren in der zweiten Hälfte der 70iger-Jahre. Damals nicht allein geprägt von Mauer und Kaltem Krieg, der allmählich in die sogenannte Entspanungspolitik einmündete – sondern auch durch intensive persönliche Erlebnisse, die mein Verhältnis zu dieser Stadt und zu dieser Bahn prägten.
Das intensivste Bild in meiner Erinnerung: Spaziergang am Schlachtensee in der Abenddämmerung, durch die Bäume hindurch sieht man die gelb-funzelige Innenbeleuchtung einer vorbeirumpelnden S-Bahn, damals sicher noch älterer Bauart – und dazu dieser Fahrsound.
Erst 1979 unternahm ich eigene ausgedehnte Exkursionen mit der S-Bahn, weil dieses eigentlich sehr effektive Verkehrsmittel in diesen Jahren noch immer von der Westberlinern boykottiert wurde, gehörte es schließlich der Ostberliner DR… Meine Rundfahrten auf dem unterbrochenen Ring, durch die Mauer nach Ostberlin bzw drunter durch – auch wenn die Eindrücke mit den Jahren verblassen und durch aktuellere verdrängt werden – diese ganz besonderen, eigenartigen Gefühle von damals, die bleiben sicher.

Um die Rundköpfe – am 10. Oktober konnte ich eine letzte Fahrt damit machen – tut es mir echt leid.

Wer Lust hat: Photos davon gibt es hier und 2 kurze Videos mit Sound hier.

Kinder und Baustellen

BKinder

beherrschen derzeit das Bild in Geismar. Seit Wochen ist die Straße aufgerissen, einer nach dem anderen kommen die Stichwege zwischen den Reihenhäusern dran. Erneuerung der Kanalisation.

Südumdenkung

Am Freitag, 31.10.03 wurde im Foyer des Neuen Rathauses in Göttingen eine Ausstellung zur Südumdenkung eröffnet.
Ein spannendes alternatives Verkehrskonzept für die Region Göttingen, das der herrschenden sinnlosen Betonpolitik Argumente entegensetzt, die nicht nur einleuchten, sondern auch gute Laune machen.
Der Ausstellung und erst recht den Ideen, die gezeigt werden, wünsche ich viel Glück und viele offene und engagierte BesucherInnen!

Planwirtschaft

Sonntagabend

Wichtig ist nicht allein, daß gespart wird, sondern auch wo.

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Neues aus dem Zentrum des Geschehens

Da hat sich der Herr Hilder ja in drei Jahren salopp zum Provinzfürsten emporgeschwungen. Kaum ein kulturell-wirtschaftlich-politisch relevantes oder vielversprechendes Event, dem er nicht als Moderator vorsaß, um anschließend einen seiner hochgelobten bürgerlich biederen und (mich jedenfalls) bedrückenden Kommentare in seiner Zeitung abzulassen.
Daß so einer stramm CDU ist, versteht sich von selbst. Daß so einer vehement gegen politische Verflechtungen agitiert, auch.

Aber diesen Erfolxmenschen hat sein Überflug nun zu höheren, wichtigeren Aufgaben nach Leipzig zur Volkszeitung hinwegkatapultiert und hinterläßt in der südniersächsisch-toskanischen Metropole ein Loch.
Hätte man meinen können.
Wäre da nicht Ilse Stein! Ilse Stein.
Seit Jahren schon berüchtigt und gefürchtet für ihre investigativen Berichte und Lokalkommentare – was hat sie nicht alles aufgedeckt:
– die wahren Drahtzieher, Hintermänner und Machenschaften rund um den Magnapark
– was uns die Südumgehung wirklich bringt
– wie man den Kaufpark vielleicht doch noch retten kann
– die ultimativen Chancen der Göttinger Filet-Grundstücke
– alle Stärken des Göttinger Oberbürgermeisters
und und und…

Ach wäre es doch nur so!
Allein, es ist ja alles ganz anders.
Getreu der Böll’schen Erkenntnis, daß etwas geschehen müsse, sorgt die Verlagsgruppe Madsack zuverlässig dafür, daß beim GT alles bleibt, wie es immer war, daß erhaltenswerte Werte wertkonservativ erhalten werden, daß die Leute, die in der Stadt immer ein Wörtchen mitzureden hatten, auch in Zukunft immer ein Wörtchen mitzureden haben. Ein Wörtchen, dem Ilse Stein nun erst recht immer noch ein i-Tüpfelchen hinzufügen darf, als neue Chefredakteurin.
Das grapf°log gratuliert verzückt.

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