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Wissenschaft und Politik – in Zeiten von Corona

Also ich bin ja kein Youtube-Gucker. In den Jahren, seit es diese Institution gibt, habe ich natürlich immer mal da reingeschaut, mir die 10 gefährlichsten Monsterwellen, die 10 haarigsten Flugzeugbeinaheabstürze oder die 2000 übelsten Situationen im russischen Straßenverkehr angeguckt. Ganz selten auch mal Musikvideos, bevor es Spotify gab. Gruseln und Schmunzeln. Also nix ernsthaftes.

Aber jetzt bin ich auf einen Kanal gestoßen, in dem eine aufgeweckt und so gar nicht überkandidelt wirkende junge Frau erklärt, wie das mit Corona läuft. Unter anderem, vor allem aber auch: MaiLab heißt das. Und wahrscheinlich kennen Sie alle schon Mai Thi Nguyen-Kim. Falls nicht, sie ist promovierte Chemikerin und hat sich gegen ein gutes Jobangebot in der Pharmaindustrie und für ein vermutlich deutlich ungewisseres Dasein als Wissenschaftsjournalistin entschieden. Allein das macht sie mir schon sehr sympathisch. Aber was ich vor allem cool an ihr finde, ist, wie sie in normal wirkender Sprache, die weder abgehoben noch simpel daher kommt, komplexe Zusammenhänge erklärt, so dass ich die nur durch Zuhören verstehe. Außerdem kann ich ihre taktvolle Art unangenehme Wahrheiten zu erläutern nur bewundern.
Mai Thi schneidet ihre Videos knapp zusammen, ähnlich wie z.B. Rezo, den Sie hoffentlich von seinem vielbeachteten Clip „Die Zerstörung der CDU“ oder von seinem jüngsten Statement zum Abitur 2020 kennen. Im Resultat bewirkt diese Art des Videoschnitts ein extrem kompaktes Videoerlebnis, bei dem man nicht mal eben wegnicken oder gleichzeitig Mails lesen kann. Denn alle unnötigen Füllwörter, Ähs oder Pausen glänzen durch Abwesenheit. Das kann anstrengend sein, in Mai This Fall finde ich es motivierend und ermunternd.
Dringende Empfehlung zum Einstieg: Corona geht gerade erst los!

Also, ich bin kein Youtube-Gucker und vor Herrn Drosten habe ich mich auch für Virologen nur sehr am Rande interessiert. Das ändert sich jetzt, weil ich wahrnehme, dass unsere PolitikerInnen in der Corona-Krise zwar insgesamt einen guten Job zu machen scheinen, im Detail aber hier und da zu merkbefreit um nicht zu sagen ahnungslos sind. Ein Herr Laschet hat sich in der Anne-Will-Sendung vom 26.4.20 jedenfalls erfolgreich blamiert, was das anbelangt. Und damit steht er nicht allein da. Der Lindner, der einfach keine Gelegenheit auslassen kann Wahlkampf zu machen, wirkte gegen den überzeugenden Karl Lauterbach nicht wesentlich bedachter.

Nun können Sie einwenden, der Lauterbach sei ja auch Mediziner. Stimmt. Aber in so sensiblen Zusammenhängen wie der Pandemie haben Politiker, die Entscheidungen von erheblicher Tragweite fällen müssen, die Pflicht, sich anständig zu informieren und die Thematik nicht nur schon mal gehört sondern durchdrungen zu haben. So kompliziert ist sie dann ja doch nicht.

Entscheidungen über Lockerung oder Fortsetzen von Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie müssen natürlich ganzheitlich getroffen werden. Der Infektionsschutz ist ein Aspekt, aber die Leute dürfen nicht statt an Corona an Magendurchbruch sterben, weil sie sich vor lauter Angst nicht zum Arzt trauen oder – zuhause eingesperrt – ihre ganz persönliche Krise kriegen. Soziale, psychologische und natürlich auch ökonomische und okölogische Aspekte müssen dringend bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden. Insofern ist es die Pflicht der Politiker, auf Virologen, Psychologen und die jeweiligen Fachleute der anderen Disziplinen zu hören. Und nicht nur auf die Lobbyisten der Autoindustrie oder der Dehoga.

Und wir? Ahnung, was gerade wichtig ist, tut uns allen gut. Kontaktbeschränkung ist keine willkürliche Schikane, sondern eine der wirkungsvollsten Maßnahmen, die erst einmal Leben retten kann. Klar, dass sie kein Selbstzweck sein darf.

trister Morgen

Es regnet Bindfäden, nachdem es schon die ganze Nacht gegen mein Fenster geprasselt hat. Seit kurz nach fünf kann ich nicht mehr schlafen. Die Kinder haben alle keine Lust wieder in die Schule zu gehen. Nicht einmal der Hund hat Lust auf den Morgengassigang.
Und dann auch noch das flickr-Disaster. Dort wurden gestern sehr umfangreiche Änderungen an Layout und Vertragsbedingungen ohne jegliche Vorankündigung durchgeführt und die Gemeinde steht Kopf. Die Performance hat unter dem neuen Layout so gelitten, daß die Seite seit Stunden eigentlich gar nicht aufrufbar ist.
Habe selten, wenn überhaupt je, so viele haßerfüllte Foreneinträge wie gestern zum Thema gelesen. Da ist man froh, wenn man im Internet auch noch andere Zufluchtsorte hat.

Kalenderzeit

Nach zu langer Pause gibt es rechtzeitig zum Fest endlich neue Kalender.
„Photo.Grapfien 2012“ können Sie ab sofort bestellen. Einige meiner eigenen Lieblingsstadtbilder, überwiegend in diesem Jahr entstanden, aus Paris, Berlin, Münster, Bremerhaven, Hamburg und Wien.

Klicken Sie sich einfach zu meinem Kalender-Shop und gucken mal, ob das nicht ganz bestimmt interessant für Sie ist! :-)

Wer es noch spezifischer möchte, der kriegt den Berlin-Kalender. Nur Berlin-Photos.

Und wenn ich das hier auf gÖstern schreibe, dann auch, weil ich mit dem Gedanken an einen Göttingen-Kalender liebäugele. Bilder gibt’s zuhauf. Auch Interessenten, die sich das an die Wand hängen würden? Wünsche werden gern entgegen genommen.

Argumente gegen facebook

kann man gut gebrauchen, um sich gegen den Sog des Mainstreams zu wehren.
Der Artikel Die Facebook-Falle liefert einige klare Argumente und Erklärungen für das stets mulmige Gefühl, das man bei der Nutzung dieses sozialen Netzwerks hatte.

Bladerunner forever


Die Animation findet man neben vielen anderen sehr genialen auf If we don’t, remember me.

Der einzige Film, den ich in insgesamt 4 Versionen kenne und an die 20 mal gesehen habe, soll nun vom Original-Regisseur höchstselbst eine Fortsetzung bekommen. Auf diese Nachricht stieß ich eher zufällig, als ich den Gerüchten um einen 5. Teil der Alien-Saga nachging.
In ganz seltener Weise steht Blade Runner seit nun fast 30 Jahren wie ein Monolith in der Filmgeschichte: ein Werk, das viele andere inspiriert um nicht zu sagen als direktes Vorbild gedient hat, von dem es bislang trotzdem entgegen allen üblichen Hollywood-Gepflogenheiten kein Sequel gibt, kein „Bladerunner returns“ oder ähnliches.
Angesichts der eher lahmen Reaktion, die der Film z.B. bei meinem Sohn auslöste, finde ich die Vorstellung eines Updates gar nicht so verwerflich, schon mal gar nicht, wenn Ridley Scott selbst die Fäden in der Hand behält. Daß das Original in irgendeiner Weise getoppt werden könnte, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.

Meta-Gedanken

Morgens zwingt mich meine Gattin, noch während ich Zucker und Milch in meinen Kaffee rühre, aufzustehen, hinaus zu eilen in die Kälte und den Kücheneimer zur Mülltonne zu bringen, weil gerade die Abfuhr anrollt.
Im Anschluß schlägt sie mir vor, diesen empörenden Vorfall doch mal gleich zu bloggen. Worauf ich entgegne, ich hätte gar kein Blog mehr. Warum nicht, fragt sie. Keine Lust mehr, antworte ich. Nicht so ganz wahrheitsgemäß. Das bißchen, was es noch zu sagen gebe, das lande jetzt bei facebook oder google+.

Sie, die jahrelang meine Intention zu bloggen nicht verstand, stimmt jetzt völlig mit mir überein, daß diese Entwicklung eine sehr traurige ist. Auf das Datenkrakenwesen der beiden genannten Anbieter will ich hier jetzt gar nicht abheben. Mehr geht es mir um den Verlust an individuellem persönlichen Engagement, das in privaten Weblogs zum Ausdruck kommt. Oder kam.

Es ist natürlich so viel einfacher, sich in die fb- oder g+-community einzuklicken, sofort alle eminent wichtigen Neuigkeiten der zahlreichen Freunde lesen und mit klugen Worten kommentieren zu können, als sich durch die Blogroll eines eigenen Weblogs zu klicken, womöglich mehrmals seinen Nick und die Mailadresse eingeben zu müssen, um am fremden Ort fundierte Meinungen hinterlassen zu können.
Während ich mich jede Woche aufs neue mehrmals täglich frage, ob ich meinen fb- oder g+-Account nicht wieder löschen soll, weil mich das überwiegend oberflächliche Blabla dort nur nervt. Ständig darüber nachdenken zu müssen, ob meine Privatheits- und Datenschutzeinstellungen noch sicher genug sind, fördert die Motivation, dort irgendwelchen relevanten Inhalt zu hinterlassen, auch nur sehr marginal.

Und daß wir hierzulande via genannter Internetgemeinden oder Twitter gesellschaftliche Bewegungen so organisiert kriegen, daß sich die Verhältnisse entscheidend ändern, daran glaube ich nicht. Dafür geht es uns viel zu gut.

Wie nun also?
Ich sitze hier und sinne nach.

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Isch kenne die!

Die Aigner und der de Maizière wollen uns beschützen vor bösen Gesichtserkennungsdiensten. Ist das nicht nett? Gerade haben wir erfolgreich durchgesetzt, daß google streetview uns nicht durchs Wohnzimmerfenster gucken darf und, was es da sieht, im Internet erfahrbar macht. Wir dürfen virtuelle Verpixelungsvorhänge zuziehen.
Als nächstes müssen wir verhindern, daß Leute uns mit ihrem Telefon auf der Straße photographieren, um dann direkt bei google-face-detection nachgucken zu können, wer wir sind.

Gesichtserkennungssoftware ist ja nichts neues, man macht sich nur selten wirklich klar, was damit eigentlich möglich ist. Picasa oder Photoshop Elements (u.v.a.) können längst Gesichter wiedererkennen. Und wenn diese Einsteigerprogramme das schon recht zuverlässig hinbekommen, wieviel mehr dann erst professionell eingesetzte bei Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten. Überall stehen Videokameras, die uns pausenlos dabei filmen, wie wir auf die U-Bahn warten, wie wir die Fußgängerzone entlang latschen, wie wir irgendwelche öffentlichen oder auch „wichtigen“ privaten Gebäude betreten. Wie wir am Geldautomaten Geld abheben oder irgendwo auf der Autobahn fahren. Und wer an Demos z.B. gegen Castor-Transporte teilnimmt, wird von an Drohnen befestigten fliegenden Kameras erkennungsdienstlich behandelt.

Wahrscheinlich ist es bislang eher noch ein Problem der irrsinnigen Datenmenge. All die Grillionen Gesichter, denen Namen zugeordnet und die dann benamst in Datenbanken mit Daten und Orten gespeichert werden müssen. Aber dank google’scher Suchalgorithmen ist es sicher kein ernstes Problem, dieser Datenmengen Herr zu werden.

Wenn die das aber dürfen, die Polizei und der BND, die CIA und NSA und wie sie alle heißen, warum muß dann der Bürger auf der Straße vor seiner Mitbürgerin beschützt werden? Und wenn wir sowieso alle (oder fast alle) in ipernity, auf flickr und erst recht auf facebook und twitter pausenlos vor uns hin brabbeln, wo wir gerade sind und was wir gerade tun, warum ist es dann plötzllich „gruselig“, wenn Erich Mustermann, der uns auf der Straße begegnet, in seinem Handy mal kurz nachgucken kann, wer ich bin, der ihm da gerade begegnet ist und so mürrisch geguckt hat? Vielleicht lehne ich mich eh an die nächste Hausecke, hole mein Eifon raus und vermerke in facebook, daß mir gerade Erich Mustermann begegnet ist und mich mit seinem Handy geknipst hat und daß ich deswegen jetzt schlechte Laune habe. Und er findet nach erfolgreicher Gesichtserkennung meinen facebook-Account und meinen jüngsten Eintrag. Gibt es dann eine virtuelle Rückkopplung? Oder gehen wir beide ein paar Schritte zurück, aufeinander zu, schütteln uns die Hände und versprechen uns, uns gegenseitig als Freunde zu adden?

Wer gern stalkt, dem stehen bei den bereits vorhandenen Diensten schon unendliche Welten offen, er hat nur die Qual der Wahl, wo er anfangen soll. Die Gesichtserkennung nun wieder mal als besonders gruselig herauszupicken, wird bestenfalls dazu führen, daß street-Photographie endgültig unmöglich wird, weil jeder gleich denken wird, man wolle ihn ausspionieren. So wie mich schon zahlreiche Hausbesitzer ziemlich seltsam angequatscht haben, weil ich ihre Fassaden auf meine Bilder aufgenommen habe.

Die Regierung möchte die öffentliche Gesichtserkennung offenbar doch lieber ausschließlich im staatlichen Gewaltmonopol wissen, alles andere ist zu gruselig.

Und wir – je mehr wir von uns zeigen, desto weniger wollen wir gesehen werden.

streaming auf dem PC

Wie bring ich meinem Computer bei, daß er Bilder und Videos dem Fernseher zum Abspielen übergibt?
Mal hier gucken: http://blog.tim-bormann.de/windows-7-streaming-dlna-konfigurieren.html

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Warum veröffentliche ich meine Photos?

Mein erstes Photoblog hat heute Geburtstag. Vor sieben Jahren genau fing ich dieses Spielchen an und kann es seitdem nicht lassen. Ich nannte es photo.grapf.de und es basierte auf pMachine, einer Blogsoftware, die ein paar Jahre später in ExpressionEngine überging. Lange bevor das geschah, sattelte ich allerdings auf WordPress um. Und dabei ist es bis heute geblieben.
Nur der Name ändert sich gelegentlich. Aktuell heißt es déjà rue.
Die Themen meiner Photos unterliegen ja auch einem gewissen Wandel. Zur Zeit liegt mein Hauptaugenmerk auf der street-Photographie. Da es ja eigentlich fast nichts gibt, was nicht schon einmal photographiert wurde (aber eben nicht von jedem…), wollte ich genau das im Namen unterbringen, beides.

Hinter diesen kleinen Veränderungen stehen immer auch die grundsätzlichen Fragen: warum mache ich das eigentlich? Was ist an street-Photographie so toll? Warum bleibe ich nicht einfach dabei, Kinder und Alltag zu knipsen und die dabei entstehenden Bildchen den lieben Verwandten zu zeigen? Was bringt es mir wirklich, der weltweiten Öffentlichkeit meine Bilder zu zeigen, um dafür hier und da einen höflichen Kommentar zu bekommen – meist aber doch erst, nachdem ich gewisse Vorarbeiten durch Kommentare in andern Photoblogs, bei den KollegInnen quasi, geleistet habe. Schreibst du mir was, schreib ich dir auch was.

Steckt dahinter dann doch noch etwas anderes: das Bedürfnis, etwas Bleibendes zu produzieren, eine Erinnerung, die über den einzelnen Moment hinausgeht? Ein Mosaik aus einzelnen Augenblicken, das sich zu einem Bild von bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten zusammenfügt?

Möglicherweise ist es nur die schlichte Eitelkeit, die mich dazu verleitet, ausgerechnet meinen beschränkten Blickwinkel für erhaltenswert zu erachten. Daß ich mit dieser Marotte nicht allein bin, wertet das Unterfangen nicht unbedingt auf.

Schon heute ist das Angebot an Photo-Streams im WWW so umfassend, daß es so etwas langweiliges und unaktuelles wie google-streetview eigentlich gar nicht bräuchte. Blogger und Flickrer sind viel schneller, umfassender und direkter – und zeigen keine Scheu, Inventar und Menschen vor Ort mit aufs Bild zu bringen.
Ein Strom aus Bildern, der uns mit nur geringer zeitlicher Verzögerung letztlich den Spiegel vorhält, den subjektiven Spiegel derer, die auf der anderen Seite auf diesem Bilderstrom ihr Leben leben.
Vor allem auf Urlaubsreisen, mittlerweile aber auch immer mehr im Alltag mehrt sich der Eindruck, wir lebten eigentlich nur noch dafür, uns für unsere Photos in Szene zu setzen. Die Kamera ist immer dabei, wir knipsen Freunde, uns mit unseren Freunden, alle möglichen Situationen – und all das landet in kürzester Zeit auf irgendeiner Internet-Plattform. Oder ist das nicht nur Eitelkeit, sondern steckt dahinter auch die Befürchtung, daß all unser Tun unbeachtet und wirkungslos bleibt, wenn wir es nicht dokumentieren und wie ein Plakat auf einer Demo für uns selbst vor uns hertragen?

Ich denke, es geht um weit mehr als die Frage nach Privatheit versus staatlicher oder privatwirtschaftlicher Kontrolle. Es geht auch darum, was wir uns einbilden, wer oder was wir eigentlich sind – und wie diese Einbildung durch ihre ununterbrochene Abbildung außer Kontrolle gerät, aus unserer eigenen.

Ihre / Eure Meinungen dazu würden mich brennend interessieren.