Früher, also damals, da sagte man, wenn’s brenzlig wurde:
Das sag ich meinem großen Bruder! Und dann kommt der und…
Ggf. ergänzt um ein paar schaurige Details der Rache, die der große Bruder nehmen würde, wenn –
Später, als das Zitieren des Großen Bruders aus bekannten Gründen politisch unkorrekt wurde, hieß es:
Das sag ich dem Chefarzt! Das sag ich dem Chefarzt!
… was die Drohung irgendwie subtil auf eine Meta-Ebene hob.
Heute sagt man (technophil und garantiert ideologiefrei):
Das schreib ich in mein Weblog. Von der Verteidigung der Familien-Ehre über die sprichwörtlich unumstößliche Krankenhaus-Hierarchie bis zum Anrufen der Weltöffentlichkeit.
Eine steile Entwicklung, deren kulturelle Hintergründe nicht ohne fortschreitende Individualisierung, institutionalisierten Narzißmus und Lust am öffentlichen Leiden erklärlich sind.
Folgende Analogie drängt sich auf:
Ich denke, also bin ich.
Ich bügle, also bin ich.
Ich blogge, also bin ich.
Aber:
Es gibt ein Leben jenseits der Ambivalenzen.