Sommerabend in der Stadt

Je weiter man hinein rollt, desto intensiver flirren noch die Hitzereste des Tages um die Ecken. Überall nur leichte Kleidung. Männer in kurzen Hosen, Frauen in Tops und Röckchen und noch kürzeren Hosen. Blicke, so weit das Auge reicht. Auf den Firsten an den sommerlich lauschigen Ecken sitzen die Amseln und singen endlose Abendlieder. Oben drüber ziehen die Mauersegler riesige elegant geschwungene Kreise und singen ihr Sommerlied, das mir immer durch und durch geht.
Im Park sitzen überall Grüppchen von Studenten und anderen jungen Leuten, trinken Bier und billigen Wein, philosophieren über die Leichtigkeit des Seins oder spielen Federball. Und vor den Fußgängerzonenkneipen stehen die Großbildglotzen draußen und spielen lauthals Fußball, die zahlenden Gäste wirken ganz klein davor. Ich weiß gar nicht, wer heute spielt, frage mich nur, wie man das aushält darüber zu wohnen und dieses sinnfreie Gelaber des Fußball-Moderators über Stunden –

Ich fahre auf meinem Rad mitten hindurch, längs und wieder quer und atme all das ein. Eigentlich schon davon trunken kehre ich noch in den local Supermarket ein, hätte nicht übel Lust, meine Lieblingskassiererin zu umarmen dafür, daß der Laden noch geöffnet ist um halb zehn, und kaufe ein Sixpack Staropramen. Mit einer Flasche davon sitze ich nun im Garten, schaue dem Mond zu und schreibe.
Diese Sommerabende sind es, wofür es sich lohnt zu leben.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. dlc

    Da ist was wahres dran. Klingt auch viel besser als mein Abend (oder Tag), der irgendwie schon wieder so an mir selbst vorbei gerauscht ist. Also in meinem Fall am besten schnell ins Bett – oder nach Mitternacht noch ein wenig durch die Gegend schlendern, wenn die Fußballfans schon am Schnarchen sind…

  2. dlc

    P.S. Und just im Moment des Klicks auf den „Kommentar abschicken“-Button beginnt im Hintergrund Didier Squibans „Ker Eon“ von der wunderschönen Platte „Molène“ zu spielen. Sofort sieht alles viel, viel besser aus…

  3. becca

    ach…
    seufz…
    das klingt alles wunderbar :)

  4. Fotoente

    Man fühlt sich direkt so, als wäre man dabei gewesen. Staropramen konnte ich zwar nicht auf Anhieb was mit anfangen, aber dafür mit den Amseln und Mauerseglern ;-)

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