Sommerabend in der Stadt

Je weiter man hinein rollt, desto intensiver flirren noch die Hitzereste des Tages um die Ecken. Überall nur leichte Kleidung. Männer in kurzen Hosen, Frauen in Tops und Röckchen und noch kürzeren Hosen. Blicke, so weit das Auge reicht. Auf den Firsten an den sommerlich lauschigen Ecken sitzen die Amseln und singen endlose Abendlieder. Oben drüber ziehen die Mauersegler riesige elegant geschwungene Kreise und singen ihr Sommerlied, das mir immer durch und durch geht.
Im Park sitzen überall Grüppchen von Studenten und anderen jungen Leuten, trinken Bier und billigen Wein, philosophieren über die Leichtigkeit des Seins oder spielen Federball. Und vor den Fußgängerzonenkneipen stehen die Großbildglotzen draußen und spielen lauthals Fußball, die zahlenden Gäste wirken ganz klein davor. Ich weiß gar nicht, wer heute spielt, frage mich nur, wie man das aushält darüber zu wohnen und dieses sinnfreie Gelaber des Fußball-Moderators über Stunden –

Ich fahre auf meinem Rad mitten hindurch, längs und wieder quer und atme all das ein. Eigentlich schon davon trunken kehre ich noch in den local Supermarket ein, hätte nicht übel Lust, meine Lieblingskassiererin zu umarmen dafür, daß der Laden noch geöffnet ist um halb zehn, und kaufe ein Sixpack Staropramen. Mit einer Flasche davon sitze ich nun im Garten, schaue dem Mond zu und schreibe.
Diese Sommerabende sind es, wofür es sich lohnt zu leben.