Privat-Sphäre

Als ich meiner Patentante erzählte, ich hätte meinen google-Mail-Account gelöscht, weil ich nicht wollte, daß Herr google meine Mails mitliest, hat sie geantwortet, das mache ihr nichts und man müsse sich sowieso daran gewöhnen, daß es Privat-Sphäre so wie früher nicht mehr lange geben würde.
Oder eigentlich sowieso schon länger nicht mehr gibt.

Was ist eigentlich „privat“ im Zeitalter von Online-Tagebüchern, Big-Brother-Shows und Video-Total in der U-Bahn und beim Einkaufen? Was ist privat beim Einkauf mit Scheck- oder Kreditkarte oder bei Ebay oder bei Obi mit der Kundenkarte?
Was ist informationelle Selbstbestimmung, wenn mein privater Heimcomputer von der Polizei, dem Geheimdienst oder russischen Hackern durchsucht werden kann?
Was bedeutet Privatsphäre, wenn ich doch von all dem weiß, es billigend in Kauf nehme und nichts dagegen tue?

Sind die Gedanken frei angesichts allgegenwärtiger Werbung, egal ob in informationsvermittelnden oder meinungsbildenden Medien aller Art, ganzflächig an Hauswänden, an unserer Kleidung, mitten im Lieblingsfilm und natürlich im kostenlosen Onlinetagebuch?
Sind diese Ideale, die mal vor hunderten von Jahren von den sogenannten Aufklärern proklamiert wurden, nicht vorgestrig und mit aktueller zeitgenössischer Öffentlichkeitsgeilheit unvereinbar?

  • Beitrags-Kategorie:Allgemein
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar