Gewitterlauf

Die ganze gefühlte zweite Nachthälfte war es schon am Blitzen und am Grummeln da, jenseits des Leinetals, weit im Westen. Weit genug weg um nicht wirklich zu stören, aber doch auch zu nah, um einfach weiter schlafen zu können. Weiter schlafen? Na ja, bei um die 25° war da eh nicht viel zu wollen.
Aber ich lief dann los, um sechs, nach Westen, auf die große Wolke zu, die jetzt doch deutlich näher schien als noch vom Schlafzimmerfenster aus, die jetzt faszinierende Formen angenommen hatte, sagenhaft viele Blautöne, wellenförmig quer verlaufende Linien, und aus der es vor allem rechts an der Seite immer wieder blitzte. Bis zum Grummeln vergingen dann jeweils kleine Ewigkeiten. Sonst wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, über’s Feld und über’n Deich –

Als ich die Reinhäuser Landstraße überquerte, zu meiner Rechten sich die Drachenwiese ausbreitete, da war die Wolke nicht mehr da hinten im Westen, sondern da war sie vor mir.
Über mir.
An mir dran.
Wolkenfetzen hingen da herunter, in tiefdunkelgrauem Blau, wie Lefzen. Und an zwei Stellen waren spiralförmige Turbulenzen eingebettet. Unheimlich. Und am rechten Rand ganz deutlich Fallstreifen vom Regen. Und genau da blitzte es grell und zickzackig und erdwärts. Aggressiv wirkte das. (Toby seine Bilder davon)
Und genau da rutschte mir denn doch mein Gewitter-Chaser-Jogger-Herz in die kurze Hose und ich machte kehrt, ein paar Meter jedenfalls und beschloß, eine deutlich geschütztere Strecke zu laufen, an Häusern entlang und unter Alleebäumen. So direkt wollte ich es dann doch nicht herausfordern.
Und als es dann noch ein paar Mal öfter blitzte und lauter und näher donnerte, war ich auch ziemlich froh über diese Entscheidung.
Aber ein geiles gruseliges wohliges Gefühl war es trotzdem. Ganz besonders, als auf den letzten zwei Kilometern die Dusche angeschaltet wurde, so eine angenehm erfrischende von der großtropfigen Art. Die bewog mich dann sogar auf dem letzten Stück das Laufhemd auszuziehen und es mir direkt auf die Haut prasseln zu lassen. Köstlich!
Das eigentlich gewittrige dieses Gewitters aber zog natürlich – wie 95% aller Gewitter – weit an uns vorbei. Die Dusche wurde nach zehn Minuten wieder abgestellt und wir konnten nett und gemütlich draußen vorm Haus frühstücken.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. tobyyy

    Wie, was, ich habe die halbe Nacht Geblitze verpasst? Bin tatsächlich erst um 10 nach 6 vom Grummeln aufgewacht…

    Stell doch die Story mal ins Wetterforum, die freuen sich!

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