Seit ein paar Jahren mache ich eine Menge Photos. Erst mal für mich selbst. Weil ich es gern mache und weil ich einfach auf Bilder stehe. Ich gucke mir auch Bilder von andern Leuten gern an. Bilder sind irgendwie oft besser als die Realität. Vielleicht schon einfach, weil sie sich nicht bewegen und ich sie mir in Ruhe angucken kann, ohne daß sich etwas verändert. Außer mir selbst beim Betrachten.
Aber ich giere auch nach Anerkennung. Das stimmt. Vor Jahren schon dachte ich immer mal über diese katholischen Hauptsünden nach: die Eitelkeit (oder Hochmut?) scheint mir dabei eine der aktuell ganz wesentlichen zu sein. Und das in Verbindung mit Völlerei, diesem Nie-genug-Kriegen. Dazu paßt ja prima auch das Bedürfnis ständig online zu sein. Per Handy, Mail und Twitter nicht nur immer erreichbar zu sein sondern auch immer und jedem mitteilen zu können, welcher Furz gerade quer sitzt. Darin äußert sich ja einerseits eine kollossale Selbstüberbewertung, andererseits vielleicht aber auch noch kollossalere Einsamkeit und verfehlte Lebenslust. Denn das Leben wird ja nicht wirklich lebendiger und lebenswerter, indem ich der Welt ununterbrochen davon Mitteilung mache. Eher kommt es mir gar zu oft wie ein dauernder Zwang zur Rechtfertigung vor: guck mal hier, ich erlebe was von Bedeutung.
Vielleicht komische Gedanken. Aber meine ;-)
Und – ich gehöre da trotz meines beinahe schon biblischen Alters voll mit zu. Zu dieser Sünderkategorie. Deshalb ist es mir ebent auch so wichtig, daß Millionen von Leuten begeistert meine Bilder angucken und meine Sicht der Welt und auf das Leben vor allem toll finden. Es kränkt mich dann immer direkt und persönlich, wenn die Leute meine Lebensäußerungen nicht wahrnehmen wollen.
Täglich gucke ich mir die Statistiken meiner Photoblogs an, freue mich über hohe und ärgere mich über niedrige Klickzahlen. Über Kommentare ärgere ich mich eigentlich sowieso immer: entweder, wenn es keine gibt. Oder wenn sie inhaltlich belanglos sind.
Man schafft sich da also so ein ausgeklügeltes System von Immerwiederneuschlechtelaunemachern. Hauptsache, die Mundwinkel können erdwärts zeigen, Hauptsache, man erregt entweder Mitleid oder Abscheu, wenn es schon mit der Begeisterung nicht klappt.