Rosenstraße

Im Kino: eigentlich sollte es Raumpatrouille werden. Ein Wiedersehen mit der alten Kultserie. Aber die Anfangszeit stimmte nicht mit der erwarteten überein. Verlegenheitshalber also nach langer Zeit mal wieder Margarete von Trotta. Mittlerweile schon fast ungewohnt, im Kino mit Kultur konfrontiert zu werden. Wie lange liegt die Zeit des deutschen Autorenfilms zurück?!
Mit Fassbinder, Wenders, Kluge, von Trotta und Sanders-Brahms bin ich aufgewachsen. So bedeutungsüberladen und schwer genießbar wurde dieses Genre irgendwann, daß man so richtig aufatmete, als man mit DIVA quasi sinnfreies Ästhetik-Kino genießen konnte ohne sich rechtfertigen zu müssen.
Heute hängt mir das Hollywoodkino von Tom Hanks bis Arnold Schwarzenegger so zum Hals raus, daß ich eigentlich noch nicht mal mehr fernsehen mag. Reduziert auf Effekte, coolste Typen und perfektest gestylte Weibsbilder – nur noch abgef***t. Rosenstraße ist ein Film wie früher. Konventionell erzählt. Starke und lebendige Frauen, eigenartig gebrochen wirkende Männer, die so gar nicht dem stromlinienförmigen Ideal der Gegenwart genügen und eine geschichtliche Situation, die man zur Genüge zu kennen meint: das dritte Reich.
Das Thema: Liebe und ziviler Ungehorsam, Widerstand gegen die übermächtige Staatsgewalt.
Aufwühlend, anrührend, treffend. Schnell ziehen einen Maria Schrader und Katja Riemann in ihren Bann, möchte man nicht nur wissen, wie es weitergeht, sondern ist man mit dabei: ergriffen von einem Geschehen, das einerseits Alltag war und gar zu oft aktuell ist, das sich andererseits so selten ereignet, daß die wenigen erfolgreich Widerständigen meist zu übergroßen Heroen entrückt werden. Rosenstraße erzählt von normalen „arischen“ Frauen, die sich nicht damit abfinden, daß ihre jüdischen Männer verhaftet wurden und auf ihre Deportation warten. Allein ihre hartnäckige Anwesenheit, ihr ruhiger aber beharrlicher Protest, den sie trotz Androhung von Waffengewalt durchhalten, scheint zum Erfolg zu führen. Ihre Männer werden am Ende freigelassen.
Wie das gelingen konnte, bleibt letztlich offen. Was schade ist. Weil die ermutigende Aussage des Films so ein wenig farblos bleibt.

Andererseits wäre es sicher verfehlt, vom Kinoabend Rezepte für ein widerständiges Leben mit nach Hause nehmen zu wollen. Und vielleicht liegt im „einfachen“ Erzählen auch eine viel tiefere Kraft, die viel weiter führt, aber auch viel langsamer und behutsamer.

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