Schritte zu mehr digitaler Souveränität

Letzten Herbst wurden in den USA mehrere große Provider (u.a. AT&T und Telekom) von chinesischen Hackern attackiert. Daten flossen ab und fließen noch immer. Denn die Angriffe werden fortgesetzt. Wo die Biden-Administration offenbar nichts ausrichten konnte, will die Trump-Administration dies gar nicht erst.
Ganz abgesehen davon, dass sich die Betreiber von X, Facebook, Instagram, Whatsapp und natürlich Amazon hinter Trump stellen und von seiner Politik unmittelbar profitieren, sind unsere Daten, die wir auf Servern in den USA speichern, schon immer hochgradig unsicher – und wir geben unsere Kontrolle darüber ab in dem Moment, wo wir sie dort speichern.

Mir wurde das vorgestern wieder mal sehr deutlich vor Augen geführt, als Windows mich nach einem Update erst dann wieder an meinen PC lassen wollte, als ich zugestimmt hatte, dass es irgendwelche Daten nach Hause funken darf. Ich durfte auswählen, ob sie ganz persönlich oder nur ein bisschen persönlich sind.
Die Telemetrie von Windows11 ist seit Langem bekannt, auch dass man sie nicht vollständig abschalten kann. Besonders dann nicht, wenn man auch Microsoft 365, also Office nutzt.

Aber es gibt Alternativen. Es gibt zugängliche Möglichkeiten, die eigene digitale Souveränität Stück für Stück zurückzuerobern:

  • Statt autoritär und faschistisch geführtem X bieten Mastodon oder Bluesky dezentral demokratisch geführte Micro-Blogging-Plattformen.
  • Wozu man Facebook eigentlich überhaupt „braucht“, habe ich nie so richtig verstanden. Aber was man dort tut, kann man auf Mastodon fast genauso tun.
  • Instagram ist ja seit Langem nicht mehr die Foto-Community, die es mal war, als ich dort vor 14 Jahren meinen ersten Account eröffnete. Damals postete man da noch Trash-Bildchen, weil die ersten iPhones noch nicht so gute Qualität produzierten. Heute ist es die wahrscheinlich größte Werbeplattform und zugleich größte Datenabsauge-Plattform der Welt. Es ist erwiesenermaßen hochgradig suchterzeugend und insbesondere für jüngere Menschen gesundheitsgefährdend bis hin zu lebensgefährlich.
    „Ich bin Grapf und ich bin auf Instagram.“ hätte ich gestern meiner Therapiegruppe noch gestehen müssen – wenn es denn eine gäbe. Heute habe ich meinen letzten Account dort gelöscht. Jetzt heißt es, mindestens den nächsten Monat durchhalten. Denn so lange könnte ich ihn noch reaktivieren.
  • Whatsapp nutze ich tatsächlich schon seit vielen Jahren nicht mehr, weil Signal und Threema absolut vollwertige Alternativen sind, die nicht mit unsere Daten ihr Geld verdienen.
    Es bedurfte anfangs einiger Überredungskunst, meine Freund*innen und Bekannten dorthin mitzunehmen. Aber die Tatsache, dass Signal kostenlos ist und fast genauso funktioniert wie Whatsapp, war und ist da sehr hilfreich. Und wer immer noch nicht will, kann per SMS bzw. dem Nachfolger RCS mit mir kommunizieren. Oder per Mail.
  • Im Moment bin ich dabei von One Drive, Microsofts verführerischer Cloud (weil im Office 365 mit drin, weil billig, weil viel Platz und weil funktioniert einfach gut), zu NextCloud umzuziehen. NextCloud ist ein Open-Source-Projekt, das seit vielen Jahren im Wesentlichen dieselben Möglichkeit bietet wie One Drive oder Google Drive oder Dropbox – und noch weitaus mehr. Man kann damit auch Termine verwalten, Notizen schreiben, chatten oder Office-Produkte nutzen. Der Einstieg ist nicht ganz so trivial, wird aber zB durch das Angebot von gemanagten NextClouds deutlich erleichtert. Sehr gute Anleitungen dafür finden Sie in dem auch sonst äußerst empfehlenswerten und gut lesbaren Kuketz-Blog.

Die Liste ließe sich noch lang weiterführen. Aber fürs erste erscheint mir das schon mehr als genug.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Birte

    Privat haben wir schon lange Linux auf den Rechnern. Ich zwar auch noch Windoof, weil diverse Fotobearbeitungsprogramme nicht unter Linux laufen, aber da ich PS und LR wieder gekündigt habe, kann auch Windoof wieder runter (wobei wir das leider auch für die Steuererklärung brauchen).
    Privat nutze ich so weit möglich Signal. Leider haben wir im Büro noch What´s App. Ich bin bei bluesky und mastodon und werde so allmählich bei Insta und FB verschwinden. Bei FB bin ich nicht nur wegen meiner vielen ehemaligen Kolleg*innen aus ganz Deutschland, sondern vor allem wegen der politischen Gruppen, die mir wichtig sind. Aber die ziehen auch langsam Richtung Bluesky. Ich muss zugeben, mit Mastodon tue ich mich schwer. Aber kommt ja vielleicht noch.

    1. Grapf

      Das klingt ja sehr spannend! Die Bildbearbeitungsprogramme sind für mich auch der letzte wirklich ausschlaggebende Grund, warum ich noch nicht mehr mit Linux anfange. Bislang habe ich es als zweite Boot-Option.
      Welche Alternative zu Lightroom kannst du empfehlen?
      Da fände ich detaillierteren Austausch ja sehr spannend. :-)
      Bei Mastodon musst du dich eigentlich nur mit dem Gedanken vertraut machen, dass es keine zentrale Adresse für alle gibt, sondern viele dezentrale, die aber im Grunde alle von einer App aus zu erreichen sind. Und es ist auch immer mal wieder seltsam ohne Reklame leben zu müssen ;-)

      1. Birte

        Ich benutze zum Entrauschen DXO Pure Raw2, das läuft unter Linux. Den Rest mache ich mit Rawtherapee (freeware, läuft auch unter Linux) und Gimp.
        Ich bin mit LR und PS nie wirklich klar gekommen. Damit kann man sicherlich mehr machen, aber ich bin einfach zu doof für diese Programme.
        Mit ohne Reklame komme ich gut klar, aber so ganz steige ich durch die Struktur von Mastodon noch nicht durch ;-)

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