In den letzten Jahren habe ich versehentlich zu viel Zeit damit verbracht berühmt zu werden. Alles begann irgendwie damit, dass es mit dem Bloggen (hier und auf meinen anderen Blogs) nicht mehr so lief. Genauer gesagt, dass da seit ungefähr 10 Jahren nichts mehr lief. Meine Tochter wurde zufällig auf meine Berlin-Bilder aufmerksam und fragte mich, warum ich die nicht auf Insta zeige. Wär doch schade, dass die da nur im Blog lägen und keiner sie sähe.
Tja, dachte ich, da hatte sie recht.
Und so begann meine vermeintliche Influencer-Karriere. Ich baute meine Insta-Präsenzen aus und verbrachte, vor allem währende der Corona-Lockdowns, ganze Tage damit, mega coolen Content zu createn und zu posten, dafür die richtigen Zeiten abzupassen und die gerade angesagtesten aber nicht zu überlaufenen Hashtags zu setzen. Und ich leikte mir die Finger wund und followte auf Teufel komm raus alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen war. Immerhin, nach ein paar Monaten (oder war es doch etwas mehr als ein Jahr?) hatte ich die 1000er-Marke geknackt. Und meine Spitzen-Posts bekamen um die 300 Likes. Boah.
Anzunehmen, dass das so weiterginge, war ein klarer Irrtum. Und das nicht nur, weil Insta ständig den Algorithmus änderte und ich da irgendwann nicht mehr hinterherkam. Sondern auch, weil sich in meinem Hirn, dass nicht auf ständige 100%-Anpassung geeicht ist, Widerstand regte. Schlechte Laune kam auf, Lust zu meckern. Aber kein neues Konzept. Das Berühmtwerdenwollen war noch an der hinteren Hirnschale festgetackert. Bis mir klar wurde, dass sich da Werte verschoben hatten. Dass es in meinem Leben nicht nur darum gehen konnte, den möglichst dauerhaften Dopamin-Strom zu durch Insta-Likes sichern, jedenfalls nicht, wenn ich dafür mit jedem Klick und jedem Touch diesen Suckerberg da drüben noch reicher mache. Während der sich in die Oligarchen-Truppe um Trump einreiht und aktiv mit dazu beiträgt, die Welt weiter zu destabilisieren.
Deswegen sehe ich jetzt zu, weniger von diesen ungesunden Keksen zu essen. Mein persönliches Insta-Imperium baue ich Stück für Stück zurück. Zur sachgerechten Entsorgung kann ich leider nicht beitragen, weil das in diesem System nicht vorgesehen ist. Aber nicht mehr mitmachen kann ich. Auch wenn die Entzugserscheinungen noch ganz schön nerven. Ich tröste mich indessen damit, plötzlich viel mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Fürs Bloggen zum Beispiel. Und zu entdecken, dass andere es auch (noch) tun. Das wirkt belebend wie ganz tief frische Luft inhalieren. Danke!
(Sofern Interesse besteht, gebe ich gern noch konkrete Tipps zum Entzug.)
(Soweit Sie Tipps zum nachhaltigen Entzug und gegen Rückfälle haben, nur her damit!)
Ich hege ähnliche Gedanken. Allerdings macht es zumindest mir Insta sehr schwer, in dem es mir nicht den erforderlichen Code für die Löschung des Kontos zusendet.
Mein Entzug sollte sich in Grenzen halten, zumal ich diesem Medium nie so richtig viel abgewinnen konnte. Ich poste da fast nur meine besonders schönen Fotos, aber so wirklichen Mehrwert hat das für mich nicht.
Es gibt ja zur Not eine Ersatzdroge in Form von Pixelfeed. Ob das wirklich gegen allzu heftigen Entzug hilft, kann ich allerdings nicht beurteilen
Code für die Löschung des Kontos? An welcher Stelle wird der verlangt? Hm, eigentlich müssen Sie nur Ihr normales Passwort noch einmal eingeben.
Pixelfed bin ich am Ausprobieren. Finde ich sympathisch, ist technisch allerdings noch ziemlich ausbaufähig. Da funktioniert Mastodon schon besser, auch wenn das gar nicht primär fürs Posten von Bildern gedacht ist.
Bei Insta war ich zwar nie, aber auch die Ablösung von Facebook war schon recht schwierig.
Nicht, weil ich mich nicht hätte trennen können, sondern weil auch FB einige Fussangeln versteckt hatte, bis man zum entscheidenden Punkt kam und endlich auf „Konto schliessen“ klicken konnte.
Und bereut habe ich das nie – im Gegenteil, es war eine echte Befreiung von all dem Müll, den die Algorithmen da in meine Timeline gespült hatten.
Und seither – bis vor ein paar Wochen – habe ich auch ganz gut ohne die asozialen Medien leben können und verfügte lediglich noch über einen Twitter-Account, um bei Demos oder Katwarn-Meldungen zusätzliche Informationen erlangen zu können.
Aber auch der ist nun Geschichte, seit ich deswegen zu bluesky gewechselt bin
Die plumpen Methoden, mit denen Suckerbergs Plattformen einen am Gehen zu hindern versuchen, haben mich schon lange genervt. Wie auch die ganze Scheinheiligkeit, mit der Datentransparenz geheuchelt wird. Dabei fühlt und merkt man bei jedem Satz, jedem Klick, dass jegliche Bewegung im Metaverse nur einem nützt – und das ist definitiv nicht die User*in!
Da finde ich Bluesky auch weitaus sympathischer – und das Fediverse erst recht!