New York und seine subway

Wenn man in Queens die Treppen zur subway hinaufsteigt, die dort größtenteils als Hochbahn fährt, ist man vor allem erstaunt über den Zustand der Technik. Die Stahlträger der Trasse lassen das alte Ostkreuz als recht moderne und vor allem gut gepflegte Anlage erscheinen – in der Erinnerung. Die Fahrkartenautomaten wirken wie aus Gußeisen und eindeutig eher für Grobmotoriker entwickelt. Das Einlaßsystem ist ähnlich wie in Paris mit Drehkreuzen gestaltet, nur deutlich weniger elegant.
Die Bahn selbst – also ich bin kein Baureihen-Kenner. Das Berliner U- und S-Bahnsystem kenne ich zwar inzwischen etwas bessser als die meisten Berliner, aber Baureihen? Mich hat das nur insoweit interessiert, als ich die alten S-Bahnen immer viel lieber mochte als die neuen, weil die sehr spezifische und liebgewonnene Erinnerungen für mich bedeuteten. Nach ihrer Ausmusterung fehlt mir etwas.
In New York habe ich erst nach einer Woche intensiver Nutzung realisiert, daß es zumindest zwei verschiedene Bestuhlungsarten gibt. Die Bahnen sind silber-metallisch gestaltet, glänzen in der Sonne und sehen bei grauem Wetter ganz besonders schmuddelig aus. Auch innen hat man anfangs das Gefühl, sich nach jedem Griff an eine Haltestange die Hände waschen zu sollen. Das ist allerdings noch gar nichts gegen den Eindruck der unterirdischen Stationen. Ich brauchte da ein paar Tage, um ihren Charme würdigen zu können. Dann allerdings war ich von Tag zu Tag begeisterter!

Auffällig ist die große Menge an Schildern, bei denen es sich um Ziel- und/oder Richtungsangaben handelt, mit denen man aber als Ney-York-Neuling nicht viel anfangen kann. Wenn Sie in Manhattan in den Tunnel abtauchen und sich entscheiden müssen, ob sie Express Richtung Downtown oder lieber local Richtung Uptown fahrn wollen, stehen Sie erstmal ziemlich verunsichert da. Bis ein freundlicher New Yorker Sie anspricht und fragt, ob er helfen können, wie Sie denn hinwollen – und Ihnen dann gern erklärt womit Sie am besten fahren.
Die Begriffe Downtown, Uptown, Midtown, Lower West und Upper East Side bringen einen erstmal ganz schön durcheinander. Es ist auch nicht ganz einfach zu verstehen, welche Züge als Express trains nicht an jeder Station halten und wie das eigentlich funktioniert. Die Schilder an den Bahnsteigen geben meist die Zielbahnhöfe an, gleich daneben sind aber Schilder, die auf Alternativlinien hinweisen, die von anderen Bahnsteigen abfahren. Es braucht eine gewisse Eingewöhnung, die einen von den anderen zu unterscheiden.
An den U-Bahnen selbst steht nur der Name der Linie, entweder ein Buchstabe oder eine Ziffer.
Es gibt auf den Bahnsteigen nur schwer auffindbar Fahrpläne, wenn überhaupt. Es gibt keine analogen und auch keine digitalen Anzeigen, wann der nächste Zug kommt oder wohin er fährt. Man stellt sich einfach hin und wartet. Manchmal auch ganz schön lange.
Wenn dann ein Zug kommt, nimmt man im Innern eine automatische Ansage wahr, die, wenn man sehr genau hinhört, zum Beispiel sagt: This is the Coney Island Stillwell Avenue bound F local train. The next stop is Jaystreet Metrotech. Wenig später ergänzt der durchaus britisch wirkende Singsang einer männlichen Stimme: Stand clear the closing doors, please!. Dann schließen die Türen und die Bahn fährt mit einem sehr charakteristischen Sirren los. Wenn man die Ansage verstanden hat, ist das schon viel wert.

Das Netz der subway ist laut wikipedia das viertlängste des bekannten Universums. Jeden Tag werden etwa 5 Millionen Fahrgäste befördert. Das sind nun so Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt man in der Realität nicht fühlt. Sicher ist es auf manchen Streckenabschnitten zu gewissen Zeiten ganz schön voll und man läßt von den mitunter recht unregelmäßig fahrenden Zügen lieber mal einen aus, weil der nächste ziemlich sicher viel leerer sein wird. Aber dann kriegt man dort auch fast sicher einen Sitzplatz. Den man dann möglicherweise auch gleich wieder an älter oder müder aussehende Menschen abgibt, wenn man sieht, daß die Einheimischen das füreinander auch tun, freundlich und selbstverständlich. Ich habe das sehr gern gesehen und mich entsprechend verhalten.

Als barrierefrei oder auch nur in Ansätzen behindertentauglich würde ich das Subway-System eindeutig nicht bezeichnen. Man bemerkt zwar deutliche Anstrengungen in diese Richtung, aber in den meisten Bahnhöfen gibt es nicht einmal Rolltreppen, stattdessen oft lange und steile Gehtreppen – und enge Bahnsteige mit jeder Menge Hindernissen. Mit einem Rollstuhl wäre man da, zumal allein, ziemlich schnell böse verloren, denke ich.

Aber die subway ist eigentlich und vor allem eins: äußerst faszinierend – und nebenbei enorm effektiv. Stellen Sie sich nur vor, die 5 Millionen Passagiere würden statt U-Bahn Auto fahren!
Die teilweise sehr ausgedehnten Zugangstunnel und Gewölbe sind über weite Längen sichtbar alt, renovierungsbedürftig – und sehr charakterstark. Man wünscht sich unmittelbar, daß es noch möglichst lange dauern möge, bis die MTA das System durchsaniert habt. Was vermutlich ohnehin nie passieren wird. Offensichtlich fehlt es überall an Geld – und im laufenden Betrieb ein Bahnsystem zu sanieren ist eine gigantische Sisyphos-Aufgabe, wie man in Berlin z.B. allein am Ostkreuz mit verfolgen kann. Dort wird seit sechs Jahren saniert und ein Ende ist frühestens in weiteren vier Jahren absehbar. Und das ist nur ein, wenn auch zugegeben sehr wesentlicher, Bahnhof.
In New York werden vermutlich in absehbarer Zeit ganze Strecken erneuert werden müssen – rein vom Augenschein beurteilt.

Am meisten beeindruckt haben mich die Überquerungen des East River über die Manhattan bridge und die Williamsburg bridge. Die Hochbahnlinien in Brooklyn und Queens ermöglichen Blicke über die Stadt, in Hinterhöfe und Straßenzüge hinein, die man nicht beschreiben kann. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus.
Der Höhepunkt war die Station Queensboro Plaza in Long Island City. Hier kreuzen sich mehrere Hochbahnlinien auf, in und unter einer einfach unglaublichen Stahlträger-Konstruktion, in die der Bahnhof integriert ist – und ein Straßendreieck. Ich bin stundenlang auf, in und unter dieser Anlage herumgelaufen, um ihre Ausmaße nachvollziehen zu können. Um wenigstens ansatzweise zu verstehen, welche Bahn da von wo nach wo fährt. Photographisch lassen sich da nur Andeutungen machen.
Man sieht sich einer Planungs- und Ingenieursleistung gegenüber, die ebenso buchstäblich faßbar wie im übertragenen Sinn völlig unfaßbar erscheint. (Unbedingte Besuchsempfehlung!)

Sicherheit ist ja auch immer ein Thema. In den Achtzigern mußte man wohl wenigstens Charles Bronson sein, um einigermaßen heile aus der subway wieder herauszukommen.
Wir waren da als Familie mit heranwachsenden Töchtern und Sohn unterwegs, ich oft auch allein, auch nachts. Nicht nur, daß es keine einzige Situation gab, die auch nur ansatzweise unangenehm, unheimlich oder gar bedrohlich gewirkt hätte. Es ist auch nichts passiert, keine Suizide, nicht einmal Graffiti an Bahnen oder in den Stationen.
Es gibt viel Personal. Jede Bahn hat einen Fahrer und noch eine Aufsichtsperson, die mitten im Zug sitzt. Auf fast jedem Bahnhof ist Aufsichtspersonal, das auch Fahrkarten verkauft oder Auskünfte erteilt. Und an vielen Stationen zeigt das NYPD deutliche Präsenz, auch das vor allem freundlich und hilfsbereit.
Zuguterletzt ist die Benutzung der subway überaus preiswert. Eine Einzelfahrt kostet $ 2,25, eine Wochenkarte $ 29. Für den Gegenwert in Euro kann man in Berlin gerade mal 3 Tage fahren.

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Berlin im August 2010

Die körperlichen Malaissen, insbesondere mein noch immer verknackstes ISG (Kreuz!) sind von Anfang an eine Hypothek. Auch verdauungsmäßig ist es nicht so einfach.
Aber das größere Problem ist, daß mir gefühlsmäßig der innige Draht zu Berlin irgendwie abhanden gekommen ist.
Diesmal bin ich in Friedrichshain im Gold Hotel am Wismarplatz, habe dort ein nettes kleines Zimmer im 5.OG mit schönem Blick auf ein riesiges ruhiges Hinterhof-Areal. Ich kann da mühelos ohne Stöpsel schlafen. Das Bett tut meinem Rücken gut.
Ich laufe auch einige Zeit am Ostkreuz rum, wo es sich seit März nicht groß verändert hat. Die Südbrücken-Relikte stehen noch genauso wie die alte Brücke überm Eingang Sonntagstraße. So gibt es tatsächlich immer noch alte Bildperspektiven und somit quasi Bezugspunkte. Auch auf Bahnsteig D gibt es noch einzelne Blickwinkel, die einen beinahe ignorieren lassen, was schon alles fehlt.
Aber es fehlt halt doch. Das unbeschwerte Rumflanieren auf dem alten Ringbahnsteig, auf A oder auch auf D und E, wo man aus jeder Perspektive immer so schön Leute photographieren konnte, das geht einfach nicht mehr.
Das Leute Photographieren ging aber auch sonst nicht. An der Warschauer Brücke habe ich quasi kein einziges Bild gemacht. Und in den Straßen von F’Hain oder Neukölln ist es mir auch nicht gelungen, meine Bilder mit Personal auszustatten. Mir fehlte der Mut und die entsprechende Verfassung.
Am Freitag Abend bin ich nach dem Hotel-Einchecken erst mal in der Sonntagstraße Pizza essen gegangen, dann im einsetzenden Nieselregen Spaziergang auf die Neue Kynaststraße neben das Ostkreuz, dann in den Kaskel-Kiez, wo es cool aussieht, über den guten alten Nöldner-Platz weiter noch in den Weitling-Kiez. Da scheint es im Dunkeln immer noch so auszusehen wie vor 12 Jahren. Was ich irgendwie sehr positiv finde. Das Wetter macht es aber leider so ungemütlich, daß ich von einem längeren Rundgang absehe. Während ich gerade eine sehr lauschig altmodisch spießige Eckkneipe photographiere, telefoniere ich ganz reizend mit Elisa, die von Klassenfahrt zurück ist. Das ist schön!
Mitten auf den schönen Bahnsteig des Nöldnerplatzes hat die DB einen protzigen und häßlichen Verkaufscontainer gestellt, der die Atmosphäre des Bahnhofs mehr oder weniger zerstört. Für sowas haben sie ja ein unüberbietbares Talent.
Dann zieht es mich irgendwie noch zur U1, um zur Kurfürstenstraße zu fahren. An der Warschauer Brücke kaufe ich mir ein Staropramen, zische es weg und versuche ein paar wartende Damen abzulichten, bin aber zu schisserig dabei. Das wird einfach gar nix.
In der U1 ist es nett, gibt wie immer wirklich viel zu sehen. Aber leider fährt sie nur bis Möckernbrücke, danach ist Ersatzverkehr. Und darauf hab ich keinen Bock. Also fahr ich einfach wieder zurück und latsche von der Warschauer durch die Partymeilen von F’Hain zum Hotel zurück. Bin sehr erstaunt, wie sich F’Hain verändert hat. Nicht nur, daß überall Partymeile ist, auch die Geschäfte! War die Warschauer Straße früher ein Sammelsurium von Ramschläden, die sicher oft von Russen betrieben wurden, so ist jetzt jeder dritte Laden ein Kiosk bzw Spätkauf, dazwischen schicke Läden und natürlich Internetcafés – wer immer sowas noch braucht…
In den Kneipen sitzen die Leute alle draußen. Entsprechend laut ist es in den Straßen, ganz besonders natürlich in der Simon-Dach-Straße, die ich seit 10 Jahren kenne, die damals die einzige Straße war, in der man ausgehen konnte. Heute ist sie dafür immer noch Hauptstraße und Mittelpunkt und offenbar Paradigma, da ähnliche Kiezwandlungen in anderen Stadtteilen mittlerweile danach benannt werden: Simondachisierung

Samstag
Der Frühstücksraum im Gold Hotel ist etwas zu klein. Von den Gästen bin ich der zweitjüngste. Es könnte etwas mehr Obst geben, ansonsten ist am Frühstück nichts auszusetzen. Für 5 Euro schon mal gar nicht!
Vormittags streife ich durch Friedrichshain und entdecke viele photographierenswerte Kleinigkeiten, fahre dann von Warschauer Straße über Ostkreuz nach Karlshorst, BBhf Rummelsburg und zurück und nochmal los nach Baumschulenweg, wo ich auch ein bißchen rumlaufe. Den Bahnhof renovieren sie tatsächlich sehr liebevoll, bauen viele Details der alten historisierenden Architektur wieder mit ein. Wird sicher mal richtig schön in ein paar Jahren…
Von dort dann mit der S-Bahn nach Hermannstraße und mit der U8 bis Boddinstraße. Ich suche die Flughafenstraße, um ein altes Photo von 1980 wiederholen zu können. An der U-Bahnstation scheine ich unmittelbar schon richtig zu sein. Die Kreuzung Flughafenstr/Hermannstr hat sich in ein paar Details in den 30 Jahren dann doch so verändert, daß ich sie eigentlich nicht wiedererkenne. Aber natürlich ist auch die Jahreszeit eine andere – und alles Zubehör, die Autos zum Beispiel und die Reklame an den Häusern… All diese Riesenwerbeflächen, man hat sich inzwischen so dran gewöhnt. 1980 gab es sowas einfach nicht.
Ich laufe dann noch paar Meter weiter runter bis in die Reuterstraße. Gefällt mir gut dort der Kiez. Etwas sehr rein türkisch geprägt zur Zeit, aber dadurch natürlich auch sehr lebendig.
Mit der U8 weiter zur Hermannstraße, dann S bis Südkreuz und von dort weiter nach Norden bis Wollankstraße, wo ich in die S1 bis Wittenau umsteige.
Mittagessen bei Hildi und seiner Familie. Sehr nett und lieb alle, entzückende Kinder.
Dann los mit Hildi in den Prenzlauer Berg. Von Bornholmer Straße laufen wir übern Schwedter Steg und druch die Kopenhagener Straße zum Lichtmal, wo wir einen leckeren Cappucino trinken. Weiter über Schönhauser und Eberswalder bis Mauerpark, isses aber nich so da, deshalb mit Tram und U2 zum Gleisdreieck, wo ich eigentlich gern auf „das Gelände“ würde. Es ist aber eigentlich schon zu dunkel dafür und ich finde den Einstieg auch nicht mehr. Deshalb weiter mit der U1 zum Görlitzer Bahnhof und die Oranienstraße rauf und runter. Lichter photographieren. Und blaue Stunde.
Dann wirklich gut essen im Shanti. Dabei wird mir allmählich sehr kalt. Und irgendwie ist es dann auch ganz schnell Mitternacht und wir gehen zurück zur U-Bahn. Ich bringe Hildi noch zum Kotti, fahre dann zur Warschauer und mit der S-Bahn zum Ostkreuz und streife noch durch die dunklen Straßen von F’Hain. Ist schließlich schon wieder mein letzter Abend in Berlin. Ich mag noch nicht ins Hotel. Aber so allein inmitten der Partygeräusche ist es dann doch nicht so richtig nett.

Sonntag
Das Frühstück ist definitiv unangenehm. Der Frühstücksraum ist proppenvoll und die Rentner heute irrsinnig laut. Man kann seine eigenen Gedanken nicht mehr verstehen. Vor allem so eine mit holländischem Akzent ratschende graue Tante hinter mir macht mich völlig kirre.
Ich beeile mich da wegzukommen, mache dann ein paar schön depressive Regenfotos an der Boxhagener Straße und fahre zum Ostbahnhof, mich von Teilen meines Gepäcks zu entledigen. Im Ostbahnhof haben sie angefangen den „Ost-Tunnel“ zu sanieren, wo die Gepäckaufbewahrung ist. So kann man dort schöne Umwege latschen.
Dann mit Bus zum Bethaniendamm, wo ich den Anschluß-Bus verpasse. Im Regen latsche also zu Fuß die endlose Köpenicker Straße entlang, weiter die Schlesische, dann am Heckmann-Ufer, über die Görlitzer-Eisenbahn-Brücke rüber nach Alt-Treptow, die Lohmühlenstraße bis zur Brücke nach Neukölln, das Maybach-Ufer weiter, in die Pannierstraße, über die Sonnenallee rüber bis zur Reuterstraße und diese bis zur Flughafenstraße, darauf weiter zum Columbiadamm und dann hinein in die Fontane Straße, Schillerpromenade, Selchower Straße und Mahlower Straße. Was für ein Kiez dort. Beeindruckt mich immer wieder!
Aber nach dieser endlosen Latschnummer (ca. 6 km) hab ich auch erstmal genug. Ich fahre mit U8 direkt zum Rosenthaler Platz, wo das neue Hotel zwischen Brunnenstraße und Weinbergsweg zumindest als Gebäude fertig ist. Damit hat dieser Platz natürlich sein Gesicht sehr deutlich verändert. Er ist nun verdammt modern. Oder sollte man sagen: beliebig? Er wird halt nur noch geprägt von Kommerz und Verkehr – nicht mehr vom Flair einer im Wandel befindlichen Mitte. Das zeichnet sich schon seit Jahren ab, klar. Aber schade ist es immer noch. Was wird wohl aus all den Hotelbetten werden, wenn Berlin mal nicht mehr Europäische Partyhauptstadt ist? Und die wird es ja vermutlich nicht mehr lange bleiben, wenn das Flair weiter so vernichtet wird wie in den letzten 10 Jahren.
Ich laufe den Weinbergsweg hinauf, kehre in der Kastanienallee bei einem Libanesen ein, esse dort wirklich äußerst lecker bei zu lauter Musik und werfe im Anschluß einen Blick in die Oderberger, die nun saniert werden soll. Der Straßenbelag soll denkmalgerecht aufgearbeitet werden. Die kriegens schon richtig gut da, die Oderberger. Man riecht förmlich, wieviel Geld da inzwischen sitzt.
Auf dem Flohmarkt am Mauerpark erwische ich eine regenfreie halbe Stunde, muß mir schon viel Mühe geben, nicht in eine der vielen Riesenpfützen zu treten, bleibe bei 3 Ständen stehen, wo es künstlerische Berlinfotos zu gucken gibt. Die gefallen mir aber alle nicht wirklich. Ob ich mich da mit ein paar meiner Bilder mal hinstellen sollte? Ich würde es wahrscheinlich nicht lange aushalten zuzugucken, wie die Leute ohne wirkliches Interesse meine Ständer durchblättern und wortlos weiterziehen. Wie das eben so läuft auf den Märkten. Und wenn jemand doch Interesse hat, dann muß allein schon aus sportlichen Ambitionen jeder noch so niedrige Preis weiter gedrückt werden.
Nee, das wär’s nicht. Zugleich sähe ich als Besucher gern viel mehr solcher Stände dort.
Mit der Tram fahre ich zur Warschauer Straße und von dort noch einmal zum Ostkreuz, schlendere ein paar Minuten auf dem Ringbahnsteig rum im Versuch, Leute unter den gewaltigen Wolkengebilden zu photographieren. Das wird aber nix. Hab nicht mehr die Geduld. Und die Kontraste sind zu heftig. Und mein Zug fährt bald.