Ein bißchen Schnee

Letzter Arbeitstag im Jahr: way to work:
2012-12-21-082058
Stellwanne

2012-12-21-082809
Reinhäuser Landstraße

2012-12-21-162354
Große Dinge werfen ihre Schatten voraus.

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch
  • Beitrags-Kommentare:2 Kommentare

für mehr Kreativität

im Internet und gegen die angebliche Nordkoreanisierung soll es gut sein, sein Leben nicht auf den geliebten Mainstream-Plattformen wie facebook oder instagram zu verbringen.
Die sozialen Medien verhelfen ja nicht nur zu immerwährendem und umfassendem Teilen intimer und lebenswichtiger Details und gemeinsamem Erleben großer Momente, sondern man kann sie dann auch noch zum Wohle der Firmen, die uns diese neue Freiheit erst gegeben haben, sinnvoll verwerten lassen.
Und man darf gewiß sein, daß Kommunikation und Kreativität im Geiste des Großen und Ganzen völlig unter- aufgehen!
Es ist auch gar nicht mehr nötig, richtige oder womöglich wirklich interessante Fotos zu machen, um damit Aufmerksamkeit zu erlangen. Es reicht, wenn man seine Bilderzeugnisse durch den richtigen Filter schickt, auf Instagram uppt und dann die Erzeugnisse seiner Buddys leikt (oder wie schreibt man das?). Zur Belohnung bekommt man viele Leiks zurück und fertig ist das soziale Instant-Erlebnis.
Diese Vereinfachung des Lebens finde ich schon toll. Die nötigen Apps hole ich mir gratis aus dem store meines Smartphones, mit dem ich dann auch mein Leben ablichte. Oder inszeniere. Vieles wird ja erst dadurch zu so etwas wie Leben, daß ich es als Bild mit der community share. Die es dann leikt. Wodurch es für mich erst richtig schön wird.
Wie ging das früher bloß ohne?
Ja.
Warum ich das erzähle? Sie kennen das ja selbst zur Genüge.
Da war das mit instagram. Vielleicht haben Sie davon gelesen, von diesem blöden Mißverständnis. Wie mal wieder irgendwelche naßforschen Journalisten behauptet haben, instagram wolle mit den Bildern seiner Jünger nur Geld verdienen und ihnen nichts davon abgeben. Ungeheuerlich.

Das einzige, was ich wirklich nicht verstehe, ist, warum ich mit diesem altmodischen Geblogge hier nicht aufhören kann. Ich gestehe, ich maile auch noch regelmäßig. Statt einfach nur messages zu schicken über facebook oder whats app. Letzteres ist zwar viel einfacher und schneller. Aber ich ertappe mich dabei, wie ich an diesen Steinzeit-Methoden festhänge. Ähnlich wie ich irgendwie lieber selbstgemachte Bratkartoffeln esse als die aus dem Tiefkühlbeutel. Gegen jede Vernunft.

Das Leben ist so viel dichter geworden. Und zugleich undichter.

Zwölfter Zwölfter Zwölf

Nein, keine Heiratsanzeige hier, auch keine Existenzgründung. Nur ein Blogeintrag zum möglicherweise hübschesten Datum des Jahrhunderts.
Ganz schön finde ich, daß trotz allem die Bloggerei ihre Nische zum Überleben gefunden hat. Offenbar bin ich nicht der einzige, der mit dem nötigen Starrsinn an der schlichten Schönheit der Idee festhält. Auch wenn Milliarden WWWler lieber twittern oder sich bei g+ hangouten oder faithbook ihren Zustand anvertrauen, auf jeden Fall allabendlich dem Internet gute Nacht sagen. Ohne dem scheint Leben zwar noch vorstellbar, aber nicht sinnvoll.

Zur Feier des Tages eine kleine Adventsgeschichte:
Vorgestern Abend hatten wir in unserem Häuschen einen partiellen Stromausfall. Betroffen war insbesondere das Wohnzimmer, wo wir nicht nur essen, sondern vor allem auch fernsehen und unseren Internetanschluß haben: dieses kleine Gerät, das wir Fritzbox nennen und an dem unser virtuelles Leben Kontakt zur Welt hängt. Wenn nun der Strom nicht mehr fließt, frieren auch unmittelbar alle Kontakte und eigentlich beinahe das Leben selbst ein.
Natürlich arbeitete ich zuerst den Notfallplan am Sicherungskasten ab. Alle aus, alle wieder an. Auch mal im Keller geguckt, ob da vielleicht etwas herausgerissen Funken sprühte o.dergl. Aber nichts dergl. Alles tat so, als ob nichts sei. Eine schnelle Lösung bot sich nicht an. Den Elektriker würde man natürlich erst am nächsten Tag verständigen können. Und wann der dann käme!?
Ich tigerte einige Zeit mehr als rastlos hin und her, drehte Glühbirnen raus und wieder rein, schaltete schaltbare Steckdosen aus und bald wieder an und probierte zwischendrin stets erneut, ob ein Reinraus der Sicherungen irgendeinen Effekt bringen wollte. Währenddessen überlegte ich, wie man einen langen Winterabend ohne Glotze und ohne Internet wohl am besten rumkriegen würde. Bis ich auf die Idee kam, das Rasenmäherverlängerungskabel aus dem Schuppen zu holen und mit seiner Hilfe den Strom aus der Küche zur Fritzbox zu bringen.
Was ganz einfach war.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Auf den dringenden Wunsch meiner Tochter hin versorgte ich mit einem weiteren Verlängerungskabel und ein paar Umstöpseleien auch den Fernseher mit Strom, so daß dem friedlichen Verlauf des Abends nichts mehr im Wege stand.
Abendessen und Frühstück genossen wir gemütlich bei Kerzenschein, draußen rieselten putzig einzelne Schneepflöckchen vom unschuldigen Himmelein, während auf unseren Smartphones gar traulich das liebe Internet funkelte.
So freuen wir uns, daß ’s Lichtlein brennt und sehen all: es ist Advent.

Bryant Park und 42nd street

Im Film „Harold and Maud“ zeigt Maud ihrem jugendlichen Verehrer ihre Geruchsgalerie. Harold schnuppert daran, weiß erst gar nichts damit anzufangen, läßt sich dann aber doch zunehmend darauf ein und – riecht.
Er identifiziert Schnee. Und genauer: Schnee in der 42. Straße.
Was ist besonders an der 42. Straße?

Die 42. Straße durchquert Midtown und hält dabei ein paar echte Highlights bereit wie das Chrysler Building, die Grand Central Station, den Bank of America Tower, den Times Square und Port Authority.
Die Straße ist sehr belebt. Allein das Eintauchen ins streetlife beschäftigt für Stunden.
Ganz besonders fasziniert hat mich der Bryant Park, der auf dem Stadtplan kaum auffällt, dessen Name allein ihn aber schon interessant für mich machte.
Gestern Abend guckte ich mir aus einer Laune heraus mal wieder den Film Bladerunner an. Darin spielt Captain Bryant eine tragende Nebenrolle. Zwar ist Bladerunner in Los Angeles angesiedelt, das hat sich science-fiction-mäßig für den Film jedoch sehr in Richtung Manhattan verändert, vielleicht eher: in Richtung Gotham City. Ein Hochhaus-Dschungel, dessen Sound-Kulisse maßgeblich von Polizeisirenen, Werbebildern und -texten und Verkehrsgeräuschen geprägt wird. Ich mußte in Manhattan oft an den Film denken und hätte die Musik von Vangelis als allgemeinen Background-Sound mehr als passend gefunden.
Der Bryant Park ist eine grüne Oase inmitten eindrucksvoller riesiger Skyscraper. Man kann dort auf Gartenmöbeln sitzen, einen Kaffee trinken, sich etwas zu Essen holen oder auch einfach nur so vor sich hinträumen und die den Park umgebenden Hochhäuser anschwärmen und sich dabei ein bißchen vom Pflastertreten erholen.

Ich mag den Namen Bryant. Ich mag die Vorstellung von einem hundert Jahre alten Hochhaus, in dem ich auf einem Balkon, vielleicht in der 42. Etage, über die Brüstung lehne, in einen schmuddligen, verregneten und sehr dunstigen Megacity-Kosmos blicke – und irgendwo unter mir fliegt ein Polizei-Flugfahrzeug mit Blaurotlicht und Sirene entlang. Dazu eine schwer romantische Klangwand aus einem Vangelis’schen Syntesizer.

New York und seine subway

Wenn man in Queens die Treppen zur subway hinaufsteigt, die dort größtenteils als Hochbahn fährt, ist man vor allem erstaunt über den Zustand der Technik. Die Stahlträger der Trasse lassen das alte Ostkreuz als recht moderne und vor allem gut gepflegte Anlage erscheinen – in der Erinnerung. Die Fahrkartenautomaten wirken wie aus Gußeisen und eindeutig eher für Grobmotoriker entwickelt. Das Einlaßsystem ist ähnlich wie in Paris mit Drehkreuzen gestaltet, nur deutlich weniger elegant.
Die Bahn selbst – also ich bin kein Baureihen-Kenner. Das Berliner U- und S-Bahnsystem kenne ich zwar inzwischen etwas bessser als die meisten Berliner, aber Baureihen? Mich hat das nur insoweit interessiert, als ich die alten S-Bahnen immer viel lieber mochte als die neuen, weil die sehr spezifische und liebgewonnene Erinnerungen für mich bedeuteten. Nach ihrer Ausmusterung fehlt mir etwas.
In New York habe ich erst nach einer Woche intensiver Nutzung realisiert, daß es zumindest zwei verschiedene Bestuhlungsarten gibt. Die Bahnen sind silber-metallisch gestaltet, glänzen in der Sonne und sehen bei grauem Wetter ganz besonders schmuddelig aus. Auch innen hat man anfangs das Gefühl, sich nach jedem Griff an eine Haltestange die Hände waschen zu sollen. Das ist allerdings noch gar nichts gegen den Eindruck der unterirdischen Stationen. Ich brauchte da ein paar Tage, um ihren Charme würdigen zu können. Dann allerdings war ich von Tag zu Tag begeisterter!

Auffällig ist die große Menge an Schildern, bei denen es sich um Ziel- und/oder Richtungsangaben handelt, mit denen man aber als Ney-York-Neuling nicht viel anfangen kann. Wenn Sie in Manhattan in den Tunnel abtauchen und sich entscheiden müssen, ob sie Express Richtung Downtown oder lieber local Richtung Uptown fahrn wollen, stehen Sie erstmal ziemlich verunsichert da. Bis ein freundlicher New Yorker Sie anspricht und fragt, ob er helfen können, wie Sie denn hinwollen – und Ihnen dann gern erklärt womit Sie am besten fahren.
Die Begriffe Downtown, Uptown, Midtown, Lower West und Upper East Side bringen einen erstmal ganz schön durcheinander. Es ist auch nicht ganz einfach zu verstehen, welche Züge als Express trains nicht an jeder Station halten und wie das eigentlich funktioniert. Die Schilder an den Bahnsteigen geben meist die Zielbahnhöfe an, gleich daneben sind aber Schilder, die auf Alternativlinien hinweisen, die von anderen Bahnsteigen abfahren. Es braucht eine gewisse Eingewöhnung, die einen von den anderen zu unterscheiden.
An den U-Bahnen selbst steht nur der Name der Linie, entweder ein Buchstabe oder eine Ziffer.
Es gibt auf den Bahnsteigen nur schwer auffindbar Fahrpläne, wenn überhaupt. Es gibt keine analogen und auch keine digitalen Anzeigen, wann der nächste Zug kommt oder wohin er fährt. Man stellt sich einfach hin und wartet. Manchmal auch ganz schön lange.
Wenn dann ein Zug kommt, nimmt man im Innern eine automatische Ansage wahr, die, wenn man sehr genau hinhört, zum Beispiel sagt: This is the Coney Island Stillwell Avenue bound F local train. The next stop is Jaystreet Metrotech. Wenig später ergänzt der durchaus britisch wirkende Singsang einer männlichen Stimme: Stand clear the closing doors, please!. Dann schließen die Türen und die Bahn fährt mit einem sehr charakteristischen Sirren los. Wenn man die Ansage verstanden hat, ist das schon viel wert.

Das Netz der subway ist laut wikipedia das viertlängste des bekannten Universums. Jeden Tag werden etwa 5 Millionen Fahrgäste befördert. Das sind nun so Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt man in der Realität nicht fühlt. Sicher ist es auf manchen Streckenabschnitten zu gewissen Zeiten ganz schön voll und man läßt von den mitunter recht unregelmäßig fahrenden Zügen lieber mal einen aus, weil der nächste ziemlich sicher viel leerer sein wird. Aber dann kriegt man dort auch fast sicher einen Sitzplatz. Den man dann möglicherweise auch gleich wieder an älter oder müder aussehende Menschen abgibt, wenn man sieht, daß die Einheimischen das füreinander auch tun, freundlich und selbstverständlich. Ich habe das sehr gern gesehen und mich entsprechend verhalten.

Als barrierefrei oder auch nur in Ansätzen behindertentauglich würde ich das Subway-System eindeutig nicht bezeichnen. Man bemerkt zwar deutliche Anstrengungen in diese Richtung, aber in den meisten Bahnhöfen gibt es nicht einmal Rolltreppen, stattdessen oft lange und steile Gehtreppen – und enge Bahnsteige mit jeder Menge Hindernissen. Mit einem Rollstuhl wäre man da, zumal allein, ziemlich schnell böse verloren, denke ich.

Aber die subway ist eigentlich und vor allem eins: äußerst faszinierend – und nebenbei enorm effektiv. Stellen Sie sich nur vor, die 5 Millionen Passagiere würden statt U-Bahn Auto fahren!
Die teilweise sehr ausgedehnten Zugangstunnel und Gewölbe sind über weite Längen sichtbar alt, renovierungsbedürftig – und sehr charakterstark. Man wünscht sich unmittelbar, daß es noch möglichst lange dauern möge, bis die MTA das System durchsaniert habt. Was vermutlich ohnehin nie passieren wird. Offensichtlich fehlt es überall an Geld – und im laufenden Betrieb ein Bahnsystem zu sanieren ist eine gigantische Sisyphos-Aufgabe, wie man in Berlin z.B. allein am Ostkreuz mit verfolgen kann. Dort wird seit sechs Jahren saniert und ein Ende ist frühestens in weiteren vier Jahren absehbar. Und das ist nur ein, wenn auch zugegeben sehr wesentlicher, Bahnhof.
In New York werden vermutlich in absehbarer Zeit ganze Strecken erneuert werden müssen – rein vom Augenschein beurteilt.

Am meisten beeindruckt haben mich die Überquerungen des East River über die Manhattan bridge und die Williamsburg bridge. Die Hochbahnlinien in Brooklyn und Queens ermöglichen Blicke über die Stadt, in Hinterhöfe und Straßenzüge hinein, die man nicht beschreiben kann. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus.
Der Höhepunkt war die Station Queensboro Plaza in Long Island City. Hier kreuzen sich mehrere Hochbahnlinien auf, in und unter einer einfach unglaublichen Stahlträger-Konstruktion, in die der Bahnhof integriert ist – und ein Straßendreieck. Ich bin stundenlang auf, in und unter dieser Anlage herumgelaufen, um ihre Ausmaße nachvollziehen zu können. Um wenigstens ansatzweise zu verstehen, welche Bahn da von wo nach wo fährt. Photographisch lassen sich da nur Andeutungen machen.
Man sieht sich einer Planungs- und Ingenieursleistung gegenüber, die ebenso buchstäblich faßbar wie im übertragenen Sinn völlig unfaßbar erscheint. (Unbedingte Besuchsempfehlung!)

Sicherheit ist ja auch immer ein Thema. In den Achtzigern mußte man wohl wenigstens Charles Bronson sein, um einigermaßen heile aus der subway wieder herauszukommen.
Wir waren da als Familie mit heranwachsenden Töchtern und Sohn unterwegs, ich oft auch allein, auch nachts. Nicht nur, daß es keine einzige Situation gab, die auch nur ansatzweise unangenehm, unheimlich oder gar bedrohlich gewirkt hätte. Es ist auch nichts passiert, keine Suizide, nicht einmal Graffiti an Bahnen oder in den Stationen.
Es gibt viel Personal. Jede Bahn hat einen Fahrer und noch eine Aufsichtsperson, die mitten im Zug sitzt. Auf fast jedem Bahnhof ist Aufsichtspersonal, das auch Fahrkarten verkauft oder Auskünfte erteilt. Und an vielen Stationen zeigt das NYPD deutliche Präsenz, auch das vor allem freundlich und hilfsbereit.
Zuguterletzt ist die Benutzung der subway überaus preiswert. Eine Einzelfahrt kostet $ 2,25, eine Wochenkarte $ 29. Für den Gegenwert in Euro kann man in Berlin gerade mal 3 Tage fahren.

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch
  • Beitrags-Kommentare:3 Kommentare

New York so als Stadt

Brooklyn, wo wir Quartier hatten, speziell Windsor Terrace, ist ausgesprochen kleinstädtisch. Dort gibt es überwiegend ein- bis zweistöckige Reihenhäuser, die zum großen Teil aus braunen Ziegeln („brownstones“) gebaut sind, alle Mikro-Vorgärten haben, in denen Mülltonnen stehen, aber auch Kleinstbeete angelegt sind.

Durch die kleinen Straßen fährt morgens ein Heer von Schulbussen, wie man sie aus alten Filmen kennt. Ich hätte nie gedacht, daß die dort noch im Einsatz sind. Wir sahen sie nicht nur überall unterwegs, sondern auch zu zig bis hunderten in Bushöfen geparkt. Als bestünde das Bedürfnis, einen großen Vorrat davon anzulegen.

Am frühen Morgen kann man den Brooklynern auch zuhauf beim Joggen zusehen, sowohl im Prospect Park, wo es auf den asphaltierten Wegen getrennte Spuren für langsame Läufer, schnelle Läufer und Radfahrer und sogar Ampeln an Kreuzungen gibt! Gelaufen wird aber auch einfach durch die Straßen. Und Rad gefahren, übrigens auch einfach zur Fortbewegung.
Natürlich gibt es viel Autoverkehr in New York, aber es gibt gefühlt noch mehr Fußgänger und viele Radler. Ein Großteil des Autoverkehrs besteht aus Taxis.

Sobald man über die Brooklyn Bridge geht, die Brooklyn mit Manhattan verbindet, weitet sich der Horizont, man atmet tiefer und dann plötzlich stoßweise und hat ein Brückengefühl, das bei mir bislang weder die Warschauer Brücke in Berlin noch die Galata-Brücke in Istanbul und erst recht nicht die pont neuf in Paris hervorrufen konnte. Der Blick durch die Stahlseile auf die Wolkenkratzer, zur Seite auf die architektonisch nicht weniger faszinierende Manhattan Bridge und weiter hinten die Williamsburg Bridge läßt einem das Zwerchfell flattern. Man fühlt sich nicht klein, sondern erhaben.

Am frühen Morgen nach unserer Ankunft überquerten wir die Brooklyn Bridge zum ersten Mal. Das Licht war kühl und klar und verdrängte Hunger und Müdigkeit. Erst auf der anderen Seite, unter der City Hall, fingen wir an nach einer Frühstücksgelegenheit zu suchen. Was wir in lower Manhattan nicht wirklich einfach fanden. Wir landeten schließlich bei McDonalds an der Canalstreet in Chinatown. Selten habe ich scheußlicher gefrühstückt. Zugleich wirkte es aber auch sehr authentisch. Daß es in allen Fastfood-Läden Schilder gibt, die zum schneller essen auffordern bzw das Trödeln verbieten, wußte ich da noch nicht und fand es ziemlich herbe.

Die Jungs in Jogginghosen und Käppis und gut verstöpselt, die am Tresen mit den Steckdosen saßen, in denen ihre Kommunikations- und Spielgeräte steckten, schien das wenig zu kümmern.
Ich war froh wieder raus zu kommen, begeistert erste Wassertürme zu photographieren und chinesische Menschen, die gerade anfingen ihre Stände aufzubauen. Sonntags Morgens ist noch nicht viel los in Chinatown.

Das war im Central Park schon anders, den wir von Süden aus erkunden wollten. Dort waren Massen von rosa gekleideten Menschen unterwegs, die einen unglaublichen Lärm machten. Sie protestierten gegen Brustkrebs.
Mein erster Eindruck von diesem für mich sagenumwobenen Park war insoweit arg ernüchternd.
Die seventh avenue gefiel mir unmittelbar besser. Wie auch die erste Pizza, von da an unser liebstes Mittagsessen in Manhattan. Ein slice für $ 2,50 und richtig lecker. Ausprobiert haben wir bei anderer Gelegenheit auch verschiedenste Sandwiches sowie indisches und chinesisches Essen. Alles äußerst lecker und reichlich und nicht teurer als in Deutschland. Die Kinder hatten auch viel Appetit auf Burger und Pommes, nur Donuts oder Hot dogs wollte seltsamerweise niemand.

In Manhattan geht man tatsächlich überwiegend zu Fuß. Die Entfernungen sind zwar beträchtlich, aber man guckt sich auch nicht an einem Tag ganz Manhattan an. Man fährt stattdessen mit der subway in eine Ecke, die man erkunden will, und wandert dann los, läßt sich treiben, macht Entdeckungen und übt sich im Staunen. Über die Schönheit der Wolkenkratzer. Über die Selbstverständlichkeit, mit der alle New Yorker Fußgänger bei Rot über die Ampel gehen. Ohne überfahren, ja selbst ohne angehupt zu werden. Dabei wird in den Straßen sehr viel gehupt, meist nur zwischen Autofahrern, das aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Ein interessantes Thema sind noch die restrooms. Man trinkt zwar zweckmäßigerweise so wenig wie möglich, aber irgendwann muß man dann ja doch mal. Da es quasi nirgends öffentliche Toiletten gibt, bleiben als Ausweg nur Starbucks oder Burgerking oder McDonalds. Starbucks gibt es buchstäblich alle 500 Meter. Jeder hat nur 1 Restroom unisex, davor steht grundsätzlich eine lange Schlange. So daß man sich am sinnvollsten mit seinem Kaffee direkt in die Schlange stellt. Da es bei Starbucks auch immer free WiFi gibt, nutzt man die Zeit, mal eben Mails zu checken, facebook zu erzählen, was man gerade tut oder in der subway-App nachzugucken, wo man wie als nächstes hinfährt. Wenn man endlich dran kommt, ist der Kaffee meistens auch schon durchgelaufen. In den Burger-Abfütterungsstätten gibt es zwar oft mehrere Toiletten, allerdings wacht dort ebenso oft Personal darüber, daß man auch etwas konsumiert und nicht nur die restrooms benutzt.


Über den Times Square hatte ich viel gehört, daß er so sein würde, hatten wir dann aber doch nicht erwartet. Er sog uns ein und entließ uns erst nach mehreren Stunden. Und alle sagten, daß sie da unbedingt wieder hin wollten.
Mit 5 Leuten geht man nicht für jede Mahlzeit essen, sondern kauft dann auch ein, um zuhause zu essen. Allerdings gibt es keine Rewes, Aldis oder Lidls, sondern es gibt Walgreen, was eigentlich eine Apotheke oder Drogerie ist, in der man aber auch gewisse Lebensmittel kriegt. Und es gibt, vor allem in Brooklyn, kleine Läden, die sich „Deli“ nennen. Für Delikatessen. Dort gibt es ganz ähnliche Dinge wie bei Rewe, aber in viel kleinerer Auswahl, zu einem großen Teil „organic“ oder „kosher“ – und teilweise unglaublich teuer. Ein halbes Pfund Butter für 4 Dollar, 2l Milch für 5 Dollar, eine Dose Bier ab 3 Dollar. Man bekommt kaum Brot, dafür aber köstliche Bagels, die gut sättigen. Das beste an den Delis ist, daß sie sozusagen immer geöffnet haben. Selbst mitten im Hurrikane. Aber dazu bei anderer Gelegenheit mehr.

Wenn man abends nach einem ausgiebigen Wandertag noch seine Kommunikationsbedürfnisse befriedigt hat (ein bißchen erzählen, vor allem aber mailen, bei facebook posten oder über what’s app chatten), fällt man irgendwann wie ein Stein ins Bett. Während die 5 Steckdosen-Adapter, die wir mitgebracht haben, allesamt belegt sind von Ladegeräten für Smartphones, Kamera-Akkus und Netbook. Alles Geräte, ohne die so eine Reise undenkbar wäre.

Fortsetzung folgt.
Noch ein paar Bilder mehr hin und wieder hier: grapf.de

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Als Göttinger in New York (Teil 1)

Berlin besuche ich schon einige Jahre regelmäßig, in Istanbul war ich ein paar Mal, auch in Paris. Ja, auch Hamburg, Kopenhagen und Stockholm habe ich schon photographiert.
New York war immer nur ein Traum. In früheren Jahren war meine Vorstellung von der Stadt sehr konkret geprägt von der Serie „Lieber Onkel Bill“, gefolgt von Theo Kojak und Woody Allen. In den 80ern war ich schon einmal kurz davor hinzufliegen. Ich hatte bereits ein Visum. Heute weiß ich gar nicht mehr genau, warum ich dann stattdessen nach Gomera geflogen bin.
Und nun waren wir zu fünft da. Meine Familie mußte mich sehr gründlich dazu überreden. Eigentlich wollte ich nicht.
Den Flug buchten wir etwa ein halbes Jahr im Voraus bei Opodo, als Unterkunft fanden wir eine Wohnung in Brooklyn: gute U-Bahn-Anbindung an Manhattan, aber Wohnen abseits des Trubels, eigentlich direkt am Grünen, am Prospect Park. Hotelpreise in Manhattan sind abenteuerlich. Für die Wohnung bezahlten wir etwa ein Viertel und hatten dazu noch richtig Platz und ein spannendes, echt amerikanisches, gar nicht touristisches Wohnumfeld.

Der Hinflug war angenehm und zerstreute all meine Bedenken gegen Langstreckenflüge sanft und gründlich. So wie die reizenden Stewardessen von Singapore Airlines uns bedienten.

Bei der Ankunft in JFK erwartete uns entgegen den meisten Beschreibungen in Reiseführern keine zweistündige Prozedur mit peinlicher Befragung oder gar Leibesvisitation, sondern lediglich ein eindrucksvoller Beamter, der die Pässe durchsah, Fingerabdrücke von allen Fingern beider Hände nahm, je ein Digitalphoto machte und nach dem Grund für unseren Besuch fragte. Das alles so wortkarg, wie es irgend ging. Nachdem er unsere Pässe gestempelt hatte, schaufelte er sie ein paar mal in seinen großen Händen hin und her, als würde er Karten mischen, gewährte uns einen letzten bedeutungsvollen Blick, bevor er uns kurz und schmerzlos verabschiedete. Hinein nach Amerika, zunächst ins Innere des Flughafens, wo ich als erstes lernte, daß Toilette nicht toilette sondern restroom heißt.

JFK ist ziemlich groß, erscheint aber eigentlich viel kleiner als Frankfurt am Main. Wir nahmen den Airtrain, der eine Runde um alle Terminals fliegt, äh fährt und dann abbiegt Richtung U-Bahn, entweder nach „Jamaica“ oder nach „Howard Beach“. Letztere Station hatten wir im Visier und genau dorthin fuhr der Airtrain an jenem Samstag nicht. Stattdessen wurden wir gehalten, den Shuttle-Bus zu nehmen. Soweit kein Problem, abgesehen davon, daß das Koffer über Treppen schleppen bedeutete. Wie auch im weiteren Verlauf. Die Alternative, mit dem Taxi nach Brooklyn zu fahren, hatten wir von vornherein verworfen. Wir wollten es billiger und vor allem authentisch.
Und so bekamen wir es auch. Der Shuttle-Bus, bzw die 3 Shuttle-Busse, die wir nacheinander befuhren, bis wir nach eindrucksvoller Fahrt durch Queens in Roackaway Boulevard ankamen, wo der A-Train der New Yorker subway einen Bahnhof hat, waren „free“. Der Airtrain hätte 25 Dollar gekostet.

Allerdings dauerte die Reise von JFK bis zum Prospect Park etwa dreieinhalb Stunden. Umsteigen von Bus in U-Bahn und von einer U-Bahn in eine andere. Koffer die einen Treppen rauf, die andern wieder runter. Und natürlich Fahrkarten kaufen mit Kreditkarte. Da bekam ich meinen ersten Schweißausbruch, weil der Automat nicht wirklich intuitiv bedienbar war. Glücklicherweise sind die Menschen in New York außerordentlich hilfsbereit und geduldig. Zwei Eigenschaften, die sich auch im späteren Verlauf als sehr positiv und nützlich erwiesen.
Dies gleich wieder, als unser Zug an der Station Euclid Avenue einfach stehen blieb und wir nach etwa 10 Minuten per Lautsprecher harsch angewiesen wurden auszusteigen. Unser Zug verschwandt dann leer im Tunnel. Mit dem näachsten einfahrenden wiederholte sich das, so daß wir schon erwogen stattdessen lieber Bus zu fahren. Aber die Aufsicht des Bahnhofs, die wir fragten, riet uns davon ab: da würden wir verloren gehen…

Als wir unsere Wohnung in Brooklyn erreichten, waren wir zwar ziemlich geschafft, aber die Vorstellung am ersten Abend einfach nur früh schlafen zu gehen kam für mich einfach nicht in Frage. Stattdessen schnappte ich mir die Kamera und zog los. Magisch angezogen von Manhattan fuhr ich bis Yorkstreet, was laut Stadtplan nahe an der Brooklyn Bridge sein sollte und ging von dort zu Fuß weiter. Es war viel näher als gedacht – und irgendwie auch viel aufregender.

Da stand ich also: unter der Manhatten bridge, blickte auf die Brooklyn bridge und lower Manhattan. Der letzte orange Lichtstreifen am Westhimmel, die Wolkenkratzer glitzerten, der East River funkelte und die Hochbahn donnerte und ratterte über die Brücke.

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch
  • Beitrags-Kommentare:6 Kommentare

Herbst-Melancholie

Die düsteren Tage ohne Nebel sind oft einfach nur bedrückend.
Der Nebel kleidet die Düsternis mit einem weiten weichen Gewande, in dessen Geheimnis so mancher Hoffnungsschimmer zu warten scheint.

Olympus OM-D, Testbericht

Meine erste vom selbst verdienten Geld gekaufte Kamera war eine Olympus OM1. So etwas prägt über Jahrzehnte.
Als Olympus die OM-D ankündigte, verfolgte ich die weiteren Enthüllungen sehr gespannt. Und nun war es endlich soweit: ich habe sie einige Tage ausprobiert.

Die Kamera ist relativ schwer und liegt dadurch satt in der Hand. Mit dem sehr langen Set-Objektiv (12-50mm) kann ich sie nur mit der rechten Hand so gerade eben halten. Lange aber nicht. Denn für diese Haltung ist der Body etwas zu klein. Bequemer ist es, das Objektiv in die linke Hand zu legen und die Kamera dann mit rechts zu bedienen.
Der Power-Schalter liegt hinten unten rechts, ist ein bißchen fummelig und löst in mir sofort die Befürchtung aus, daß er schnell kaputt gehen könnte. Ähnlich die meisten Bedienknöpfe, die – vermutlich um der Staub- und Spritzwasserabdichtung willen – alle etwas schwammig zu drücken sind und dadurch auf mich auch nicht sehr stabil wirken.
Der Play-Knopf sitzt echt bescheuert neben dem Sucher. Da wo man am schlechtesten dran kommt und ihn (als Canon-User) auch zuletzt erwarten würde.

Die beiden Einstellräder rechts oben auf der Kamera sind aus Metall und drehen sich mit leichtem, sattem Klick. Da sie (fast) beliebig konfigurierbar sind, tragen sie keinerlei Beschriftung. Einerseits kann man sich dadurch die Kamerabedienung tatsächlich äußerst individuell einstellen, andererseits muß man sich auch merken, welche Funktion man wo und wie einstellt, um sich nicht selbst an der Nase herumzuführen – und da ist keine Beschriftung irgendwie kein echter Vorteil.
Ich bemerke nach einigen Stunden des Ausprobierens, daß mir klar belegte Schalter und Knöpfe lieber sind. Deren Lage und Funktion prägt man sich so oder so nach kurzer Zeit ein. Während das selbst konfigurierbare im Grunde nur dann sinnvoll ist, wenn man die Kamera so bedienen möchte wie eine andere, die man vielleicht vorher hatte. Aber das führt so oder so nicht wirklich weit.

Der Sucher ist klar und hell und man kann erstaunlich viele Informationen einblenden. Bis hin zu 2 Wasserwaagen und Histogramm. Das ist in speziellen schwierigen Aufnahmesituationen wahrscheinlich super, für den Normalfall hindert es mich tatsächlich an der Konzentration auf mein Motiv, das zwischen all den Infos gerade noch so durchschimmert. An der Abbildungsqualität ändert das nichts: die ist erstaunlich gut, gerade, wenn es dunkler wird. Man sieht dann effektiv mehr als durch einen Realbildsucher wie bei einer DSLR. Beim Druck auf den Auslöser, wenn man fokussieren will, flackert das Bild. Vermutlilch normal, aber mich stört das.

Das Display löst fein auf, ist schön groß, bietet viele Anzeigemodi, das heißt, man kann sich so ziemlich alles anzeigen lassen, was irgendwie interessant sein könnte – und sieht darüber hinaus noch das Motiv! Und man kann es klappen. Das ist eigentlich toll. Vor Jahren knipste ich lange lange mit stetiger Begeisterung mit Canon G2 und später G6, die beide „full articulated“ Displays haben. Da kann man schön von oben drauf gucken, während man die Kamera vorm Bauch baumeln hat.
Genau das probiere ich mit der Olympus OM-D auch – aber es kommt keine rechte Freude dabei auf. Denn erstens ist bei der Perspektive von oben der Sucher im Wege, der weit heraussteht – und zweitens klappt sich das Display wieder ein, wenn die Kamera vorm Bauch baumelt und man ein paar Schritte geht. Sonst funktioniert es toll – und auch umgekehrt, Kamera hochgehalten und Display nach unten geklappt.

Tja, sehr schön finde ich auch das Auslösegeräusch. Das ist sehr dezent, wirkt absolut nicht billig, sondern tatsächlich eher unauffällig.

Was noch unbedingt erwähnenswert ist, sind die Menüs. Ich kann die nicht beschreiben, weil ich in ihre tiefsten Tiefen noch gar nicht vorgedrungen bin. Nur soviel: sie sind sehr komplex, sehr umfassend und – selbst für jemanden, der seit über 10 Jahren mit Digicams Umgang hat und einige ausprobiert hat – schwierig!

Kämen wir zum letzten und wichtigsten Punkt: Bildqualität.
Die Bilder wirken unaufgeregt. Keine Canon-Bonbonfarben, aber auch nicht zu blaß. Man kann an den Farben noch etwas drehen, aber man kann sie auch so hinnehmen.
Die Schärfe würde ich als knackig bezeichnen, der Autofokus sitzt ungeheuer schnell und gut.
Das Rauschen – ist für mich eigentlich gar nicht so ein Thema. Zumal die OM-D sozusagen kein Farbrauschen zeigt, sondern nur Helligkeitsrauschen. Das sieht man bei ISO 1600 schon recht deutlich. Allerdings stört es nur, wenn man auf glatt geneatete Bilder steht, was ich nicht tue. Es ist lediglich, wenn man so die ganzen Lobhudeleien vor Augen hat, wie genial die Low-Light-Fähigkeiten der OM-D seien, da muß ich dann doch mal hüsteln. Meine Canon Eos 30D, immerhin 6 Jahre alt, rauscht bei ISO 1600 auch nicht mehr. Allerdings hat sie natürlich auch nur 8 MP und nicht 16. Das ist also schon Fortschritt – aber denn doch nicht so hammermäßig, wie manche Tests glauben machen. Zwei Kleinigkeiten noch: der Weißabgleich bei Kunstlicht ist wie bei fast allen Kameras scheußlich. Quecksilberdampflampen werden eklig grün, das Natriumdampflampen eklig orange. Und beides beißt sich schön. Außerdem werden Lichter nicht sehr klar dargestellt, sondern werden schnell grobe Lichtflecke, müßte man vermutlich stark unterbelichten, was aber natürlich sehr auf Kosten der dunkleren Umgebung geht. Das kann die Eos 30D eindeutig besser.

Vieles spricht für die OM-D.
Trotzdem werde ich sie wieder zurück schicken, weil ich sie nicht überzeugend genug finde. Sie müßte mich überzeugen, vom Canon Eos-System wegzugehen, erstmal 1300 Euro für Body und Set-Objektiv auszugeben und dann noch mal einige hundert Euro dazu für ein, zwei Festbrennweiten, die auf jeden Fall sein müßten. Außerdem einen Adapter für meine alten OM-Objektive, die ich an einer Olympus-Kamera natürlich unbedingt benutzen wollen würde. Und natürlich Ersatz-Akkus und eine neue Tasche und und und.
Für das viele Geld und den Aufwand ist sie mir nicht überzeugend genug, die OM-D.

Schade eigentlich.
Vielleicht fassen sich die Olympus-Entwickler ja noch ein Herz und gestalten ein Bedienkonzept, das sich auch blonde Leute über 40 merken können, stellen das Rauschgeräusch des Bildstabilisators ab und gönnen der Kamera ein richtiges Tilt- und Shift-Display, wie es die Lumix-G-Kameras von Panasonic ja auch haben.
Dann mache ich gern sofort den nächsten Versuch.

Prometheus – oder die Warum-Frage

Vor 33 Jahren sah ich Alien zum ersten Mal, im Stern-Kino damals. Ein Erlebnis, an das ich mich noch heute erinnere, vor allem, weil der Film damals die meisten meiner Erwartungen nicht erfüllte, die meisten im positiven Sinne. Er war gegen die Sehgewohnheiten, er war unglaublich spannend, die Story knapp und auf den Punkt gebracht, die Technik perfekt, ohne überfrachtet zu wirken – und alles wirkte beklemmend echt.

Gestern im Cinemaxx also Prometheus, sozusagen Alien 5 oder auch -1, je nachdem ob die behauptete zeitliche Reihenfolge eine Rolle spielt.
Der Film ist ein visueller und akustischer Hammer. Echte Naturaufnahmen aus Schottland (und Island?) werden kunstvoll mit virtuellen Szenerien kombiniert, der Sound vor allem reichhaltiger Donner. Man könnte auch sagen: viel Wumms.
Inhaltlich schließt der Film tatsächlich, zumindest chronologisch, fast nahtlos an Alien 1 an, rückwärts gesehen. Die große Warum-Frage allerdings, die Prometheus gleich zu Beginn sehr hoch hängt, wird nicht nur nicht beantwortet, sondern eher vervielfältigt. Damit meine ich gar nicht die Frage, warum Ridley Scott sich hat hinreißen lassen, ein Prequel zum eigenen Meisterwerk zu produzieren. Vielmehr: warum bringt der Film zum fünften Mal dieselben Versatzstücke, jetzt sogar fast wörtliche Zitate aus Teil 1, lediglich mit modernisierter Technik, dafür umso inhaltsbefreiter? Warum verhalten sich die Figuren größtenteils so unlogisch, um nicht zu sagen: völlig bescheuert?! Die beiden Loser, die als erste dran glauben müssen (was einem schon nach wenigen Minuten klar wird), haben es einfach nicht besser verdient.
Warum nehmen an der Raumfahrt-Mission so viele Leute teil, die offenbar gar keine Funktion haben, insbesondere Charlize Theron? Außer dem Abbild der kalten blonden Göttin ist ihre Rolle bedeutungslos, bläht nur den Film auf.
Warum muß der alte Mann aufs lächerlichste als alter Mann geschminkt werden? Man hätte doch auch einen tatsächlich alten Schauspieler nehmen können?
Warum ist ausgerechnet der Androide die einzige Figur, die einen komplexen Charakter zu haben scheint? Warum tut er, was er tut? Wessen Wille steuert ihn? Und warum muß das alles so angestrengt nebulös bleiben? Ist das Diabolische seines Narzißmus Absicht oder nur ein Effekt unter vielen?

Die eigentliche Frage, die der Film zur Message stilisieren möchte, warum diese humanoiden Wesen, die angeblich die Menschheit konstruiert haben, später die Alien-Ursuppe als biologische Waffe konstruiert haben, mit der sie die Menschheit wieder auslöschen wollten, wendet der Film dann mehr gegen diese Wesen selbst, als daß dem Zuschauer irgendetwas erhellt oder gar erklärt wird. Irgendwann ist einfach alles nur noch Rohstoff für neue Ungeheuer, die alles, was man sich in Alpträumen eklig und grausig vorstellen mag, hervorbringen und in irrsinigem Tempo die Teilnehmer der Mission dezimieren – bis auf die eine Frau: Noomi Rapace, die eher die Nachfolge von Winona Ryder aus Alien 4 antritt als die Sigourney Weavers. Zu schön ist sie und zu harmlos.
Weniger wäre mehr gewesen: weniger Personal, weniger Zitate bereits zu abgelutschter Szenen, weniger Alien-Suppe, weniger Ungeheuer, weniger bombastische Technik, weniger pseudo-existentialistisches Brimborium.
Dafür vielleicht eine stringentere Story. Ein Warum beantworten, statt vierzehn neue aufzutischen.

Das Ende läßt genug Raum für Prometheus 2 oder vielleicht auch ein weiteres Prequel für vor dem Prequel.
Der Kern der Story scheint, trotz allen sattsam gefledderten Elementen, noch immer interessant, faszinierend – man möchte diese bösen, perfekten Wesen studieren und ihrem Ursprung auf den Grund gehen…

Aber ich für mein Teil möchte unter den gegebenen Umständen nicht mehr ins Kino.
Im Cinemaxx war 20 Uhr als Beginn der Vorführung angegeben, der Film startete etwa um 20:50 Uhr. In der Zwischenzeit wurde der Zuschauer mit extrem lautem Schwachsinn bombardiert. Wenn es ja nur Werbung gewesen wäre! Aber es war auch noch zu wenigstens einem Drittel eine völlig sinnbefreite „Show“ mit angeblich echten, unangenehm debil wirkenden „Zuschauern“, denen sinnbefreite Fragen gestellt wurden. Dazu all die Reklame für explosive Spiele, Prozessoren und Handys. Und ein paar Trailer zu Filmen, die sich vermutlich auch auf Youtube niemand freiwillig anguckt. Das eigentliche Grauen lauert heute nicht mehr im Weltraum (wie 1979), sondern vor dem Film im Kino.

die Schönheit der Göttinger Fuzo

muß man natürlich zu nehmen wissen!
Auch und ganz besonders im Baufieber dieses Traumsommers, wo an allen 3 Längsrouten der Innenstadt (Jüdenstraße, Weender Straße und Stumpfebiel bzw. Zindelstraße) parallel gebaut wird.
Soviel Planungsgenie muß man erst mal bringen!


Weender Straße