Eine Harzreise

Als ich den vorigen Beitrag (über Tschernobyl) schrieb und das Titelbild dazu aussuchte, wollte ich einfach eins mit endzeitlicher Stimmung dazu haben und dachte gar nicht weiter darüber nach, wo das Motiv entstanden war.
Gestern fuhr ich zu meiner Erbauung mal wieder quer durch den Harz von Bad Lauterberg nach Wernigerode und bekam aber so intensiv endzeitliche Laune dabei, dass es die anschließende Wanderung verdammt schwer hatte, meine Grundeinstellung „Im Harz ist es schön!“ wieder herzustellen.

Viele meiner Freund*innen mögen den Harz seit jeher nicht, weil er so düster sei. Was wiederum von den ehemals dichten, endlosen Fichtenwäldern herrührte, zwischen die nie viel Sonnenlicht hindurchkam.

Das Problem hat sich mittlerweile erledigt. Schon vor 3 Jahren, im Laufe des ersten viel zu trockenen Sommers, fanden wir eher lichte Fichtenwälder vor.

Doch da standen immerhin noch viele lichte Fichten in der Gegend rum.
Ja, sie sahen da auch schon etwas gruselig aus.
In den Medien sah, hörte und las man in der Folge viel über den gefräßigen Plapperkäfer von Traal Borkenkäfer vom Brocken, dem trockene Fichten ganz besonders gut schmecken.

Wenn wir also vor drei Jahren noch direkt am Abgrund standen, sind wir inzwischen doch einen guten Schritt weiter. Die Flächen mit den toten Fichten sind jetzt zu einem großen Teil abgeholzt. Übrig geblieben sind neben enormen Holzstapeln grob unordentliche Flächen, die wie mit einem Riesenpflug durchwühlt aussehen. Nach den Abholz-Orgien sind alle offenbar ganz schnell abgehauen und haben auch viele Wanderwege in unpassierbarem Zustand zurückgelassen.

Ja, Wanderwege. Es gibt nach wie vor eine Menge Menschen, die gern im Harz wandern wollen. Seit Corona mehr denn je.

In folgenden Beiträgen werde ich ein paar meiner Eindrücke von den magischen Gebirgswelten des Harzes vermitteln, die für mich der eine Grund sind, den Harz zu besuchen. Vielleicht verdeutlichen sie, was da durch unser Zutun gerade vernichtet wird.

Übrigens ist der April der erste seit werweißwieviel Monaten, der mal nicht der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen ist, sondern einer der kältesten. Es hat zwar auch viel zu wenig geregnet. Aber hey – wollen wir doch mal nicht kleinlich sein mit dem ollen Klima!
Wahrscheinlich ist doch alles gar nicht so schlimm, wie es aussieht. (Heftiges zynisches Räuspern!)

35 Jahre Tschernobyl

Vor ein paar Tagen sah ich mit einem Freund gemeinsam die Folge „Kennedys Kinder“ aus der Serie „Die zweite Heimat“ von Edgar Reitz. Eine der besten Serien und überhaupt Filmproduktionen aller Zeiten, finde ich. Im Nachklang überlegte ich, welche einschlägigen Ereignisse es in meinem Leben gibt, zu denen mir sofort einfällt, wo und unter welchen Umständen ich sie erlebt habe.

Da steht Tschernobyl an erster Stelle. Ein Ereignis, dass aufgrund seiner Einbettung in eine Weltgeschichte, der einfach nichts heilig ist außer der rücksichtslosen Ausbeutung der Natur und all ihrer Ressourcen, ebenso vorhersehbar wie unabwendbar war. Der 11. September 2001 hat mich auch ziemlich erschüttert, aber aus völlig anderen Gründen.

Über Tschernobyl habe ich zum 20. Jubiläum hier bereits einen Artikel geschrieben. Hat sich in den seither vergangenen 15 Jahren etwas verändert? Irgendwie habe ich so spontan das Gefühl, dass ja. Nur nicht zum Guten. Vor kurzem hatten wir gerade erst 10 Jahre Fukushima, das Tschernobyl 2.0 sozusagen, dessen Auswirkungen nicht nur die Japaner, sondern alle Menschen und erst recht die Meeresbewohner noch für sehr lange Zeit beschäftigen wird. Unter dem Eindruck der Ereignisse hat unsere CDU-Regierung unter Merkel den Atom-Ausstieg erneut beschlossen und in die Wege geleitet.

Uns ist heute präsenter als damals, dass wir mit rasender Geschwindigkeit auf die globale Klimakatastrophe zusteuern, gegen deren Auswirkungen die Atomreaktor-Havarien wie Peanuts erscheinen werden. Es gibt u.a. mit fridays for future eine globale Bewegung, die schon eine Menge an Veränderung hin zu einer klimaschonenderen Politik mobilisiert.

Leider stehen den positiven Ansätzen eher mehr negative gegenüber. Von ihnen lesen wir fast täglich in den Nachrichten. Ich möchte die hier nicht aufzählen. Nur soviel: Regierungsverantwortlichen, die in ihrem Land Wälder abholzen lassen, um Kohle zu fördern und zu verfeuern, können wir nicht die Zukunft unserer Erde anvertrauen. Sie haben dieses Vertrauen bereits verspielt.

Aber auch die Technologiegläubigen, die Atomkraft für eine geeignete Energieform gegen den Klimawandel sehen, sind durch Tschernobyl und Fukushima längst widerlegt. Wer möchte das noch ernsthaft diskutieren?

Die bislang entworfenen Rezepte und Maßnahmen, die den Temperaturanstieg unserer Welt bremsen sollen (aufhalten geht schon lange nicht mehr!), erscheinen auf den ersten Blick unbequem und komplex und bedürfen möglichst globaler Koordination. Sie bedeuten vor allem für jedeN Veränderung. Anders leben als bisher, anders wirtschaften, in neue Richtungen denken und handeln.

Es steht jeder und jedem frei, jeden Tag aufs Neue etwas anders, besser, der Zukunft im positiven Sinne zugewandter zu machen. Statt den Kopf ermattet in den Sand zu stecken und resigniert festzustellen, dass die Welt so oder so untergehen wird und wir bis dahin wenigstens noch etwas Party machen können (oder könnten, wenn jetzt nicht auch noch Corona wäre – also nich mal das! :-( ) – stattdessen könnte auch jedeR Verantwortung übernehmen, die grauen Zellen zum Denken und die Phantasie für neue Ideen mobilisieren. Am besten jetzt gleich!

Ich freue mich über jeden Vorschlag!

Sommerglück und Klimawandel

This wonderful endless summer Vol. II

Das Vergnügen, nach wie vor fast jeden Morgen draußen frühstücken zu können: was für ein Zugewinn an Lebensqualität! Ok, heute Morgen waren es nur 10 Grad, aber durch die nach wie vor starke Kraft der Sonne, die entgegen anderen Ankündigungen schon wieder scheint, ist es warm genug. Das noch gestern für heute angesagte bisschen Regen wird wohl einmal mehr ganz ausfallen.

Wetteronline stellt die Rückkehr von Hurrikan Dorian in Aussicht: als ‚Ex-Dorian‘ wird das Tiefdruckgebiet möglicherweise in gut einer Woche in Nordeuropa ankommen und von dort für eine südwestliche Strömung nach Mitteleuropa sorgen, die uns erneut hochsommerliche Wärme bringt.

Gestern hatte ich seit gut 2 Monaten zum ersten Mal wieder geschlossene Schuhe an. Zuvor immer Sandalen. Meistens ohne Socken. Zum T-Shirt zur kurzen Hose.

‚Früher‘ gab es so etwas selbst im Sommerurlaub am Mittelmeer nicht garantiert.

Auf der anderen Seite ist nicht nur der Rasen vor unserem Haus inzwischen ähnlich vertrocknet wie letztes Jahr. Und die Talsperren im Harz auf Tiefstand. Im Wald sieht man inzwischen viele viele tote bzw. im Sterben befindliche Bäume. Beileibe nicht nur Fichten. Die fallen natürlich besonders auf, weil sie meist gleich rudelweise sterben. Aber gerade am Waldrand sind inzwischen auch zahlreiche Buchen tödlich vertrocknet, selbst Eichen strecken schon die Flügel. Und die Ackerkrume fliegt im Staub davon, den die Bauern mit ihrem Gerät aufwirbeln.

Auch wenn der Wassermangel nicht ganz so schlimm wie nach dem Sommer 18 sein mag, so ist die Dürre trotzdem eine galloppierende Katastrophe, deren Ende nicht in Sicht ist.

Es ist allerhöchste Zeit, den immer offensichtlicheren Klimawandel nicht nur ökonomisch, sondern existentiell zu begreifen. Dass ein paar Waldbesitzer geringere Erträge bzw. höhere Verluste hinnehmen müssen, ist schlimm. Wie sehr der sterbende Wald Tieren und Pflanzen als Lebensraum und allen als klimaregulierende Instanz fehlen wird, ist gar nicht vorstellbar.

Ich persönlich mag mir auch emotional ein Leben ohne Wald nicht vorstellen.

Wir müssen sofort grundsätzlich umplanen: die Wälder mit Baumarten aufforsten, die hitze- und dürrebeständig sind und ebensolche Getreide-, Gemüse- und Obstsorten anbauen.

Unsere Städte müssen wir buchstäblich aufreißen, damit nicht so viel versiegelte Fläche die Hitze staut. All unsere Straßen müssen wieder von schattenspendenden Bäumen gesäumt werden. Effektive Kanalsysteme, die Starkregen abfließen lassen, sind ebenso wichtig wie Schutzmaßnahmen gegen Sturm.

… to be continued

der Atomstaat…

…und das nukleare Proletariat.
Erinnern Sie sich an Silkwood? Eine wahre Geschichte, die einen damals in den 80ern schon in all seinen Befürchtungen aufs unangenehmste bestätigte. Was sich heute in Japan abspielt, ist eine vielfache Potenzierung dieses Leids, dieses Übels!
Die Definition der Sicherheit von Atomkraftwerken ist offensichtlich überhaupt nur möglich, wenn man den großen Anteil an Menschen, Tieren, Pflanzen und einfach Welt, der durch Atomkraft zu Schaden kommt, ausblendet. Sie erklären einfach gewisse Landstriche oder Meeresbereiche zu verbotenen Zonen, schirmen nicht nur die Strahlung, sondern auch jegliche Nachrichten aus diesen Zonen ab – und tun dann so, als seien wir „sicher“.
Frei nach dem Motto: Irgendwer muß halt in den sauren Apfel beißen. Irgendwie sind ein paar tausend oder hunderttausend Menschen ja auch nur irgendwelche Typen. Wen interessiert schon, wieviele von ihnen ausnullen. Und auf welche Weise.

Handbuch der Hilflosigkeit

Nicht nur die 50 Helden von Fukushima gucken weitestgehend hilflos den katastrophalen Ereignissen zu, stolpern durch Schutthalden und patschen hungrig und übermüdet durch radioaktives Wasser, auch das Management der Betreiberfirma zeichnet sich durch unfaßbare Planlosigkeit aus. Die Chronologie der Ereignisse des vergangenen Monats kann man getrost ein Handbuch der Hilflosigkeit nennen, das die japanische Regierung mit ihren täglich neuen und immer wieder gleichen Durch- und Hinhalteparolen formell besiegelt.
Und die Welt sieht derweil hilf- und planlos zu, wie nicht nur ein ganzes Land nach und nach radioaktiv verseucht wird, sondern auch das Meer. Das Grauen breitet sich seit einem Monat ungehindert aus.
Sie können aber beruhigt sein: für Sie besteht keinerlei gesundheitliche Gefahr. Alle Werte sind weit unterhalb der gesundheitlich bedenklichen Grenzwerte.
Wir haben das im Griff, das Handbuch der Hilflosigkeit, blättern darin, lassen uns gelegentlich aufschrecken von den Drohgebärden der Atomkonzerne, die den Strom teurer machen wollen, den wir doch einfach nur aus der Steckdose benötigen. Für unsere Akkus. Damit wir on bleiben und allzeit informiert sein können. Bzw damit wir uns weiterhin eine Traumrealität so zusammenklicken können, wie wir sie gerade benötigen.

Petition gegen Atomkraft

Es scheint irgendwie doch mal an der Zeit, daß statt gar zu durchsichtiger Wahlkampfmanöver endlich Politik im Sinne der Menschen und der Schöpfung gemacht wird!
Ich finde, wir können hier nicht einfach so kurzsichtig, hirn- und rücksichtslos alles den Bach runtergehen lassen.
Die Sicherheit der Atomkraft ist jetzt zum dritten Mal durch eine Katastrophe widerlegt, die eigentlich in der Benutzungsordnung nie vorgesehen war.
Und das um den Preis der Gesundheit eines ganzen Volkes, seines Lebensraumes und des Meeres.
Wer kann heute schon sagen, wie sich das noch auswirken wird!

Voten Sie » hier « für das Abschalten der Atomkraft!
Wenigstens in Deutschland.
Wir könnten doch auch mal mit gutem Beispiel vorangehen.

Vielen Dank für das gif an Kristof!