Seit langem hadere ich mit meiner DSLR-Ausrüstung. Zwar beherrsche ich die Bedienung meiner EOS 30D inzwischen ganz gut, bin mit der Bildqualität im Großen und Ganzen zufrieden und decke mit meinen Objektiven einen Brennweitenbereich von 18 bis 480mm (umgerechnet auf KB) ab, was mehr als ausreichend ist.
Aber diese Ausrüstung ist mir viel zu schwer und unhandlich, als daß ich sie in den letzten Jahren auch nur ein einziges Mal irgendwohin komplett mitgenommen hätte. In den meisten Fällen bin ich mit 1 oder 2 Objektiven unterwegs – und auch das ist mir oft zu viel, zu schwer, zu umständlich. Ich hasse Objektivwechsel. Noch fürchterlicher finde ich Staub und Schlieren auf dem Sensor. Die Operation, den Dreck zu entfernen, mache ich nur im äußersten Notfall und das raubt mir dann den letzten Nerv.
Die wesentlichen Gründe, warum ich überhaupt mit einer DSLR photographiere, sind die Gestaltungsmöglichkeiten mit knapper Schärfentiefe (“DOF”) und im available-light. Bokeh als Gestaltungsmittel ist bei Kompaktkameras nach wie vor quasi unmöglich, es sei denn, man knipst im Makro-Bereich oder baut es nachträglich mit Photoshop ein, was ich auch schon gelegentlich getan habe. Aber bei meinen bevorzugten Motiven (street-Photographie) ist das meistens arg aufwendig. Zu aufwendig. Die low-light-Fähigkeiten hingegen werden zumindest bei manchen Kompakt-Kameras allmählich besser.
Wo könnte also der beste Kompromiß liegen?
Entweder ich möchte für die EOS ein (1!) Objektiv haben, das 80% aller Fälle abdeckt. Da möchte ich mal das neue Canon 15-85 testen und außerdem das neue Sigma 17-70 mit IS und Ultraschallmotor.
Oder ich möchte ein ganz neues Kamerasystem haben, das kleiner und leichter ist und bei dem die Sensorreinigung per Ultraschall oder ähnlich gelöst ist. Z.B. das (µ)4/3-System von Olympus bzw. Panasonic. Die Lumix G1 scheint mir ein System zu sein, das enorm viele Vorteile in sich vereint: es ist kompakt, leicht, hat keine Spiegelmechanik, bietet aber alle Möglichkeiten, die auch ein DSLR-System bietet. Leider aber gibt es für das µ4/3-System bislang nicht sehr viele Objektive, die zudem nicht gerade durch besondere Lichtstärke auffallen.
Die dritte Möglichkeit wäre eine reine Kompaktkamera mit fest eingebautem Objektiv. Getestet habe ich bereits die Panasonic Lumix TZ7, die einen verführerischen Zoom-Bereich hat, aber leider sehr schwammige Bedienelemente, die mein Vertrauen nicht geweckt haben. Mein Testexemplar brachte auch keine überzeugende Bildqualität.
Ein paar Tage hatte ich auch die Lumix LX3. Sie macht eine beachtlich gute Bildqualität, liegt aber überhaupt nicht gut in meiner Hand. Sie hat zwar schön viele Knöpfe, mit denen man die wichtigsten Bildparameter direkt einstellen kann. Diese Knöpfe sind aber alle echt zu klein und fummelig. Und schließlich ist mir der Zoom-Bereich bis umgerechnet 60mm einfach zu kurz. Als sie dann auch noch meinen PC beim Herunterladen der Bilder zum Absturz brachte, verlor ich rapide das Interesse an ihr.
Als langjähriger Benutzer einer Canon G6 (vorher auch schon G2) war ich eigentlich scharf auf die G11, bei der Canon im Rückschritt von 15 wieder zu 10 Megapixeln aus meiner Sicht eine idiotische Entwicklung endlich umgekehrt hat. Die Kamera kriegt viele gute Kritiken als bester Universalkompromiß – ihrer Klasse. Ihr Zoom von 28-140mm klingt sehr alltagstauglich, wobei man sich am kurzen Ende natürlich etwas mehr wünschen würde. Noch mehr würde ich mir die bei der G6 noch vorhandene Anfangslichtstärke von 2,0 wünschen – und 3,0 am Tele-Ende. Ebenso hätte ich gern, daß CF-Karten und die alten Akkus weiter nutzbar wären. Von beiden habe ich nämlich reichlich hier rumliegen. Beide waren einmal für die G2 und G6, die EOS 10 und EOS 30 und für die Canon-DV-Kamera nutzbar. Das waren noch Zeiten…
Nun hat Samsung eine neue Kompakte angekündigt, die “nur” 10 Megapixel auf einem 1/1,7″-Sensor unterbringt, bei 24mm eine Lichtstärke von 1,8 bietet und bei 72mm immer noch 2,4. Das klingt ja schon herausragend gut. Und zu alledem hat sie auch noch ein hochauflösendes Klappdisplay. Ob das mein Kompromiss wird? Bin sehr gespannt auf die ersten Testergebnisse und Beispielbilder!
Dazu dann noch eine andere Kompakte mit einem richtigen Tele? Dann würde man 2 Kleinknipsen mit sich tragen, die zusammen so viel wiegen wie ein Zoom-Objektiv für eine DSLR.
Ich denke, letztlich wird für mich die Entwicklung in diese Richtung gehen. Denn immer wieder merke ich, daß es am wichtigsten ist, eine kleine, schnell gezückte Kamera dabei zu haben, weil ich damit meiner persönlichen Art der Kreativität den freiesten und spontansten Lauf lassen kann. Und nicht abends Nackenschmerzen habe. Selbst meine Handy-Camera ist in vielen Fällen der beste Kompromiß – weil ich sie dabei habe und weil sie quasi immer schon angeschaltet ist.
Und für das Bokeh kaufe ich mir eine Software-Lösung? Warum eigentlich nicht…