Man muß der Stadt Göttingen einen Stern (wenigstens einen!) aberkennen, sollte ihr denn je einer zugestanden haben.
Aber, nein, ich will da gar nicht allgemein drüber schreiben, so pseudonachrichtenmäßig oder mit irgendeinem Anschein von Objektivität. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust mehr darüber zu schreiben. Über die Stadt Göttingen nicht und auch nicht über die Verkehrsplanung oder die Kungelgeschäfte mit den Filetgrundstücken mitten in der Stadt, die offenbar so anrüchig sind, daß sie sogar unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden.
Es macht keinen Spaß mehr darüber zu schreiben, weil es nichts nützt, weil es mir nur die Laune verdirbt und weil ich nicht mehr zu hoffen wage, daß sich in der Denke der Entscheidungsbefugten (Politiker und so) noch etwas bewegen könnte.
Der jetzige SPD-Oberbürgermeister gibt sich alle Mühe, die Fehlentscheidungen des vorigen CDU-Bürgermeisters endlich in die Tat umzusetzen. Wo jener irgendwo steckengeblieben war, kommt dieser jetzt mit Allradantrieb (Grüne endlich mit im Boot) durch. Das Stadtbad, das ein Herr Danielowski lediglich hat abreißen lassen, und auf dessen Grundstück, das seitdem „Stadtbad-Areal“ genannt wird und das als Filetgrundstück klassifiziert wurde, nur der Jügen-Danielowski-Gedächtnis-Parkplatz-I angelegt werden konnte, ist nun dank der Herren Meyer (OB) und Dienberg (Stadtbaurat) endlich unterm Hammer, verkauft, verplant, verramscht. Irgendeine Billig-Bebauung wird da hingeklatscht werden, nur damit irgendwas da steht. Einen Ort der Begegnung wird es dort ebenso wenig geben wie eine Lösung für die Alte Mühle am Leinekanal. Und das als Ergebnis der Bemühungen von 10 Jahren. Oder sogar noch länger. Man will es lieber gar nicht genau wissen.
Applaus.
Beinahe noch übler wird mir, wenn ich sehe, was sie dem Groner Tor antun wollen. Hatte vor noch nicht langer Zeit der Dienberg noch vollmundig getönt, der Bereich solle aufgewertet werden, solle zu einem richtigen Tor wieder werden, so kann man nun nur noch matt abwinken und die abwinkende Hand gleich über den Augen liegen lassen. Gegenüber dem Plattenbau Groner Land 9AB soll sich ein weiterer Betongroßbau in die Stadtlandschaft eingliedern, ein Hotel auch noch. Es gibt in der Groner Landstraße ja erst vier oder fünf davon. Wahrscheinlich geht man davon aus, daß Hotels Touristen ähnlich anziehen wie neue Straßen (Südspange) den Autoverkehr. Äh, oder bringe ich da jetzt was durcheinander?
Sollte man Herrn Holefleisch noch nennen, dessen Rolle mir im Zusammenhang mit diesen Grundstücksgeschäften noch undurchsichtig ist? Nun, zumindest in puncto Südspange ist er offenbar schon vor längerem umgefallen und hat sich der Zubetonierfraktion geöffnet, die ihm dafür großmütig eine Aufwertung des Kiessee-Gebietes zugesagt hat. Wobei Aufwertung vor allem Kommerzialisierung und weitere Denaturierung meint.
Darüber zu schreiben, über all diese Entwicklungen, diese Denke, die den Abstand von der Tagesschau bis zur Wetterkarte nicht zu überwinden imstande ist, das empfinde ich gerade als – vorsichtig ausgedrückt – entmutigend.
Lesen Sie da mal lieber das Göttinger Tageblatt, dort vorzugsweise die wohlartikulierten Kolumnen und Kommentare von Ilse Stein oder Hannedore Schumacher. Dann sind Sie bestens im Bild.
Und hier lassen wir den Stern wieder weg. Göttingen braucht meinen nicht mehr. Wenn es überhaupt irgendwo einen braucht, dann in der Sternstraße (ach ja, die Sternstraße, um auch hier noch einmal abschließend Waden zu beißen: die Sternstraße, die der Dienberg zusammen mit der Elbinger Straße seit bald 2 Jahren zur Fahrradstraße aufwerten wollte. Und was ist passiert, außer daß dort die Jagd der Auto- auf die Radfahrer immer buntere Blüten treibt?!) – in der Sternstraße also, da verdient das Sternkino seinen Stern.
Dieses Blog hier aber braucht den nicht mehr und heißt deshalb jetzt ganz bescheiden wieder grapf.log.
Punkt.
Es ist schon äußerst frustrierend mitanzusehen, wie das, was Göttingen so lebenswert macht, gefährdet wird. Die dumpfen Betonquader an Gronertor und Stadtbad scheinen mir fast schon ein Akt der Verzweiflung. Verzweiflung vor dem Eingeständnis der eigenen Phantasielosigkeit und Unfähigkeit. Dass ich mir von Meyer eine Besserung der Stadtpolitik erhofft habe, war wohl ein Anfall geistiger Umnachtung.
btw. heute stand ja wieder was drin zum Thema „Fahrradstraße“. Als Neuerung der StVO: Dort dürfen Autofahren Radler nicht bedrängen oder gefährden… Hallo? Dürften sie das an anderen Stellen ganz offiziell? Dass sie es sowieso tun, merken wir ja nun zur Genüge.
Ich habe allerdings überhaupt keine Illusion, dass Fahrradstraßen eine Verbesserung bringen. Die Rambos lassen sich davon nicht beeindrucken. Es besteht vielleicht eher die Gefahr, sich zu sicher zu fühlen…