10 Jahre – 10 Kilometer

Den Tag weiß ich nicht mehr ganz genau. Aber Ende Juli vor 10 Jahren (soviel ist sicher) habe ich mit dem Laufen angefangen. Deutlich noch erinnere ich mich an das erste Mal. Schwächelnd von monatelangem vor mich hin Kränkeln dachte ich eines Tages, ich müsse etwas tun und lief einfach los. Etwa 1 Kilometer aufs Feld raus und wieder zurück. Sicher viel zu schnell und vielleicht auch zu weit fürs erste Mal. Ich hatte danach ein paar Tage so derbe Muskelkater, daß ich kaum noch Treppen steigen konnte. Aber das zweite Mal ging schon besser und nach ein paar Wochen hielt ich schon eine halbe Stunde durch. Sehr langsam allerdings. Ich erinnere mich noch an das unangenehme Gefühl, am Kiessee vor mich hin keuchend von Muttis mit Kinderwagen überholt zu werden. Da suchte ich mir dann schleunigst andere Strecken und bald vor allem eine andere Tageszeit aus, den frühen Morgen nämlich.
Geträumt habe ich zuerst, die Strecke zum Kiessee von zuhause aus zu laufen und wieder zurück. Das sind ungefähr 7 Kilometer. Und als ich das geschafft hatte, wollte ich an die 10 Kilometer. Und das ist meine Lieblingsdistanz geworden und geblieben.
Eine runde Stunde laufen, das schafft Raum zum Durchatmen, zum Nachdenken auch über kompliziertere Zusammenhänge und für nachhaltige Kondition.
Die Highlights in den 10 Jahren waren Läufe im Frühnebel durch Ostberlin, bei Sonnenaufgang auf Korsika und auf Lanzarote oder auch noch im Dunkeln morgens in der Nähe des hannöverschen Flughafens Langenhagen, wo man hin und wieder zwischen Wolkenfetzen die Landescheinwerfer der Flugzeuge sehen und natürlich die ganze Zeit ihren Lärm hören konnte. Das war ebenso gruselig wie toll.
Die normalen Heimatläufe durch Göttingen, um den Wall rum oder zum Kiessee, sind lange schon zum Lebenselixier geworden. Unverzichtbar. Nicht wegzudenken. Das ist echt gut so.

Ergiebiger Regen


Noch regnet es nicht – aber bald. war das Motto des Wochenendes. Dabei fiel u.a. der kultige Wäschewechsel auf der Stolle buchstäblich ins Wasser. Man war froh nicht im Zelt leben zu müssen und schaute immer mal wieder besorgt auf die eigenen Hände, ob zwischen den Fingern schon Schwimmhäute wachsen. (Umfassende Illustration bei Toby)
Heute Morgen dachte ich noch halb im Scherz, ich sollte Handschuhe mitnehmen zum radfahren. Dann war ich froh, meine unbehandschuhten Hände unter die Jackenärmel stecken zu können. 10° an einem Hochsommermorgen lassen selbst hartgesottenen Humor frostig werden.
Das Gewitter am Samstag, das garstig krachend und ergiebig schüttend genau über uns hinweg gezogen ist, hat einen Dachstuhl in der Liebrechtstraße in Brand gesetzt und damit erheblichen Schaden angerichtet, wenn auch niemand verletzt wurde.
Es geht uns besser als den Italienern oder Canariern oder Balkanesen, deren Wälder seit Wochen in Flammen stehen. Es geht uns besser als den Briten, deren Land unter Wasser steht.
Vieles ist hier besser, aber nichts ist gut.

Neues vom Ostkreuz

In bislang verborgen gebliebenen tieferen Verzeichnisebenen meiner Festplatte sind überraschend bisher unveröffentlichte Ostkreuz-Photos aufgetaucht. Damit wird der Ostkreuz guide ab sofort wieder belebt.

Die Lage am Brauweg


Das Gebäude der ehemaligen Göttinger Brauerei ist mittlerweile weitgehend zu Schutt zerhauen und in große Haufen sortiert, soweit noch nicht abtransportiert. Die Bäume entlang des Grundstücks, die Allee zur Leine hin – sie stehen noch. Wie lange noch, ob sie bleiben dürfen, was aus der sogenannten Brauherren-Villa wird, deren Schicksal ebenfalls zur Disposition steht, ist zur Zeit unklar.
Klar ist, daß die BürgerInnen-Initiative sich erfolgreich in die undurchsichtigen Machenschaften der Göttinger Stadtverwaltung einmischt, daß sie Gespräche mit Bauherrn und Baufirma führt und daß man sich offenbar auf einander zu bewegen kann.

Es scheint sich hier ein weiteres typisches Kapitel Göttinger Stadtplanung abzuspielen, das vor allem durch mangelnde Information von Seiten der Stadt geprägt ist. Da will sich offensichtlich weder jemand in die Karten gucken noch gar zur öffentlichen Diskussion bewegen lassen. Wie das bei der versuchten Planierung des Nikolai-Viertels und dem weithin vollendeten Coup auf dem Lünemann-/Kaufland-Gelände auch schon geschehen ist.
Mehr Infos im Göttinger Stadtmagazin und bei den Monsters of Gö.

Ablenkungsmanöver

Der ganze Irrsinn mit der präventiven Tötung von Gefährdern ist natürlich auch ein Ablenkungsmanöver. Vielleicht von der Online-Durchsuchung privater Computer. Wobei dieser Online-Durchsuchungsanschlag natürlich auch schon ablenkte, sagen wir mal von den Vorbereitungen auf Heiligendamm.
Da höhlen wir mal so als Innenminister und Regierung einfach überall gezielt und provokativ den Rechtsstaat aus und lenken damit klammheimlich davon ab, daß wir das genau so meinen, wie wir es tun. Ist nämlich so aberwitzig, daß es eh keiner ernst nehmen kann. Und überhaupt: „Wer will schon in einem Land leben, dessen Innenminister sich wie ein Outlaw aufführt?

Es macht mehr als nur die Stimmung zu vergiften. Es sät ein Klima der Angst.

Staatsfeind Nummer 1

Jemand, der sich so offen und brutal verfassungsfeindlich äußert, darf kein öffentliches oder gar politisches Amt in Deutschland bekleiden.

Stoppt Schäuble! Sofort!

Dieser Mann hat in nicht zu überbietender Deutlichkeit gezeigt, daß er nicht Diener dieses Staates sein will, sondern nur danach trachtet, die Grundfesten unserer Staatsordnung auszuhöhlen. Völlig unerheblich, was ihn treibt, ob er das ernst meint, ob er das überblickt, was er da sagt: das geht einfach entscheiden zu weit.

[Edit: sorry, mußte das Bild von Herrn Sch wieder rausnehmen. Den will ich hier nich auch noch sehen :-( ]

[Edit 2: den Titel dieses Beitrags habe ich nicht von hier geliehen. Da hatten aber offenbar zwei dieselbe Idee.]

Wie es Abend wird im Schröder


Nette Kneipe, verkehrsgünstig gelegen, lustige Busse kommen vorbei und stattbekannte Herren, die mit reichlich Bier in der Manteltasche den letzten Bus nach Herberhausen verpaßt haben.
(Das Bild entstand mit der Kamera meines Handys. Bin immer wieder fasziniert von den eingebauten automatischen Filtern, die offenbar nach einem sehr intelligenten Algo-Rhythmus situationsabhängig ausgewählt werden und dann zu so stimmigen Ergebnissen führen.)

Klosterhof / Groner Tor


Das Tageblatt bringt schon eine Vorahnung eines Lageplans der neuen Wohnanlage am Groner Tor, da wird es Zeit, endlich mal wieder Baustellenbilder zu bringen. Wo früher einmal das Fachwerkhaus der Firma Möbel Lützkendorf stand, da entsteht nun ein neuer Wohnkomplex, der sich harmonisch in die Umgebung am Groner Tor einfügen soll. Was auch nicht weiter schwierig ist, weil dort sonst nicht viel Harmonie ist. Gegenüber steht ein Betonklotz, ein paar Meter weiter die Groner Landstraße hinunter stehen hinter dem Gelände von Reifen Apenberg die Hochhäuser 9a/b, direkt an der Eisenbahnbrücke. Und so weiter.
Hier ist noch nie auf Harmonie geachtet worden, meint man. Und die extrem einseitige Auslegung auf zügige Durch- und Ableitung des Autoverkehrs ist an wenigen Plätzen Göttingens deutlicher als an diesem.

Und trotzdem hat dieses Areal einen gewissen rauhen Charme. Zumindest bei Sonnenuntergang oder im Dunkeln.

Göttinger Filet bleibt Parkplatz

Da die Parteien sich offenbar vor allem gegeneinander profilieren zu müssen meinen, statt der Stadt mal was Gutes zu tun, wird das Filetgrundstück in Göttingens Mitte (das grapf.log berichtete gelegentlich) auch weiterhin ein schlichter, schnöder Parkplatz bleiben.
Das beruhigt das konservative Gemüt: bloß keine Veränderungen! Gut, wenn wenigstens hier alles bleibt, wie es ist.

ACDSee, Lightroom, Photoshop

Der sehr interessante Artikel über Organisationsablauf und Bildbearbeitung bei 8mt stachelt mich an, da auch mal meinen Senf dazu zu geben.
Ich habe meine Bildersammlung von einigen zehntausend in den letzten Jahren vorwiegend physikalisch sortiert und gesucht/gefunden, mittels geeigneter Verzeichnisnamen, die ich einerseits chronologisch, andererseits thematisch benannt und auch ineinander verschachtelt habe. Insbesondere meine Dauerthemen, zu denen regelmäßig neues Material hinzukommt, habe ich aus dem rein chronologischen Verzeichnisbaum herausgelöst, der vorwiegend alltägliches Knipsen und einmalige Shootings aufnimmt.
Mit ACDSee kann man in so einem Verzeichnisbaum schnellstens navigieren und, sofern man eine ungefähre Vorstellung hat, wo sich was befindet, das auch finden. Natürlich ersetzen Verzeichnisnamen und auch Dateinamen, wenn man denn sinnträchtige vergibt, keine Verschlagwortung und Kategorisierung. Letzteres habe ich immer mal wieder angefangen, fast ausschließlich mit ACDSee und habe mir jedes angefangene System immer wieder selbst zerschossen, indem ich Bilddateien mit dem Totalcommander statt mit ACDSee im Verzeichnisbaum verschoben habe. Da ist ACDSee leider sehr unprofessionell. Die erstellten Datenbankverknüpfungen laufen einfach ins Leere, wenn ein Bild nicht mehr da ist, wo es sein sollte. Und man merkt das erst dann, wenn man es öffnen will, denn das Thumbnail bleibt vorhanden.

Deswegen habe ich in den letzten Wochen Lightroom fleißig getestet.
Was ich an Lightroom spontan mochte, ist neben der gelungenen Optik die einfache, weitgehend intuitiv zu bedienende Datenbank-Funktion. Kategorisierung und Verschlagwortung geht, wenn man erst einmal weiß, wie, recht zügig und man kann eigentlich sehr einfach Hierarchien anlegen. Sehr schön ist auch die technische Kategorisierung, die Lightroom automatisch aus den Exif-Daten der Bilder erzeugt. So kann man sich z.B. mal eben alle Bilder angucken, die man mit einem bestimmten Objektiv gemacht hat. Gut funktionieren ebenso die schnellen Bewertungsfunktionen mit Sternchen und oder Farben.
Was darüber hinausgeht, das Stapeln von mehreren ähnlichen Bildern oder selben Bildern in unterschiedlichen Bearbeitungszuständen, das ist mir nach einigem Probieren immer noch viel zu kompliziert. Ich kann mir das nicht wirklich merken, wie es funktioniert, und es ist mir eigentlich einfach zu viel des Guten. Auch Bilder erst auszu-X-en, um sie in einem zweiten Arbeitsgang zu löschen, finde ich eigentlich blödsinnig. Das ist in ACDSee sinniger. [Entf] drücken und fertig.
Was mich an Lightroom aber so richtig fuchtig macht, ist seine Lahmarschigkeit. Ich habe es auf einem AMD 3200+ mit 1,5 GB Speicher gestestet und meinen Bildbestand von letztlich etwa 37000 nach und nach importiert. Mal abgesehen von den vielen Stunden, die es dafür gebraucht hat, wurde es dabei auch sonst immer langsamer. Nach dem Start braucht es immer ein paar Minuten, bis man überhaupt etwas damit anfangen kann, weil es sich immer irgendwo neu organisieren muß, scheint es.
Zu den Bildbearbeitungsfunktionen sage ich mal nur: ich erzeuge beim Knipsen fast ausschließlich JPGs und keine RAWs und brauche deswegen den Lightroom-Workflow sowieso eigentlich nicht. Ich habe ihn trotzdem ausprobiert und finde die direkte Bearbeitung des Histogramms auch neckisch. Doch ja. Allerdings kann sie nie nimmer nich eine Bearbeitung in Photoshop ersetzen. Dafür sind mir die Regler und auch die Gradationskurve einfach nicht griffig und feinfühlig genug. Ich bearbeite meine Bilder auch nicht seriell, sondern einzeln. Da ich auf Photoshop nicht verzichten wollte, bietet Lightroom an dieser Stelle für meinen Geschmack Features, die ich schlicht überflüssig finde und die die Anwendung unnötig aufblähen.
Bliebe noch abschließend zu sagen, daß ich es nicht mag, wenn mir Software vorschreiben will, wie mein „Workflow“ organisiert sein soll. Und genau den Eindruck macht mir Lightroom.

Deshalb werde ich LR nach Ablauf des Testzeitraums wieder von der Platte werfen und weiter mit ACDSee arbeiten. Das ist unvergleichlich viel schneller beim Surfen durch meine Bildbestände. Bewerten und Kategorisieren ist vielleicht etwas weniger professionell, geht aber ebenfalls deutlich einfacher und flüssiger. Lediglich das Problem der Portierbarkeit von einem zum anderen PC muß ich noch lösen, bzw wie ich es anstelle, an zwei PCs abwechselnd dieselben Bildbestände zu organisieren und diese Tätigkeit zu synchronisieren. Aber da scheint es bislang noch nirgends ein Patentrezept zu geben.
Ach ja, Datensicherung. Nachdem mir vor drei oder vier Jahren mal die Festplatte abgeraucht ist und ich eine Woche lang befürchtet habe, meine Bilder von Jahren seien weg, futsch, perdu, und ich deshalb eine mittlere Identitätskrise durchlebte, habe ich begonnen, ernsthaft Datensicherung zu betreiben, anfänglich mit DVDs, seit einiger Zeit aber vor allem durch das Halten zweier redundanter Datenbestände auf zwei PCs und außerdem noch Kopieren auf 2 externe Festplatten, immer schön im Wechsel, so oft wie möglich, wenigstens aber einmal pro Woche und nach jedem größeren Shooting. Seitdem schlafe ich wesentlich ruhiger – was das anbelangt. DVDs haben eine nicht ausreichende Halbwertszeit, um als Backupmedium zu taugen. Außerdem ist mir der Brennvorgang viel zu aufwendig und langwierig. Von Platte auf Platte kopieren ist einfachst umzusetzen, kann man zur Not über ein Script abwickeln oder mit der Synchronisierungsfunktion des Totalcommanders. Unersetzlicher Vorteil: überall ein direkt nutz- und bearbeitbarer Datenbestand vorhanden. Wenn man das jetzt noch in die Organisationssoftware, sprich ACDSee, hineinbekäme, dann wäre ich wunschlos glücklich. Naja, jedenfalls in dieser Hinsicht.

Resteverwertung

Brauerei
Die Reste des Brauhauses, nach Material getrennt.

Das Bild übrigens mit Geschmacksverstärker.
Vielleicht bräuchte es das gar nicht. Vielleicht reichte das Motiv an sich ja schon völlig aus. Und dem Dokumentationsgedanken läuft es gewiß zuwider, diese intensive Bearbeitung.
Aber 1. macht es Spaß, Stimmungen so heftig und insbesondere so ins düstere zu verstärken.
Und 2. kann die Dokumentation dieser Abrißtätigkeit für mich nur eine sehr subjektive und damit suggestive sein.

Erdbeersaisonende


Ein letztes Mal zwischen den Reihen dichter Büsche entlang hocken, durchsehen, pflücken, entbeinen und abbeißen. Nie waren sie süßer, aromatischer, leckerer, die Erdbeeren. Viele allerdings auch schon jenseits von gut und böse: faul oder schimmlig. Der häufige Regen der letzten Tage hat ihnen nicht gut getan.