Im Wald

Morgenlauf rauf. In den Wald zum Kerstlingeröder Feld. Es ist matschig, aber kein Schnee mehr zum Glück. Zwei große Flächen, die Kyrill abgeräumt hat. Einige Festkilometer Holz, die da auf Abtransport warten. Gruselig. Aber eine Waldamsel singt wunderbar melancholisch. Ich höre die ersten Singdrosseln der Saison (nie waren sie so früh!), auf dem Feld oben dann auch Goldammern und einen Specht hämmern und singen. Noch ganz schüchtern ein Buchfink. Laufen wie Musik. Anstrengung. Lust. Lebensatem.

Fastenzeit

Ich faste weder für den Frieden noch im Ernst für das Klima. Obwohl, wenn das ginge und in meinen Augen Sinn hätte, würde ich es tun. So aber erstmal einfach nur für mich selbst: freiwillig sechs Wochen kein Alkohol und keine Süßigkeiten.
Heute ist Tag 3.
Die ersten beiden Tage habe ich mit einer leicht verschärften Ration Obst gut rumgekriegt. Eindeutig (noch?) keine Entzugserscheinungen. Allerdings ist es mitunter schon schwierig die Hände stillzuhalten, wenn zuhause auf einer Kommode, an der ich ungezählte Male am Tag vorbei gehe, fett und breit eine Riesenpackung Schokokrams rumliegt.
Bleiben noch 39 Tage.

Bahnkurs nebulös


Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, daß die Bahn zu wenig Sorgfalt auf die Erhaltung des Schienennetzes legt. Vor allem die kleinen Strecken verkommen zusehends. Leider paßt das nur allzu gut ins Bild. Alle Energie, vor allem das große Geld wird in Neu- und Ausbau von Prestige-Projekten gesteckt. Gigantische Bahnhöfe und ICE-Trassen verschlingen die Milliarden, die zwischen Harz und Weser dann fehlen. Ein offensichtlich im ganz großen Stil abgekartetes Spiel zwischen dem Überfliegermanagement der DBAG, den Tiefsee-Fischern in der Regierung und natürlich all den Lobbys, die hier ihre jeweiligen Pfründe zu verteidigen suchen.
Wenn bei dem bereits im Vorfeld für große Bereiche der Bahn ruinösen Börsengang das Schienennetz mit unter den Hammer kommt, spätestens dann wird es hier schnell britische Verhältnisse geben: Unfälle werden zunehmen und die Bahn wird als Nahverkehrsmittel endgültig indiskutabel werden.
Nach nur wenigen Jahren zeigt sich schon überdeutlich, wohin der Weg führt, der mit der Privatisierung der einst öffentlichen Versorgung (Verkehr, Energie, Bildung, Gesundheitswesen usw.) begonnen worden ist.

Bahn ohne Hof

Kann man sich die Eisenbahn ohne Bahnhöfe vorstellen? Eigentlich nicht so richtig. Tatsächlich aber gibt es schon jetzt eigentlich nur noch eine Handvoll Großkonsumpaläste mit Bahnanschluß in den Großstädten und eine große Zahl kleiner Haltestellen mit bestenfalls überdachten Bahnsteigen auf dem Land. Dort sind die Bahnhofsgebäude meistens seit Jahren geschlossen, stillgelegt, einige wenige verkauft und anderen Zwecken zugeführt.
Diese Entwicklung will die DBAG fortsetzen. Bahnhöfe will sie nur behalten, sofern sie rentabel sind. Da haben Empfangsgebäude ohne Einkaufszentrum und natürlich vor allem ohne Bahnpersonal, das zum Beispiel in der Lage wäre, mal eine Fahrkarte zu verkaufen, keine Chance. Im Gegenzug ist es natürlich so, daß derart verwaiste Bahnimmobilien für manche Leute willkommene Gelegenheit sind, ihrem Mißmut mal so richtig freien Lauf zu lassen und sie zu besprayen oder einfach kaputt zu machen. Wenn es nicht sogar der elende Zustand an sich ist, der die Leute so sauer macht, daß sie dem noch einen draufsetzen.
Hinzu kommt natürlich noch, daß einsame Bahnhöfe auch für wartende Reisende zunehmend gefährlich sind, weil sie betrunkenen, rechtsradikalen oder anderen randalierenden oder pöbelnden Leuten weitgehend schutzlos ausgeliefert sind. Es gibt nicht nur keine Aufsicht, sondern meist auch kaum andere Reisende, weil kaum noch jemand von solchen Haltestellen aus abfahren möchte.
Eine unaufhaltsame Abwärtsspirale: keine Bahnhöfe -> weniger Reisende -> nicht ausgelastete Züge -> Streckenstilllegung -> noch weniger Bahnhöfe -> und immer so weiter.
Man halte sich daneben einmal die Prestigeobjekte der DBAG vor Augen, nur mal allein den neuen Berliner Hauptbahnhof, für den 1 Milliarde Euro in den märkischen Sand gesetzt wurde.
Für den Klimaschutz und wenigstens den Ansatz einer Entwicklung, die in Richtung Nachhaltigkeit geht, halte ich ein funktionierendes Bahnsystem für eine Grundvoraussetzung. Ein Bahnsystem aber braucht Bahnhöfe, die einen zum Bahnreisen passenden Service bieten: man muß Fahrkarten kaufen können und Reiseverpflegung, man braucht einen wirkungsvollen Wetterschutz und sollte sich auch sonst sicher fühlen.

Ubuntu (3)

Ubuntu, die zwote, schildere ich hier lieber nicht. Da ist alles schief gegangen. Zumindest meine Versuche meine mp3-Sammlung zum Abspielen zu bringen.
Genau das hat aber heute geklappt, wenn auch auf arg umständliche Weise, nämlich mit Umweg über die Debian-Ressourcen-Seite. Aber jetzt spielt die Rhythmbox, was ich will, und das ist sehr schön. Nach einem langen ITensiven Tag eine sehr nette Belohnung.
Die nächste Station wird sein: Mounten der externen Festplatte am USB-Port und zwar via Truecrypt. Wie lustig das wird, davon bekomme ich schon seit einer Stunde eine vage Ahnung. Aber für heute sei’s genug.

Datenschutz (2)

Hier geht es um das eigentliche, das eingemachte.

Das unbedingt zu schützende Gut ist nicht das Gesetz, sondern das Wohl der Menschen, deren Zusammenleben durch das Gesetz geregelt wird. Zum Wohl der Menschen und zur Wahrung ihrer Würde gehört unteilbar das Recht auf Privatleben, auf die Freiheit der Person und damit der Gedanken und Gefühle jedes einzelnen.
Diese Freiheit setzt der Bundesinnenminister fahrlässig aufs Spiel, wenn er die Privatsphäre der heimischen Festplatte kurzerhand abschaffen will. Die Argumente, daß man „die Kommunikationstechnik des Internet nicht den Terroristen überlassen“ dürfe, ist nicht mehr wert als jede billige Stammtischparole. Worthülsen wie „Freifahrschein für Kriminelle“ oder „wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten“ zeigen klar auf, wo der Weg hingehen soll.
Deutschland hat eine ruhmreiche Tradition, was die Ausspionierung des eigenen Volkes, ja der eigenen Nachbarn anbelangt. In diese Tradition reiht sich der Ruf nach dem Bundestrojaner ebenso nahtlos ein wie die immer wieder auflodernden Versuche, „Folter light“ gesellschaftsfähig zu machen, wenn es denn die besondere Dringlichkeit der Situation verlange.
Dabei wird immer wieder außer Acht gelassen, daß die Erlaubnis zur Verletzung der Privatsphäre oder die Erlaubnis zur zeitweisen Aberkennung der Menschenwürde eine grundsätzliche Außerkraftsetzung von Verfassungsrechten bedeutet, die damit grundsätzliche und weitreichende Folgen hat.
Es wird auch nicht bedacht, daß sich Ermessensspielräume verschieben. Ermessensspielräume, die von dem Zeitpunkt an eine Rolle spielen, ab dem ein Grundrecht teilweise außer Kraft gesetzt wird. Für die Onlinedurchsuchung von Computern soll die gesetzliche Grundlage geschaffen werden, fordern BKA-Leute, Polizeigewerkschaftler und Datensammler aller Art. Natürlich fordern die das, denn denen macht es die Arbeit leichter. Deren Aufgabe ist es allerdings auch ganz ausdrücklich nicht, die Freiheit unbescholtener Bürger zu garantieren, sondern Verdächtige und Verdachtsmomente in den Griff zu kriegen. Diese Leute sind laut unserer Gewaltenteilung nicht die Legislative, die für die Schaffung von Gesetzen zuständig sind, sondern sie sind die Exekutive, die für die Einhaltung der Gesetze das Nötige zu tun haben. Auch der Bundesinnenminister hat sich und seines Gesetzesvorgaben gefälligst an den Maximen der Verfassung unseres Landes zu orientieren.

Natürlich muß immer wieder eine Abwägung stattfinden, wenn es darum geht, die Freiheit einzelner Menschen vorübergehend einzuschränken, um die Sicherheit vieler Menschen gewährleisten zu können. Aber gerade bei dieser Abwägung ist es allervordringlichst, daß die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Blick bleibt. Der elfte September hat diesen Blick sehr sehr nachhaltig getrübt. Die Tatsache, daß schon an diesem Tag viele Stimmen unkten, die Welt würde fortan eine andere sein, trägt zur Erhellung auch im Nachhinein nicht wirklich viel bei. Umso wichtiger sich hier und heute Klarheit zu verschaffen, offen auszusprechen, worum es geht, was auf dem Spiel steht und was wir nicht einfach aus fauler Schludrigkeit mit uns machen lassen können.

Die Gedanken sind frei.
Die Gedankenpolizei steht aber schon vor der Tür und scharrt mit den Füßen.
Es ist Zeit, wirkungsvoll dagegen vorzugehen.

Weiterführendes zum Thema:
taz-Interview mit dem Innenminister
Heise-Artikel
Telepolis-Artikel
Gedanken eines Sysadmins
Der Bundestrojaner

Ubuntu (1)

Just for fun lege ich die Ubuntu-Live-DVD ein. Ich will mir das einfach mal angucken. Die letzten Erfahrungen mit Linux liegen schon anderthalb Jahre zurück. Die dräuende Markteinführung von V.i.s.t.a bringt eine gewisse Grundmotivation.
Als erstes überrascht mich, wie schnell, schnörkellos und unkompliziert der Compi von DVD startet. Zwei, drei Fragen zur Sprache und Zeitzone sind zu beantworten und ein Kennwort festzulegen, dann steht auch schon ein sehr aufgeräumter Gnome-Desktop zur Verfügung. Das Braun muß man ja nicht unbedingt mögen, aber die knappe und im Vergleich zu den blödsinnig großen KDE-Symbolen sehr ruhig wirkende Ubuntu-Startleiste gefällt. Sofort.
Programme finden sich da, wo man sie sucht. Einstellmöglichkeiten genauso. Und es läßt sich verblüffend intuitiv bedienen. Rechte Mausklicks tun so ziemlich genau das, was man als Windows-User erwartet. Firefox und das Mailprogramm Evolution sind fertig nutzbar installiert und direkt sichtbar. Ein Klick und man ist drin im Internet. Ein paar Angaben zum Mailserver und Account und Evolution hat Kontakt zur IMAP-Mailbox.
Das Look&Feel ist spontan einfach charmant. So sehr, daß ich spontan beschließe, das auf dem XP-PC zu installieren, direkt. Da ist so eine Install-Schaltfläche, da klicke ich drauf, lande bald darauf im Partitionierungsprogramm, das mir von der zweiten Platte meines PC zehn GB abknapst und für Ubuntu reserviert. Alles weitere läuft ohne mein Zutun. Keine lästigen Fragen, ich gehe in die Küche und koche, während mein Sohn an diesem Ubuntu, das sich gerade selbst auf Platte installiert, die Spiele testet.
Es dauert keine halbe Stunde, dann ist die Installation nach einem Reboot abgeschlossen. Der Bootmanager GRUB läßt die Wahl zwischen Ubuntu und Windows und alles funktioniert.

Im nächsten Schritt richte ich einen weiteren User ein, installiere mir Thunderbird von der DVD und starte den Bildbetrachter gthumb, der entfernt an ACDSee erinnert, aber so einige Features dann leider doch nicht bietet. Das Mausrad rollt leider nicht von Bild zu Bild – sonst wirkt das Programm sehr brauchbar. Es ermöglicht u.a. ein Bild per Rechtsklick in GIMP zu laden.
Und genau da beginnt das eigentliche Dilemma. Wie funktioniert denn nun GIMP? Wo finde ich denn all die gewohnten Funktionen, um meine Photos zu bearbeiten?

Zu testen sind als nächstes Crossover Office und Enigmail.

Außerdem noch gucken:
Ubuntu-Einführung
EasyUbuntu
Kanzelsberger Pixel
HDR-Software

Fortsetzung folgt.

Lautenthals Glück


Der Besuch des Schaubergwerks in Lautenthal bei Wildemann im Harz hat uns schwer beeindruckt. Mehr noch als das unmittelbare Erleben der Technik, von „Fahrkunst“ und den Ausmaßen von Stollen und Sohlen beschäftigt einen das Leben der Menschen, die unter heute eigentlich unvorstellbaren Bedingungen gearbeitet haben: 12 Stunden am Tag plus 3 Stunden „Fahrzeit“ nach unten und wieder nach oben und 6 Tage die Woche. Entsprechend kurz war die Lebenserwartung. Wenn man da überhaupt von so etwas wie „Erwartung“ sprechen kann.
Allein schon, wie man geblendet ist draußen am Tageslicht, wenn man nach nur einer Stunde aus dem Berg zurückkehrt.

Klimakiller-news (1)

Ich bin ein Klimakiller.
Heute Morgen habe ich das warme Wasser beim Waschen und Zähneputzen deutlich länger als nötig laufen lassen = übermäßiger Wasser- und Energieverbrauch.

Ich habe Kaffee getrunken = umweltschädigender Anbau der Kaffeebohnen, hoher Energieaufwand für den Transport um die halbe Welt.

Ich habe Lebensmittel aus Plastikverpackungen konsumiert = sinnlose Rohstoff- und Energieverschwendung sowohl bei der Verpackungsherstellung als auch bei ihrer Entsorgung.

Ich bin 40 Kilometer Auto gefahren, nur um meine Tochter und eine Freundin von einer privaten Feier abzuholen = extreme Energieverschwendung und damit fahrlässiger Umgang mir Umweltressourcen.

Ich habe ein technisches Gerät bei einem Internet-Versandhändler bestellt = direkte Schädigung der lokalen Handelsinfrastruktur, sinnlos lange Transportwege nur für meine Bestellung quer durchs Land, also Energieverschwendung, CO2-Ausstoß, Waldschädigung und Straßenabnutzung.

Und das war nur heute Vormittag.
Es wird sich einiges ändern müssen.
Vor allem ich selber, mich.