Sangmartin


Alle Jahre wieder beginnt die Vorwhynachzzeit mit dem Sankt-Martinstag, der hier auch gern Sangmartin genannt wird, weil die Kinder dann losziehen, an den Türen in der näheren Umgebung klingeln und dann singen, um dafür Süßigkeiten zu bekommen. Prima kombinierbar mit Laternegehen und dank relativer Unkenntnis der Leute, wann denn eigentlich Sangmartin genau ist, auch gleich zweimal hintereinander machbar.
Trotzdem werden wir unsere extra dafür gekauften Süßigkeitenvorräte eigentlich nie los, weil nicht genug Kinder kommen. Gibt es nicht mehr genug oder trauen sie sich nicht oder haben sie es daheim vor Game*cube, Nint*ndo oder sonsteinem piepsenden Elektroteil zu behaglich, als daß sie sich für ein paar Schokoriegel, Mandarinen und Nüsse in den dunkel-feucht-kalten November hinausbequemen würden?

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Mondsüchtig


Wenn die Wolken vor dem Mond entlang jagen und er so schön ist wie letzte Nacht und auch heute Morgen noch, dann kann ich da stundenlang stehen und einfach nur gucken.

Irgendwann möchte ich noch mal richtig einsteigen in die Astrophotographie, mir so ein Fernrohr kaufen, an das ich die Kamera anschließen kann, einen Nachführmotor und dann… – !

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Der Andromeda-Nebel

Andromeda-Nebel
Eines Abends auf Lanzarote fuhren wir einfach mal mitten in die Vulkane zum Sternegucken und Photographieren. Nach einiger Zeit, die man brauchte, um sich nicht allein an die Dunkelheit, sondern auch an die ungeheure Vielzahl sichtbarer Sterne zu gewöhnen, fiel mir ein, daß man ja eigentlich prima den Andromeda-Nebel sehen können müßte. Den hatte ich nämlich vor bald 20 Jahren ebenfalls im Oktober auf Gomera erstmalig mit eigenen Augen gesehen. Und so brauchte ich auch zwischen den Vulkanen nicht lange, bis ich ihn vor der Linse hatte. Und dank Tobys 200er konnte ich ihn so abbilden, wie man ihn hier sieht. Nebenbei bemühte ich mich, meinen Sohn nicht nur zum Stillhalten anzuhalten – er saß nämlich in der Tür des Autos, auf dessen Dach ich mein Ministativ für die Kamera gestellt hatte – sondern ihm auch ein paar grundlegende Orientierungshilfen für den Sternhimmel zu geben.
Unbedingt ein Höhepunkt dieses Urlaubs!

Britta und der Klimawandel

Abends gucke ich im Video einen reißerischen Bericht über die Twister-Chaser in den USA, diese leidenschaftlichen Menschen, die Leib und Seele riskieren, um Tornados life zu erleben. Ich kann das nachvollziehen. Auf Lanzarote konnten wir aus sehr sicherer Entfernung das kurze Leben einer Wasserhose beobachten, einer Art Mini-Tornado: selbes Prinzip, aber viiieeel harmloser. Sah völlig faszinierend aus.
Aber auch hierzulande bieten einem aktuelle Tiefs wie Britta ja Action pur: der Sturm rüttelt an allem, was nicht festgenagelt ist, wilde Wolkenschauspiele am Himmel und die Temperatur schlägt Kapriolen. War der Oktober noch 3° wärmer als im langjährigen Mittel, bringt Britta nun die erste Frostnacht und erste Schneeflöckchen bereits bis ins Flachland.
Gern würde ich ja mal eine der 17-Meter-Wellen sehen, die da gestern angeblich an die ostfriesische Küste gebrandet sind. 17 Meter, das ist etwa dreimal so hoch wie unser Haus. Und das als Welle? Kann ich mir nicht mehr vorstellen. Muß ungeheuer sein.
Zahlreiche Zugvögel ziehen nicht mehr. Daß die Stare hier überwintern, beoabchte ich schon seit vielen Jahren. Nun bleiben aber offenbar auch Zilpzalpe und Mönchsgrasmücken und allerhand andere Vögel das ganze Jahr über hier. Auch die Singgewohnheiten haben sich geändert, wie ich oft dachte. Die Funkstille zwischen Sommerende und Ende Januar wird nicht mehr nur von Rotkehlchen, sondern auch von Kohlmeisen oder Amseln unterbrochen.
So klaffen persönliche Wahrnehmung und öffentliche Panikmache weit auseinander. Die Medien machen einem weis, daß man die Klimakatastrophe zu fürchten habe. Das persönliche Empfinden ist eher angenehm: längere und wärmere Sommer, mehr faszinierendes Schauspiel in der Atmosphäre. – Zu kurz gedacht, natürlich. Die wirklich katastrophalen Veränderungen des Klimas wie das Abschmelzen der Polkappen, die Ausdehnung der Wüsten, das mögliche Abreißen des Golfstroms – all das bleibt vom hiesigen Alltag aus gesehen fern und theoretisch. Und dran ändern kann man schon mal gar nichts. Mein persönliches Bemühen wenig Auto zu fahren, lieber einen dicken Pullover zu tragen als die Wohnung auf 25° zu heizen, Bäume eher zu pflanzen als zu fällen und all der andere Ökoalltagskleinkram, den man sich im Lauf der Jahrzehnte hat selbstverständlich werden lassen – all das wird es nicht rausreißen. Wie das in „Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“ so schön genannt wurde: die automatische Weltzerstörungsmaschine ist jetzt scharf geschaltet. Es ist nicht möglich sie wieder abzuschalten. Die Dinge werden ihren Lauf nehmen.

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Zurück im Herbst

Nach zwei Wochen Sommernachschlag ist es gaaanz seltsam hier wieder anzukommen. Das liegt nicht nur an der nächtlichen Reise- und Ankunftszeit, auch nicht nur an dem so absolut anderen Licht und Geruch hierzulande. (Übrigens riecht es hier viel besser!)
Es ist auch, daß nach zwei Wochen völliger Internet-Abstinenz vieles so enttäuschend wirkt, wenn man sich wieder einstöpselt.
Von den 187 Mails in meinem Briefkasten blieben nach dem Löschen von Spam und Verwaltungskram noch ungefähr 40. Und davon waren 36 Kommentar-Meldungen zu den (Photo-)Blogs. Ja, das ist schön, auch in Abwesenheit zu den Bildern Feedback zu bekommen. Da will man nicht undankbar sein. Und doch, daß so keine einzige richtig persönliche Mail dabei war, enttäuschte. Da will ich mir auch nichts vormachen.
Und so setzen sich die bereits im Urlaub begonnenen Sinnfragen fort: wozu blogge ich? Warum veröffentliche ich meine Photos? Welche Ziele verfolge ich damit und was will ich damit erreichen? Wer bin ich überhaupt und wohin geht meine Fahrkarte?

Während ich unter der südlichen Sonne und unter dicken Schichten 30er-Sonnenzeux brutzelte, las ich „Neue Vahr Süd“ von Sven Regener, unbedingt empfehlenswerte 631 Seiten (sonst etwa meine 3-Jahre-Dosis), die mich nicht nur zu manchem lauten Lacher gebracht haben (was ich bei andern ja eigentlich gar nicht abkann), sondern auch mich zum Nachdenken anregten – etwas, was angeblich ja mitunter (auch meine) Photos tun… Wobei niemand jemals schreibt, worüber er dann nachdenkt!
Mich erinnerte das Buch an lange vergangene Zeiten und es hinterfragte dabei so manche meiner immer für unumstößlich gehaltenen Entscheidungen. Nein nein, ich möchte natürlich nichts anders machen heute (Gott bewahre!), aber vielleicht so manches gern lockerer sehen, entspannter angehen als damals und – was ich öfter schon mal vorsichtig andachte: realisieren, daß ich selber nur der Mittelpunkt meines eigenen Universums bin.

Und hier ist Herbst. Es riecht so gut. Der Geruch geht mir unter die Haut.
Ich möchte etwas Neues beginnen.

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Herbstabendidylle

Rosie sitzt unterm Apfelbaum und mümmelt an einem kleinen schrumpligen Elstar. Er scheint ihr zu schmecken. Im Stall sind die großen Kinder eifrig dabei, die Karnickel-Kloos zu säubern. Etwas weiter entfernt spielen die kleineren Kinder Stehbock-Laufbock. Ihr Gekreisch wird von den diversen Wänden der Reihenhäuser reflektiert, so daß man kaum heraus hört, wo sie wohl gerade rumtollen.
Am Himmel wechseln sich flauschige Schleierwolken mit leopardartigen Flockenwolken ab, die untergehende Sonne schickt letzte Rottöne dazwischen.
Vorm Haus stinkt lieblich der Kompost unseres Lieblingsnachbarn vor sich hin, auf den dieser wieder mal seine Hundekacke abgeladen hat, hinterm Haus verteilt der Dunstabzug unserer Küche liebliche Zwiebel- und Knoblauchdünste.
Ach ja. Es ist diese eigenartige Tageszeit, die gerade zu dieser Jahreszeit so intensiv wirkt, so derbe angenehm traurigfroh.

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Ich hätte so gern 1 Phototasche

Aber das ist ja nicht so einfach. Zuhause stehen schon mehrere. Die älteste ist schlicht und ergreifend zu klein. Da paßt zwar die 10D mit angesetztem Objektiv rein und auch ein weiteres Objektiv, aber beides nur gequetscht und sonst nix.
Dann hab ich da noch ein älteres LowePro-Modell, in das meine ganze analoge Ausrüstung paßt. Die ist da auch drin. Der Zuschnitt und das Format sind aber für digitale SLR eher ungeeignet. Mal davon abgesehen, daß ich das Teil immer unmöglich zu tragen fand.
Tja, dann habe ich mir einen Holst-Rucksack bestellt. Tolle Idee eigentlich, sehr nette Firma, der Kontakt war so, wie man sich das immer wünschen würde, weil auch bei Rücksendung noch sehr freundlich und Geldrücküberweisung sehr schnell und vollständig. Was leider nicht selbstverständlich ist.
Aber der Rucksack von Holst ist für meine Kamera zu klein und die Idee dahinter zwar sehr pfiffig, aber für meine Knips- und Kameratragegewohnheiten nicht wirklich günstig.
Was ich suche, ist ein Rucksack, in den man die Kamera nebst insgesamt 3 Objektiven sicher verstauen kann, aus dem man sie möglichst schnell auch wieder herauskriegt, und in dem man auch sonst alles reinkriegt, was man so im städtischen Dschungel braucht, wenn man zB einen Tag lang durch Berlin läuft, knipsend. Also Literflasche Wasser, Regenjacke, Stadtplan und – nie vergessen! – Handtuch.
Vor kurzem habe ich im local geizmarket alles durchgeguckt, was die da haben. Nur LowePro merkwürdigerweise und nur unbrauchbar. Die normalen Fotoumhängetaschen scheinen durch die Bank für zarte analoge SLR gebaut zu sein oder sie sind gleich wieder so groß und schwer und umständlich im Handling, daß einem schon beim Angucken klar wird, daß man die nie mitnehmen würde.
Überhaupt das Handling. Wieso hat so eine Tasche 1 Klickverschluß, darunter 1 Klettverschluß und dann auch noch 1 Rundumreißverschluß, der auch noch ziemlich schwergängig ist? Sowas finde ich indiskutabel.
Dann gibt es von der gleichen Marke ein paar Rucksäcke, die von der Idee her ganz schlau wirken. Nämlich unten Fach für Kamera und oben drüber noch 1 Fach für Kram. Aber! Das Fach unten ist hier nur mit einem Reißverschluß zu öffnen, der an den äußeren Stellen hakt. Und man muß ihn ganz aufmachen, weil man sonst nie die Kamera da rauskriegt. Und das Fach für Kram darüber ist zu klein. Da würde keine Literflasche reinpassen und eine Regenjacke erst recht nicht.
Dann gibt es so eine Art Rucksack-Umhängetaschen-Zwitter, dessen Kamera- und Objektivfach vielleicht genau richtig wären, der aber nur einen Rückengut zum Schräghängen hat und irgendwie nur über 1 Schulter zu tragen ist. Was im Geschäft mit leerem Rucksack erstmal cool und lässig wirkt. Aber mit 3 kg Gepäck drin? Außerdem paßt da außer Kamera gar nix anderes rein.
Und zuguterletzt noch 1 Modell, das groß ist, wo unten ausreichend Kamera reinpaßt, oben ausreichend Kram und theoretisch sogar noch 1 Notebook. Aber das Teil hat dann bei der Kramtasche, die man sicher ziemlich oft auf- und zumacht, nur 1 Einwege-Reißverschluß, kostet aber 109 Euro. Sowas verstehe ich nicht.
Wer designt sowas? Wie kann so eine Firma überleben? Warum verkauft der local geizmarket nur das Zeug von so 1 Firma?

Nach all dem Lamento aber noch mal deutlich: ich brauche eine Phototasche, in die eine 10D mit angesetztem Zoom und zwei weiteren Zooms reinpaßt. Außerdem das übliche Zubehör wie Akkus, CF-Karten und Kleinkram. Am liebsten hätte ich das ganze als Rucksack, in den ich aber auch noch meine tägliche Überlebensausrüstung hineinbekomme (wenigstens 1 Wasserflasche + 1 Handtuch!). Und wieder heraus. Und das auch noch zu einem vernünftigen Preis.

Irgendwelche Vorschläge?

Laufsteg im Hainichen

Unser Sonntagsausflug führt unser Auto diesmal durch die blühenden Landschaften des nördlichen Thüringens, vorbei an den mir lieb gewordenen Orten Heiligenstadt, Dingelstädt, Mühlhausen bis fast nach Bad Langensalza. Kurz vorher biegt man rechts ab und findet sich alsbald im Walde wieder, wo man dann als erstes für nur einen Euro einen Parkplatz kricht.

Und dann geht’s auch gleich munter los. Durch eine quirlige Ansammlung wohlriechender Friß- oder Stirb-Etablissemangs voller Ausflügler, die an mangelndem Appetit ganz offenkundig nicht zu leiden haben. Hätten wir’s nur gewußt, hätten wir natürlich unsere ollen Stullen zuhause gelassen und uns voller Schunkelfreude mit auf die Holzbänke gesetzt, um eine ordentliche Thüringer Bratwurst mit Faßbrause zu Mittag zu schmausen. Doch leider –

Am Rande des Wahnsinns


Etwa 10 Kilometer südlich verläuft heute die Linie der schweren Regenfälle. Knapp dran vorbei geschrappt.

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Bücher-Stöckchen

Marlen hat Stöckchen geworfen.

|1| Ein Buch, das mein Leben verändert hat:
Schwierig. Sehr schwierig. Ob Bücher wirklich Leben verändern? Aber John Irvings „Hotel New Hampshire“ hat mich sicher sehr beeinflußt. Seit ich das (um 1987) zum ersten Mal gelesen habe, kann ich mir wieder vorstellen, daß Familie eine lebenswerte Einrichtung sein kann.

|2| Ein Buch, das ich mehr als einmal gelesen habe:
Da gibt es einige…, das nachhaltigst wirkende dürften aber die ersten drei Bände der Anhalter-Trilogie von Douglas Adams sein. Da lese ich immer wieder sehr gern drin.

|3| Ein Buch, das ich auf einer einsamen Insel gern bei mir hätte:
Einerseits bestimmt das „Handbuch der 1000 Tricks zum Überleben auf einsamen Inseln“, andererseits vielleicht am ehesten ein dickes Buch mit leeren Seiten und einem sehr angenehm schreibenden Stift. Und dann endlich mal die Zeit und die Ruhe haben…

|4| Ein Buch, das mich zum Lachen gebracht hat:
Zuletzt „Liegen lernen“ von Frank Goosen. Ich fühlte mich oft so köstlich ertappt.

|5| Ein Buch, das mich zum Weinen gebracht hat:
„Nicht alle waren Mörder“ von Michael Degen. Das hat mich schon sehr ergriffen.

|6| Ein Buch, das hätte geschrieben werden sollen:
Ein Tagebuch einer mir einst sehr nahestehenden Person, von der ich gern mehr gewußt hätte, in der Zeit, als ich sie noch hätte fragen können, aber nicht wirklich etwas herausgefunden habe.

|7| Ein Buch, das nie hätte geschrieben werden sollen:
Es gibt bestimmt unglaublich viele Bücher, die jedenfalls besser nicht hätten veröffentlicht werden sollen. Aber ich würde mir nicht anmaßen das zu entscheiden. Und selbst gelesen habe ich noch kein Buch, bei dem ich das so bereut hätte, daß ich zu so einer Meinung gekommen wäre. Im Gegenteil: man muß sich auch mit den Argumenten seiner Gegner auseinandersetzen. Und wenn es langweilig oder nichtssagend ist, lese ich eben nicht weiter.

|8| Ein Buch, das ich gerade lese:
„Generation Kill“, der Bericht eines embedded journalist im Irak-Krieg. Bei 2001 erhältlich. Sehr zu empfehlen.

|9| Ein Buch, das ich schon immer mal lesen wollte:
„Kindheitsmuster“ von Christa Wolf. Oder eins der neueren Werke von John Irving, also so etwa alles, was er nach 1990 veröffentlicht hat…

|10| Ich lade diese fünf anderen Blogger ein, mitzumachen:
nickelartist, zett42, hildi, komma5 und MissXYZ

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Endlich Ohrlöcher!

Ich kann mich gar nicht genau erinnern, wie lange sie darauf gewartet hat. Erst hatten wir sie vertröstet, weil sie noch zu klein war. Dann ergab sich länger nicht die passende Gelegenheit. Schließlich waren wir bei einem Juwelier und dann wollte der nicht, weil es ihm entweder wirklich zu heikel war oder weil er die passende Ausrüstung einfach nicht hatte. Er verwies uns stattdessen auf den HNO-Arzt. Und da waren wir nun gestern. Endlich.
Im Nieselregen hole ich sie mit dem Fahrrad vom Ballett ab, wo sie mir inmitten der andern rosanen Ballettmäuse schon munter und in der ihr eigenen stillen Aufgeregtheit auf den Arm springt. Schnell, viel schneller als sonst, ist sie umgezogen und sitzt hinter mir auf dem Rad, mit dem wir in die Stadt gondeln. Bis zum Termin bei Frau Doktor ist noch Zeit. Ich will ihr ein Eis spendieren, sie schaut mich groß an und sagt mit deutlichem Bedauern: du, Papa, eigentlich habe ich jetzt gar keinen Hunger auf Eis. Erst als ich ihr verdeutliche, daß wir noch eine halbe Stunde warten müssen, kommt der normale Appetit allmählich zurück.
Und dann schlendern wir durch die Stadt, sie mit einer Kugel Waldmeister, ich mit Schokolade.

In der Praxis freundliche Begrüßung: ach Sie sind das. Mit den Ohrlöchern. Ja, wir haben telefoniert.
Und schon sitzt Li Si auf dem Stuhl, ganz die konzentrierte Ruhe, ernstes Gesicht, unglaublich diszipliniert. In solchen Momenten bin ich tief bewegt von der Eindeutigkeit ihres Wollens, der Kraft ihrer Persönlichkeit.
Die Arzthelferin markiert die Lochstellen an den Ohrläppchen mit einem Stift, kontrolliert die Symmetrie, läßt das Kind mit dem Spiegel ebenfalls prüfen, ob alles richtig sitzt, und selbst der Vater muß noch sein OK geben, bevor die Pistole endlich angesetzt wird und nach einem kleinen Pling das erste Loch sitzt. Und in ihm drin der erste türkis glitzernde Stecker, den wir zuvor aus einer viel zu großen Kiste sehr ähnlicher Stecker ausgewählt haben.
Wie weh es dann wohl doch getan hat, merkt man ihrem Gesicht nicht an. Nur, daß sie sich völlig unter Kontrolle hat.
Ich halte ihre Hände und bin sehr stolz und beeindruckt.

Sobald auch das zweite Loch sitzt, und zwar perfekt sitzt, bekommen wir noch ein kleines Fläschchen Desinfektionslösung und den Rat mit auf den Weg, nicht mit dreckigen Fingern an die Löcher zu gehen. Konsequent und diszipliniert zieht mich das Kind direkt auf die Toilette, wo sie sich gründlich wie nie mit Seife die Finger wäscht und abtrocknet, um dann vorsichtig und stolz und nur ein klein bißchen unsicher, dafür aber sehr glücklich mit ihren Händen fühlen zu können, daß sie nun Stecker in ihren Ohren hat, und also Löcher.
Endlich.
Was für ein großer Moment. Die Heimfahrt wird trotz Nieselregen und Müdigkeit zum Triumphzug.

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Nachrichten

Göttingen hat endlich einen neuen Oberbürgermeister.
Jetzt kann nur alles besser werden.

Aber: das Klima wird sich bis zum Ende des Jahrhunderts um 4 bis 6 Grad erwärmen. Dies bedeutet nicht nur eine Zunahme von Hitze- und Dürreperioden, sondern auch ein weiteres Abschmelzen der Eismassen in den Polargebieten, damit einen Anstieg des Meeresniveaus, ferner die Zunahme an Unwettern.
Da sich die Hauptklimakatastrophenverursacher (USA, China etc) wohl kaum in absehbarer Zeit zu durchschlagenden Maßnahmen werden durchringen können, wird die Klimaänderung unweigerlich eintreten. Und zwar bereits rückwirkend seit einiger Zeit.
Schließen wir also schon mal fleißig neue Versicherungen ab: gegen Hochwasser, Starkregen, Wassermangel und Unwetter aller Art. Solange es noch geht.
Vielleicht läßt sich ja auch das etwas in die Jahre gekommene Hobby des Bunkerbauens wieder beleben. Nun nicht mehr gegen Atombomben, sondern gegen Hitze, Sturm und Flutwellen, nicht zu vergessen: marodierende und plündernde Horden.

Notiz an mich selbst: unbedingt gleich mal wieder eine Datensicherung des Weblogs anfertigen und in den Tresor damit.

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BahnBlog

Die Galerie Kopfbahnhof, die früher unter der URL kopfbahnhof.net, in jüngerer Zeit nur noch unter bahn.grapf.de erreichbar war, ist jetzt seit ein paar Tagen offline, weil dort der Spam Einzug gehalten hat. Gepflegt habe ich sie ohnehin schon länger nicht mehr.
An ihrer Stelle gibt es im grapf.log jetzt eine neue Rubrik BahnBlog, unter der es hin und wieder Bahnbilder und kleine Geschichten zum Thema geben wird.

Am letzten Augustwochenende fuhren wir nach Dresden. Von Göttingen nach Erfurt mit dem Regionalexpress, der größtenteils nicht elektrifiziert und eingleisig fährt und dabei erstaunlich schnell ist. Mit ein wenig Glück kann man vorn hinter dem Fahrer stehen und nach vorn rausgucken. Wie das aussieht, zeigen die folgenden Bilder.

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