Baumkult

Ja, genau: Baumkult. Manchmal bin ich sehr ernsthaft am Überlegen, einem solchen entweder beizutreten oder einen zu gründen.
Es nahm erste radikalere Formen an, als ein Nachbar starb, der in seinem Garten noch mit weit über 80 eine stattliche Anzahl Apfelbäume jahraus-jahrein liebevoll mit der Nagelschere gepflegt hatte. Das war einer der schönsten Obstgärten im Lande. Und kaum war er tot, hatte sein Sohn nichts besseres zu tun, als all diese wunderschönen Obstbäume in einer Nacht- und Nebelaktion abzuholzen, genauer gesagt: abholzen zu lassen.
Den ganzen Garten machte er platt, ließ ihn quasi planieren, Rasen säen und ringsum Friedhofskoniferen pflanzen.
Alle Anwohner waren fertig mit den Nerven. Und wir ganz besonders, weil dieser Garten war das, was wir von unserm Fenster aus direkt sahen (und noch immer, nur jetzt nicht mehr gern: sehen!).
Neuerdings haben wir einen neuen Nachbarn, der sich einen anderen Garten unter den Nagel gerissen hat, auch mit einem wunderschönen Baumbestand und Hecken, Beeten, alles nett unübersichtlich und spielgerecht und zum verwunschenen Träumen geeignet.
Und was macht dieser Berserker als erstes: läßt einen riesigen, wunderschön gewachsenen Walnußbaum fällen. Und paar kleinere Bäume und Hecken gleich mit. Und pflanzt stattdessen Koniferen! Ein weiteres Desaster bahnt sich an.
Von all den zich und aberzich Pappeln, die the Göttinger Grünflächenholzer in den letzten Jahren hat abholzen lassen, berichteten wir seinerzeit zur Genüge.

So langsam, denkt man, ist das Maß voll.
Man sucht Zuflucht im Wald, spaziert unter Eichen und denkt, hier ist es schön. Hier will ich sein.
Wenn es hier also demnächst stille werden sollte, wissen Sie, wo Sie mich suchen können.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. komma5

    ich versteh manche menschen einfach nicht…
    was gäbe ich für einen garten mit bäumen!!

  2. hildi

    Zeit für den Accesspoint im Wald. ;-) Oder wir bauen da ein kleines Internetcafe. Dafür müssen dann aber ein paar Bäume wech.

    Herrje… wo haben die Menschen bloss alle ihren Geschmack gelassen. Mein Onkel machte vor urzeiten immer schon den Witz, den Garten einfach zu planieren, Beton drauf zu kippen und den grün anzustreichen. Allerdings war das tatsächlich noch ein Witz…

  3. z42

    Das kann ich total nachvollziehen. Als der Garten meiner Großeltern verkauft wurde, nachdem sie gestorben waren, ließen die Neubesitzer auch als erstes den wunderschönen Baumbestand platt machen. Darunter ein 20m hoher Nadelbaum, Apfelbäume, Pflaumenbaum, sogar ein Orangenbaum.
    Das schmerzte etwas, den Ort glücklicher Kindheitstage so zu sehen…

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