Wahlergebnisvorschauwahrscheinlichkeitsrechnung

oder was?

Nur mal angenommen, Willy Brandts hoffnungsvolle These Wunschdenken von 1982 würde sich noch einmal endlich mal bewahrheiten und es käme eine Mehrheit links der Mitte zustande, also Linkspartei, Grüne und SPD würden zusammen die Mehrheit der Stimmen bekommen – was würde denn dann gegeben? Eine rosarotgrüne Koalition wird ja bislang von den Aspiranten mit großer Geste ausgeschlossen. Mit Schröder ginge das eh nicht, weil der ja nun das Vertrauen verspielt hat, einerseits, und weil der sowieso nur Schulterschlüsse mit den Wirtschaftsbossen kann.
Außerdem wird sich ja noch während der Koalitionsverhandlungen Herr Lafontaine wie üblich ins politische Nirvana zurückziehen, weil er den Gisy als Nebenbuhler nicht erträgt, der seinerseits aus gesundheitlichen Gründen einer Nominierung zu einem bedeutenderen Amt rechtzeitig entfleuchen wird.

oder was?!

Eine Ampelkoalition? Aus dem stillen und (un-)heimlichen Einschwenken in neoliberale Bahnen wie bisher könnte endlich ein offenherziges und lauthalses werden, innerhalb dessen die Grünen noch endgültiger vors Loch gedrückt würden?

Sind das bessere Aussichten als eine „große Koalition“? Mir ist ja immer nicht wirklich klar, was das „groß“ in diesem Wortgebilde meint. Großer Stillstand? Großer Rückschritt? Großes Warten? Große Ideen gibt es jedenfalls nicht, auf keiner Seite – und große Erwartungen hat erst recht niemand.

Alles immer noch besser als Merkel im Kirchhof, wie sie sich neuerdings eine Westerwelle stoibern läßt?

Testen Sie mal Ihre Meinung auf wen-waehlen.de. Nicht, daß es etwas nützen würde. Aber es ist ein leidlich interessanter Zeitvertreib, passend zur Füllung des Spätsommerlochs ’05.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Lapidarium

    die Alternativen sind wirklich nicht berauschend:

    der schwarzgelber Tigerentenclub verspricht Lösungen durch Nostalgie (Wirtschaftswunder durch Neoliberal),
    die große Stillstandskoalition dürfte unserer Wirtschaft wirklich den Rest geben
    und wacklige Konstruktionen in den möglichen Varianten aus Rot/Grün/Gelb/Rosa usw. versprechen auch keine stabilen Zustände.
    Manchmal sind die stramm Linken und Rechten um ihre schlichten Weltsichten fast zu beneiden.

  2. tobyyy

    Letzte Woche oder so hatte ich mich ja ziemlich klar entschieden und war sogar froh darüber. Da ich voraussichtlich eine Verliererpartei wählen werde – nun gut.
    Mittlerweile weiß ich nicht mehr, ob es überhaupt noch eine Wahl ist, weil sich Folgen jedweder Konstellation kaum unterscheiden werden: Es wird weiter gestümpert werden, mutlos und kreativlos auf alte und faule Rezepte wie die „Marktwirtschft“, der „freie Markt“, das „Wirtschaftswachstum“ gesetzt, die aber nicht mehr bringen. Der Patient ist schulmedizinisch austherapiert, er kann sich nur noch dem langen Siechtum hingeben.
    Zu wirklichen Neuerungen wie der Abkehr vom Wachstumsgedanken hin zu einer Nachhaltigkeit, die weniger Arbeit für fast alle und nicht viel Arbeit für wenige bedeuten könnte, sind diese Politiker nicht fähig.
    Also werden wir nach der Wahl die diversen Grausamkeiten erdulden. Für die besitzstandswahrenden Lohnempfänger wird es weniger schlimm, für die Looser noch schlimmer. Trotzdem wird sich auch dann nichts ändern, weil die, die regieren, kein Interesse haben am Status quo etwas zu ändern.
    Und die, die drunter leider, geben sich lieber weinerlicher Verzweiflung hin, als z.B. ihre Protestmacht auszuspielen.
    Die 68iger-„Revolution“ ist erstickt, weil es allen zu gut ging und es eigentlich überhaupt keinen Leidensdruck gab.
    Vielleicht sieht das jetzt anders aus. Wenn ich nur nicht diese dunmpfe Angst hätte, dass das zunehmende Protestpotenzial eher von den braunen Kacknasen genutzt wird als von den „Richtigen“!.

  3. hildi

    Braune Argumentation ist immer schön direkt. Da wird nicht um die Ecke argumentiert. Da sind Ursache und Wirkung meist nicht einmal richtig. Jeder versteht die Parolen. Niemand muss sie auf Richtigkeit oder Logik überprüfen.

    Die Zusammenhänge zwischen Langzeitarbeitslosigkeit und geistiger Verödung konnten schon lange gut untersucht werden. Wer sich nicht selbst fit hält, dumpft ab. Und am rechten Rand der Politik finden sich genügend Leute, die die dumpfen dann gerne abholen. Der Rest hat ihnen das eingebrockt und zeigt ihnen nur noch, dass sie in der Leistungsgesellschaft nicht mehr zu gebrauchen sind.

    Wundert sich hier noch jemand? Ich nicht! Aber was tun?

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