Dunkelmänner im Regen

Es regnet nicht einfach: es schüttet. Mit kurzer Hose und T-Shirt, darüber Regenhose und -jacke und dazu einfach Turnschuhe fahre ich mit dem Rad zum Bäcker. Triefend erreiche ich die Marquise und traue dort kaum meinen Augen. Stehen dort doch tatsächlich zwei stadtbekannte FDP-Politiker, ein Semmelroggen und ein Ullrich im Dunkeln und wedeln mit ihren Parteizetteln.
Ich stelle mein Rad unter die Marquise, lüpfe die Kapuze und laufe Spießruten zwischen diesen Gestalten des liberalen Morgengrauens. Nachdem ich den Zettel des Semmelroggens dankend abgelehnt habe, ist sich der Ullrich nicht zu schade mich zu fragen, ob ich denn aber von ihm einen nehmen wolle.
Dann stehe ich da in der Schlange zum Bäcker. Düster ist’s draußen, noch düsterer in mir drin, bei der Vorstellung, von sowelchen regiert zu werden. Und noch beklommener wird mir, als jeder, aber wirkliche jeder andere Brötchenholer sich einen FDP-Zettel zustecken lässt, so als gehöre sich das so.
Dass der Semmelroggen dann nach einer Weile in seine Outdoor-Weste greift, ein silberfarbenes Etui hervorkramt, dem eine Zigarette entnimmt und sich die ins Gesicht steckt –
nein das muss nicht mehr gesondert kommentiert werden.

Der Regen auf der Weiterfahrt tut gut. Er wäscht alles ab. Alles trieft, alles ist quatschnass, aber sonst in trockenen Tüchern.

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