Per Anhalter durch die Galaxis

Als Jugendlicher und Student bin ich zeitweise fast ausschließlich auf meinem Daumen gereist. Von Göttingen nach Hannover war Standard und ging manchmal schneller als mit dem Zug. Spannende und meist gute Erfahrungen habe ich auch auf der damaligen Transitstrecke durch die DDR nach Berlin gemacht. Und die weiteste Tour führte mich bis in die Pyrenäen, immerhin auch in weniger als 24 Stunden von Wiesbaden bis Perpignan…
Weiter ist es dann aber doch nie gegangen. Und den Erdboden oder gar den Orbit unseres wunderschönen Planeten habe ich auf diese Weise nie unter oder hinter mir gelassen. Um so begeisterter habe ich vor ziemlich genau 20 Jahren erstmalig Douglas Adams gelesen (und seitdem immer wieder), der dem Trampen in seiner letztlich 5-teiligen Trilogie viele verblüffend neue Perspektiven abgewonnen hat. Durch das enge erzähltechnische Gewebe aus Science-Fiction-Satire, Seitenhiebe auf alles, was irgendwo mit Computern zu tun hat, und die liebevolle Veräppelung der Intellektuellen-Scene der späten 70er und frühen 80er des dahingegangenen Jahrhunderts, in dem wir groß geworden sind –
für mich sind diese Bücher Basisliteratur. Ich lese nicht nur immer wieder gern darin, sondern ich schäme mich auch gar nicht, bei allen möglichen Gelegenheiten daraus zu zitieren.
Gestern habe ich endlich den gleichnamigen Film im Kino gesehen. Entgegen all den vielen harschen Kritiken, die ich gerade in Blogs dazu gelesen habe, kann ich nur Lob für diese erstaunlich gelungene Literaturumsetzung finden. Natürlich kann man an einzelnen Details, die man sich beim Lesen anders vorgestellt hat, immer rumkritisieren. Oder an den unendlich vielen Dingen, die im Film ausgelassen werden. Aber entscheidend ist, dass der Adams’sche Humor in voller Breitseite rüberkommt (lange nicht so viel und herzhaft gelacht!), dass jede einzelne Figur mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und gespielt wird, dass es nirgends ins einfach nur Alberne abgleitet, dass einige der Locations (das Vogonen-Raumschiff etwa oder der sagenhafte Planet Magrathea!) einfach genial ins Bild gesetzt worden sind und dass der ganze Film den philosophischen Tiefgang atmet, der den dauerhaften Wert der Bücher ausmacht.
Vielleicht sind die Vogonen etwas zu gefühlvoll entworfen, Marvin mit seinem großen Kopf letztlich zu niedlich (Kindchenschema!) und Zaphod etwas zu nerfig-durchgeknallt – aber eigentlich auch wieder genau das alles nicht. Gefehlt hat mir natürlich die Stelle, an der Vrumfondel fordert, dass er Vrumfondel heißt und sein Kollege ihn einen Idtioten schilt, dass er das doch nicht zu fordern brauche, weil das doch klar sei.
Ebenso klar, wie alle Eingeweihten die Antwort 42 niemals in Zweifel ziehen würden. Nur, dass man die Frage natürlich schon ganz gern wüsste…

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. hildi

    Danke, für diese Kritik. Vielleicht ringe ich mich doch noch mal durch und finde irgendjemanden und irgendein Kreuzberger Kino, der/das diesem Film gerecht wird. Ich habe die Bücher selbstverständlich auch verschlungen und mir manchen bösen Blick in der U-Bahn eingefangen, obwohl mit Olli genau davor ja eigentlich gewarnt hatte :-)

  2. grapf

    Böse Blicke in der U-Bahn? Wieso? Wer ist Olli? Wovor gewarnt?

  3. Timo

    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich irgendwo in der Mitte des dritten Buchs aufgehört habe, weil mich der Stil, so genial er ist, auf Dauer etwas genervt hat. Dafür liebe ich die BBC-Hörspielfassung.

    Den Film fand ich auch richtig gut gelungen, wobei ich mir vorstellen könnte, dass es ein Film ist, den man _nicht_ in der Synchronisation anschauen sollte (das versuche ich ohnehin immer zu vermeiden).

    Mir fiel übrigens erst bei zweiten Mal sehen auf, dass Trillian (Zooey Deschannel) zwar rein optisch sehr ansprechend ist, aber keine besonders gute Leistung als Schauspielerin in diesem Film zeigt. Beim ersten Mal war ich wohl zu sehr von ihrer Erscheinung abgelenkt ;-)

    @hildi: Komm, freu Dich doch, dass Du anstelle des Hitchhikers „Garden State“ ansehen durftest, das hättest Du sonst bestimmt nicht getan .. ok, vielleicht hättest Du es ja auch nicht gewollt … ;-)

    So, nun werde ich aber endlich mal versuchen, etwas zu arbeiten heute, das ist ja furchtbar mit mir.

  4. hildi

    @grapf: Olli kenne ich schon immer. Der schreibt so Blogs, wie http://sysadm.in/blog/ und hat auch ein Foto des Tages http://gallery.e-gitt.net/gallery/bdt-2005

    In Berliner U-Bahnen wird es offensichtlich nicht gerne gesehen, wenn man über einem Buch sitzt und irgendwann unvermittelt zu schmunzeln beginnt. Spätestens verloren hat man, wenn man laut auflacht. Olli hatte genau das vorab schon erlebt und mich daher gewarnt, ich solle die Bücher nicht in der U-Bahn lesen.

    Hier in Berlin gilt vor allem im ÖPNV: Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier! :-)

    @Timo: Oh ja, Garden State war prima. Und die Idee mit dem Arbeiten finde ich zwar blöd. Aber muss ich wohl auch angehen. Gibts viel zu tun.

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