Hochwasserschutz in der Leineaue


Im Zuge des Ausbaus des Hochwasserschutzes in der Leineaue, der die Stadt Göttingen vor den Folgen des nächsten Jahrhunderthochwassers (zuletzt 1909) bewahren soll, sind für die nächsten Jahre umfangreiche Maßnahmen nördlich des Sandwegs vorgesehen. So soll unter anderem die Leine-Mulde, also der Bereich, in dem die Leine normalerweise fließt, ausgebaggert werden. Den Deichen hingegen sollen Stützkonstruktionen eingebaut werden, was dann auch eine Erhöhung der Deichkronen um etwa einen halben Meter zur Folge haben wird. Und diese Erhöhung, welche durch Anschüttung realisiert werden soll, wird dann vorsichtigen Schätzungen nach für etwa die Hälfte der dort noch vorhandenen Bäume das Ende bedeuten. Zum Schutz der Stadt wird dies billigend in Kauf genommen. Alternativlösungen sind nicht vorgesehen und Ersatzpflanzungen von Bäumen nur in kleinem Rahmen, weil dafür natürlich kein Geld vorhanden ist.
Schon beim Hochwasserschutzbau entlang der Flüthe zwischen Sandweg und Flüthewehr sind zig große landschaftsprägende Bäume gefällt und die Fußgängerbrücke abgerissen worden. Maßnahmen, die den Naherholungswert dieses Gebiets nicht nur während der Baumaßnahmen sondern auch nachhaltig deutlich geschmälert haben.

„Die GRÜNEN betonen, dass der benötigte Hochwasserschutz für die Innenstadt nicht zwangsläufig auf Kosten von Natur und Naherholung gehen müsse.“ Die aktuelle Planung sei pure technokratische Hochwasserschutzplanung ohne Sinn für Natur und Ästhetik.

Und so wird es weiter gehen.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. hildi

    Fassen wir mal zusammen: Wir bauen Städte hin, wo es uns gefällt und nicht wo sie z.B. sicher stehen. Wir zerstören Flüsse und Umgebungen, indem wir die Flüsse begradigen und sie für uns nutzbar machen. Wir stellen dann fest, dass das alles keine gute Idee gewesen ist. Was ist der logische Schritt? Klar: Wir machen die Flußlandschaften einfach noch ein bißchen mehr kaputt. Habe ich das so ungefähr richtig verstanden?

  2. grapf

    Naja… – also Städte an Flüsse zu bauen ist ja schon eine Tradition, die etwa so alt wie Siedlungen überhaupt ist.
    Das Problem ist hier die doch recht langsame Bürokratie und die extreme Unbeweglichkeit der Planungsbehörde. Das Vorhaben wird schon seit etwa 20 Jahren in den Schubladen gewälzt, aber ohne dass mal ein bisschen mehr über den Tellerrand geguckt würde.
    Und dann ist da noch der Widerstreit zwischen gesetzlichen Verpflichtungen der Stadt zum Hochwasserschutz gegenüber ihren Bürgern einerseits und dem nicht vorhandenen Geld dafür andererseits. Hinzu kommen die Belange direkter Anlieger. Und und und.
    All das macht es fürchterlich kompliziert. Ich habe im Rathaus einen Blick auf die Akten geworfen und bei dem Angebot sie mal näher zu studieren gleich dankend abgelehnt.
    Was ich gruselig finde, ist die Tatsache, dass die grüne Lunge der Stadt offenbar nicht mehr finanzierbar ist. Bäume in der Stadt sind zu teuer und bringen im Gegenzug nichts ein. Frische Luft hat keinen Wirtschaftswert. Stattdessen bauen wir lieber Parkplätze und Kaufparks. Jeweils mit der Betonung auf Park. Da fließt dann wenigstens die Kohle.

  3. hildi

    Und wundert sich da niemand, dass die Leute auch nicht mehr Geld zum Ausgeben haben, selbst wenn man noch ein Kaufhaus hinstellt (Bevorzugt mit lust- und ahnungslosen Verkäufer/innen, die jetzt auch nicht unbedingt jeden bedienen wollen)?

  4. nickelartist

    Diese ganze Entwicklung ist furchtbar…

    Und jeder kennt doch dieses Indianische Sprichwort:
    „Erst wenn der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen, der letzte Baum gerodet ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“ – Cree Indianer

    Trotzdem geht der Wahnsinn immer weiter. :-(

Kommentare sind geschlossen.