IT-Sicherheit

Heute bin ich mit dem Zug in die große Stadt gefahren und dort mit U-Bahn und Bus immer noch schneller zum Seminarort gelangt als mit dem Auto. Dazu natürlich viel bequemer und entspannter. Vorher hatte mir der Koordinator der Bildungsanstalt beim ersten Anlauf weiszumachen versucht, der Ort sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln eigentlich gar nicht zu erreichen, beim zweiten Versuch schilderte mir ein anderer mit belustigtem Unterton in der Stimme, man könne natürlich mit der U-Bahn ganz raus bis zur Endstation fahren, von dort seien es aber noch 500 Meter Fußweg.

Eine unvorstellbare Zumutung für IT-Menschen?
Ich fand es angenehm. Hin- wie rückzus. Ich fahre gern U-Bahn und bewege mich gern in anderen Städten – so, daß ich etwas von ihnen und ihren MitbewohnerInnen mitbekomme.
Die Bildungsveranstaltung selbst war leidlich spannend. Ein längerer Exkurs über die juristischen Implikationen des Email-Verkehrs war gar nicht mal uninteressant. Die Vorstellung der geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit (Intrusion-Detection-Systeme, das ganze Firewall-Geraffel und die per Nitrobit zu beschneidenden Userrechte am Windows-PC klang nach viel Goodwill, an den Details muß aber sicher noch viel gearbeitet werden – und die ersten bösen Bauchlandungen sehe ich schon plastisch vor meinem geistigen Auge.
Auf jeden Fall wartet nun eine Menge konzeptioneller Arbeit, auf die ich mich freue. Ja, echt.

Mein Web zu Linux (5)

Passieren ja schon seltsame Dinge.
Gestern Abend hatte ich keine Möglichkeit mehr, von der KDE aus den PC runterzufahren, weil mir das Menü nur Abmelden anbot, nichts sonst. Und nach dem Abmelden war da nur ein kleines Fenster namens XConsole. Glücklicherweise erinnerte ich mich, daß es da einen Befehl namens shutdown gibt…
Und heute wollte Linux erstmal gar nicht starten. Nach dem seltsam grauen Anmeldebildschirm kam nur ein X und die XConsole. Nix KDE.
Da hab ich dann erstmal die DVD eingeworfen und aus dem Installationsmenü eine Reparatur angestoßen, bei der allerdings nicht viel, um nicht zu sagen: gar nichts rumkam. Erst als ich auf die Idee kam, mal einfach links zu klicken, bekam ich plötzlich ein XTerm-Fenster, in das ich KDE eingeben konnte – und dann kam KDE. Das fand ich dann ja doch wieder gut. Intuitiv sozusagen.
Und dann ging es auch weiter. Mit Hilfe dieser Anleitung gelang es mir (toi toi toi!) den Hobel erstmal wieder flott zu machen. Ohne Neuinstallation.
Und dank Truetype-Schriftarten sieht es hier auch schon deutlich besser aus… :-)

Verschmelzendes Cadarache

Ist schon ein paar Jahre her, da verbrachten wir einen Fahrrad-Urlaub in der Provence. Eine meiner besten Erinnerungen überhaupt: die langen traumhaften Pässe durch die Haut Provence in die region des clues. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch ein wunderschönes, abgeschieden wirkendes Tal mit paradiesischer Ruhe und ebensolcher Vegetation: Cadarache. Man ahnte dort in keiner Weise, was direkt hinter dem Hügel schon damals im Gange war: das französische Atom-Forschungsprogramm.
Nun soll dort mit dem geschätzten Aufwand von 10 Milliarden Euro die Kernfusion zur Energiegewinnung in Gang gebracht werden. Höchst fraglich, ob es realistische Aussichten gibt, dieses Verfahren innerhalb überschaubarer Zeiträume (also < 50 Jahre!) ernsthaft nutzbar zu machen und gar kommerziell nutzen zu können. Ganz sicher aber, daß es unabsehbare Gefahren birgt, ungeheuere Mengen Geld vernichtet und aufgrund notwendiger Geheimhaltung und Schutzvorkehrungen gegen Spionage, Sabotage und Atomkraftgegner wie dich und mich die Strukturen weiter vorantreiben hilft, die Robert Jungk schon 1977 hinreichend beschrieb. Wie wäre es, die 10 Milliarden in die Entwicklung von Solarenergie zu investieren? Das wäre ein Wegweiser in Richtung einer lebenswürdigen Zukunft.

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Mein Weg zu Linux (4)

Ist es normal, daß die Qualität der grafischen Darbietungen und Anzeigen (Fonts, Fensterrahmen, diese Dinge) im Vergleich zu Windoos bei Linux irgendwie suboptimal wirkt, noch nicht ganz ausgereift sozusagen?
Oder muß ich in die Tiefen des www tauchen, um erstmal einen optimalen Treiber für meine Grafikkarte zu suchen?

Wochenendausflug

Der organisatorische und logistische Aufwand, den es zu betreiben gilt, will man als Eltern mit 3 Kindern für eine Nacht im Zelt losfahren, beträgt etwa 97,5% des Aufwandes, dessen es für eine 3-wöchige Rundreise durch Korsika bedarf.
Vom nerflichen ganz zu schweigen.
Trotzdem geht es demnächst los.

Mein Weg zu Linux (2)

Mit Hilfe eines richtigen Partitionierungsprogramms habe ich nun meiner externen Platte 20 GB abgeknapst, speziell für Linux und insbesondere zur Sicherung meiner win2k-Systempartition von Linux aus. Das hat eine gute Stunde gedauert und ist gehlerfrei durchgelaufen.
Nun ist dd bereits seit knapp 2 Stunden beschäftigt und schaufelt fleißig von /dev/hda1 nach /media/sda2, schon 6,4 GB… Wird also sicher noch ein Stündchen beschäftigt sein.
Nachdem ich bei meinen ersten beiden Linux-Versuchen mit Schnellschüssen sensationelle Bauchlandungen erlebt habe, übe ich mich jetzt lieber brav in Geduld. Und ich muß ja nicht tatenlos davor sitzen und den Bytes beim Wandern zugucken. Im Garten habe ich schon alle Beete gegossen und alle Blumentöpfe, habe meinen Kletterrosen die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie unbedingt verdient haben, habe mit den großen Kindern ein Stück Taken geguckt von Konserve und schreibe jetzt gerade vom Life-von-DVD-Linux ins Blog.

Landschaft von oben

Bei google-maps gibt es jetzt auch Europa zu sehen. Wenn Sie endlich einmal die südniedersächsische Toskana von oben sehen möchten, gucken Sie mal hier.
(Gefunden bei melle)

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Sommerabend-Tour

Nach einem langen Bürotag mit viel zu wenig frischer Luft fällt es abends leicht, doch nicht Linux zu installieren, wie eigentlich geplant. Die Vorstellung von Sonnenuntergang, Vogelkonzert und Lindenblütenduft treibt mich nach draußen aufs Fahrrad. Zuerst ist es ganz schön frisch. Ich bin froh ein Sweatshirt angezogen zu haben und frage mich sogar, ob kurze Hose und Sandalen so eine gute Idee gewesen sind. Aber sobald die Bergabstrecke zuende ist und ich den Kiessee erreiche, bin ich akklimatisiert.
Faszinierend, wie viele Jogger und Walkerinnen unterwegs sind. Überhaupt, wie viele Leute abends Sport machen! Letztes Jahr habe ich im Juni einige Abendsportradtouren gemacht. Dieses Jahr kriege ich das nicht geregelt. Immerhin fühle ich mich angespornt genug, den schönen Radweg an der Leine entlang so richtig reinzutreten.
Am Hagenweg biege ich rechts ab und fahre den Maschmühlenweg entlang, an den neuen und alten Treppchenhäusern vorbei. Davor tobt das Leben. Jede Menge spielende Kinder, eine sehr bunt gekleidete ältere Frau steht vor einem großen Grill und röstet Spieße. Beinahe eine Idylle…

Am Güterbahnhof steige ich ab und gucke, was sich dort bereits getan hat. Das GT schrieb schon vor einiger Zeit, die Umbauten zum Güterverkehrszentrum hätten bereits begonnen. Augenfälligste Änderung: neben dem Güterbahnhof wurden einige Häuser abgerissen. Neu entstanden ist dort ein großer öder Parkplatz und ein Schl*cker-Markt. Da haben sicher schon alle drauf gewartet, vor allem wahrscheinlich das Personal des gegenüber liegenden Eros-Centers. Am Güterbahnhof selbst ist die Halle nun auch von vorn offen. Ein Blick hinein: die Schienen wurden demontiert, der gröbste Schutt abgeräumt.
Viel mehr scheint noch nicht passiert zu sein. Die Atmosphäre dort nimmt mich unmittelbar gefangen. Das letzte Streiflicht der untergehenden Sonne, die Stille, der Geruch nach Metall und jahrealtem Staub –
Mehr Bilder davon demnächst im Photo-Blog.

Der Widerschein der Abendwölkchen rötet und erleuchtet selbst um zehn Uhr abends noch Häuser und Bäume und erzeugt diese ganz seltsame Stimmung, die es nur an sehr wenigen Tagen im Jahr um den Sommeranfang herum gibt. Wenn überhaupt. Die Luft ist geschwängert mit Düften nach Lindenblüten und noch einigen anderen, die ich nicht zuordnen kann. Mauersegler rasen durch den Himmel und rufen. Auf den Dachgiebeln singen die Amseln, was ich denke.

Es hat mich ergriffen.

Der Weg zu Linux (1)

Wie fängt man es an, nicht nur den PC mit einem neuen Betriebssystem auszustatten, sondern alle Daten und möglichst auch die wichtigsten bislang genutzten Programme weiter nutzen zu können?
Als erstes mache ich eine Datensicherung. Dafür habe ich nicht nur den DVD-Brenner bemüht, sondern mir auch noch extra eine externe Festplatte zugelegt, auf die ich vor ein paar Tagen schon alle meine Bilder und sonstigen Dateien kopiert habe: das sind mittlerweile an die 120GB…
Dann habe ich gedacht, bin ich mal ganz schlau und sichere auch meine win2k-Systempartition auf die externe Platte, damit, falls beim Linux-Installieren irgendwas böse schief geht, das win schnell rekonstruierbar sei.
Stattdessen ist mir bei dieser Systemsicherung böse was schief gegangen. Denn schlauerweise habe ich die Kopie der win2k-Partition von Linux aus angestoßen mit dem ungeahnt mächtigen befehl dd, der ohne viel Federlesens ganze Partitionen kopiert. Direkt, unumstößlich und unumkehrbar. Sozusagen. Als mir erstmal nur sehr ungefähr deutlich wird, was ich da tue, breche ich es in heller Panik mit Strg-C erstmal ab. Das ist natürlich so richtig klasse: auf der externen Platte befindet sich nun eine angefangene aber abgewürgte win2k-Systempartition, die zu nichts nütze ist. Und alle vorher gesicherten Daten sind weg.
Und schlau, ja so schlau, wie ich bin, habe ich auch noch ein paar der gesicherten Dateien auf dem Ursprungslaufwerk gelöscht, weil die anschließend woanders hin sollten. Genial, nicht wahr?
Aber da ich ja in diesen Dingen ein sehr gebranntes Kind bin, habe ich natürlich meine letztes Jahr lizensierte Datenrettungssoftware GetDataBack, mit deren zuverlässiger Hilfe ich innerhalb von höchstens 5 oder 6 Stunden alles wieder herstellen kann, was nötig ist.
So weit so hoopy. Nun muß ich nur noch die externe Festplatte wieder in einen Zustand bringen, in dem sie Daten aufnimmt, also neu formatieren, vorzugsweise mit FAT32, um eine sowohl von win2k als auch von Linux aus beschreibbare Plattform zu haben.
Das ist aber gar nicht so einfach. Der Versuch, von Windows aus eine 200GB-Platte mit FAT32 zu formatieren, endet gnadenlos mit der Fehlermeldung: Medium zu groß. Da beißt die Gates-Maus keinen Faden ab.
Aber unter Linux, schnell von CD gestartet, ist es zum Glück kein Problem.
Und das erneute Sichern der Daten auf die externe Platte geht auch fast wie von selbst.
So daß ich nun wieder an der Stelle stehe, an der ich vor ein paar Tagen schon einmal stand. Die Frage, wie ich meine win2k-Systempartition gesichert kriege, ist noch immer nicht beantwortet.
Gibt es eine Alternative zu dd? Oder muß ich mir die Syntax zu diesem Befehl noch einmal sehr genau angucken?
Aber ich bin da ganz zuversichtlich.

U-Bahn nach Kassel

Morgens um halb acht mit dem Rad in die sommerliche Morgenfrische, runde fünf Kilometer zum Bahnhof. Gut zum Wachwerden. Ein Ticket lösen im Fahrradparkhaus und das Rad im Obergeschoss abstellen. Wie immer einen Blick durch die Regale des Zeitschriftenladens werfen.
Am ersten Tag hat die U-Bahn 14 Minuten Verspätung, am zweiten 6, am dritten noch 3 und am vierten Tag ist die tatsächlich pünktlich.
Faszinierendes Gefühl, auf dem Bahnsteig schon am zweiten Morgen Gesichter wieder zu erkennen. Eine gute Entfernung nach Kassel: 20 Minuten durch Tunnel fahren, Gedanken sortieren, träumen, morgens den Tag behutsam auf sich zukommen lassen, abends mal die Augen zumachen und wegdämmern können.
Ein gutes Gefühl in dieser U-Bahn zum Ziel zu kommen, gut aufgehoben und schnell. U-Bahn mit 250 Sachen. Die 50 Kilometer Von Stadt zu Stadt in 20 Minuten.

Aber das Beste natürlich: nicht zum Arbeiten fahren sondern zum Lernen: Linux lernen. Interessiert hat mich das schon lange. Daß es so viel Spaß machen würde, so inspirierend sein könnte und so viel Lust machte, gleich zuhause erstmal alles umzustellen, das hatte ich nicht erwartet.
Wenn ich nun nur noch ein Tutorial finde, das mir erklärt, wie das mit Gimp funktioniert, dann kann’s sofort losgehen. Und wenn nicht, dann erstmal in Etappen.

Die Kombination von radfahren und Zug fahren, das abendliche Abholen des Rades aus dem Parkhaus, zu sehen, wie viele andere Leute das auch so machen, das hat einfach was. Zumal mein Weg vom Bahnhof nach hause ein sehr schöner ist und eine absolute Erholung für Körper und Seele – egal nach was für einem Tag.

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Wind und Regen

Es heult ums Haus, schon zum wiederholten Male heute. Der Regen peitscht gegen die Fenster. Am Morgen waren es gerade mal 6 Grad. Radfahren mit Handschuhen. Jetzt jagt ein Schauer den nächsten, der Wind dahinter erreicht Sturmstärke.
Blättert man im Tagebuch nach, scheint es in den vergangenen Jahren zum Trend geworden zu sein, daß das Frühjahr immer kühler und feuchter wird, der Sommer immer später anfängt, dafür meist eine Zeitlang wenigstens sehr heiß wird und sich bis in den Herbst hinein zieht.
Seltsam und schade. Man hat kaum etwas von den blühenden Pflanzen, weil man es draußen nicht aushält, und die Vögel singen auch nur gelegentlich mal.
*Heul*

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Verwässerter Sonntag

Angekündigt waren Gewitter und Schauer.
Mit Blitz und Donner hielt es sich dann ja doch sehr in Grenzen. Aber geregnet hat es am Sonntag in Berlin offenbar doch so viel, daß einiges dabei kaputt ging. Es begann damit, daß ich aus einer Dose Sprite trinkend die Kastanienallee entlang spazierte. Gut, macht man ja auch nicht. Aber zum Mittagsdöner brauchte ich einfach dringend Flüssigkeit. Apfelschorle gab’s nicht und nur Mineralwasser war mir zu geschmacksarm. Naja und Flaschen werden in Imbissen sowieso nicht verkauft.

So kam es, daß ich die erst halb ausgetrunkene Dose in meine Jackentasche stellte, weil Leute mich ansprachen, ob ich ihnen nicht ein 2-Euro-Stück zum Telefonieren kleinwechseln könne. Ein Wunsch, der so selten nur noch zu hören ist, daß ich ihn unmöglich hätte abschlagen können.
Mein Kleingeld reichte sogar, ich konnte zwei Leute so einfach glücklich machen.
Dann gingen wir weiter, ich insbesondere in die Knie, um in der Oderberger Straße eine vom letzten Schauer übrig gebliebene Pfütze zu photographieren, in der sich so nett die schönen P’berger Fassaden spiegelten.
Wenige Meter weiter sagte ich mehrmals laut und deutlich „Sch**ße“! Da tropfte etwas von meiner Jacke auf meine Hose. Erst dachte ich, ich hätte mich zu tief in die Pfütze gehängt. Aber nein, es war die Spritedose.

Abends fuhren wir zurück nach Hause. Auf dem Ostbahnhof war der Bär los. Und es war gut feucht. Im östlichen Zubringertunnel kam ein kleiner Wasserfall nieder (Photo im Berlin.Blog), auf der gesamten Breite des Tunnels. Es platschte so richtig. Die meisten angehenden Beförderungsfälle blieben verschreckt davor stehen, wurden jäh der Abwesenheit jeglicher Schaffner oder anderer Autoritätspersonen gewahr und gaben Sätze von sich, die fast alle klangen wie: „dat jibt’s ja nich!“ oder „Dit kann ja wohl nich wahr sein!“ und ähnlich. „Un wat machenwa nu?“
Die einen machten auf dem Absatz kehrt und nutzten vermutlich einen anderen Tunnel. Andere faßten sich ein Herz, zogen sich Jacke oder Kapuze über oder spannten den Schirm auf und patschten durch, von oben bepladdert, unten mit den Schuhen in die inzwischen ziemlich große Pfütze. Einer hockte sich daneben und photographierte und feixte sich eins…

Später auf dem Bahnsteig standen wir und hatten schon so ein mulmiges Gefühl. Die meisten Züge waren mit abenteuerlichen Verspätungszeiten angekündigt. 50 Minuten, 60 Minuten. Da lacht das Herz. Zu unserm Zug, ICE nach FFM, wurde gar nichts gesagt. Auch eine Viertelstunde nach planmäßiger Abfahrt noch nicht. Stattdessen ertönte in etwa 43sekündigem Abstand die immer gleiche synthetische Ansage, daß der Regionalexpress nach Belzig über Potsdam Rehbrücke heute über Lichtenberg umgeleitet werde und „Reisende in Richtung Lichtenberg nehmen bitte die S-Bahn auf Gleis 11 und steigen dort um!“ oder so ähnlich.
Das Beachtliche war die Beharrlichkeit, mit der diese zunehmend belangloser wirkende Information wiederholt wurde, immer wieder, und damit zur Farce, ja zur Satire verkam, während über das, was existentiell zu werden drohte, nichts aber auch gar nichts in Erfahrung zu bringen war.
Vor dem Häuschen, in dem sich die Bahnaufseher und BahnauskunftsbeamtInnen verschanzten, hatte sich eine eindrucksvolle Menschentraube gebildet. Alle wollten naheliegenderweise dasselbe. Wissen, wann bzw ob überhaupt ihr Zug führe.
Ich kauerte auf dem Boden, unter mir mein Türkenkoffer, hinter mir eine kühle glatte Wand, und vertilgte meinen Reiseproviant. Mir war kühl, später dann auch kalt und ein dringendes Bedürfnis wurde beständig dringender und unangenehmer. Eine junge Frau, die neben mir auf dem Boden hockte, schrie plötzlich auf, nachdem unser Zug dann doch angekündigt war, als 60 Minuten verspätet, die 60 Minuten aber schon um waren: „Ja, hatten wir schonn!“ rief sie und dann, mit einem sehr verzweifelten Unterton: „Ich will nach Hause!“ Es gellte durch die große Halle und schien für einen kurzen Moment alle anderen Geräusche zum Verstummen zu bringen.

Gerüchte liefen um, es habe einen zentralen Rechnerausfall gegeben, möglicherweise wegen eines Wassereinbruchs.
Im Zug teilte man dann kühl mit, die DB-AG erstatte allen Fahrgästen für die entstandenen Unannehmlichkeiten 20 Prozent des Fahrpreises. Gutscheine würden verteilt. Allerdings gab es nicht genug Gutscheine.
Diese 20 Prozent Entschädigung wurden nicht etwa ausbezahlt, sondern mit der Fahrkarte durfte ich in Göttingen an den Schalter, mir dort einen Antrag auf die Erstattung geben lassen, den ich dann zuhause ausfüllen und an die DB-AG schicken soll, damit die mir dann einen Gutschein schickt. Für letztlich umgerechnet 7 Euro fuffzich. Wenn nichts dazwischen kommt.
Soviel zum satirischen Aspekt.

Als Fazit bleibt festzuhalten, daß ich letztlich mit nur 60 Minuten Verspätung nach Hause kam, am Sonntag Abend, daß ich im Zug bequem und ungestört saß, träumen konnte und es mir gut gehen ließ. Und trocken blieb ich auch, obwohl es im Berliner Ostbahnhof während eines der diversen Schauer tatsächlich auch noch durchs Bahnsteigdach regnete.

(Nur, um den feixenden Autofahrern und berufsmäßigen Bahnhassern mal gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn in dreieinhalb Stunden von Berlin nach Göttingen, um diese Zeit, das dürfte mit dem Auto nur in seltenen Glücksfällen gelingen.)