Fachwerk-Renovierung


Schon mit der liebevollen Restaurierung der Odilien-Mühle hat sich Henning Hauschild in Göttingen einen Namen gemacht. Das große Fachwerkhaus am Wall, das seit ein paar Monaten ein mexikanisches Restaurant der Sausalitos-Kette beherbergt, kam nicht zuletzt wegen des hölzernen Mühlrades groß in die Presse.
Hauschild beantragte mehrmals bei der Stadt Göttingen, den Wasserstand im Leinekanal anzuheben, um die Mühle wieder in Betrieb nehmen zu können. Die Stadt stellte sich mit dem Argument, den Hochwasserschutz dann nicht mehr ausreichend gewährleisten zu können, ewig lange quer. Bis schließlich, vor allem durch Vermittlung der Grünen, ein Kompromiß gefunden wurde, dem jedoch noch keine durchschlagenden Taten folgten.
Lediglich die Idee eines wenigstens teil- und zeitweise schiffbaren Leinekanals und die Vorstellung von seiner touristischen Anziehungskraft geistert seitdem in vielen Köpfen herum. Meiner Meinung nach könnte das auch für die Göttinger selbst eine echte Attraktion sein: romantische Stadtabende nicht nur am, sondern auch auf dem Fluß. Das hätte doch was!

Henning Hauschild hat sich nun neuerdings des verfallenen Fachwerkhauses am Anfang der Gartenstraße, genau gegenüber der Odilienmühle, angenommen. Dort wird seit ein paar Wochen fleißig gehandwerkert.
Leute wie Herr Hauschild tun der Stadt sichtlich gut. Alte Bausubstanz zu erhalten und wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen finde ich eine außerordentlich verdienstvolle Tätigkeit. Hut ab!

Straßenbahn-Träume

Die Galerie Kopfbahnhof präsentiert ab sofort stolz und dankbar für die tolle Zusammenarbeit mit Alan Murray-Rust seine Straßenbahn-Bilder aus den Metropolen der DDR der 70er und 80er Jahre.
Nicht nur für Tram-Fans ein Augenschmaus. Auch was an DDR-Charme, an realsozialistischem Lebensgefühl aus den Bildern rüberkommt, lohnt unbedingt eine eingehendere Betrachtung! Ein Muß für den Ostalgiker.

Leineberg-Radweg (Forts.)

Es ruft doch mal ein klares Staunen hervor, daß der komplett erneuerte Weg schon fertig ist, nach gerade einmal einer guten Woche Bauzeit. Die Sperrbaken mit Leuchtfeuer sind zwar noch nicht abgeräumt, aber man muß ja auch noch eine Weile zeigen, daß hier was passiert ist.
Und ich kann nicht anders als mich kopfschüttelnd zu fragen, warum ein Teil des Weges asphaltiert wurde, ein anderer mit dem üblichen miserablen feinschottrigen Belag belegt wurde, der sich bei Regen immer ziemlich schnell auflöst. Wahrscheinlich damit Radfahrer den Weg nun doch weiträumig umfahren oder wenigstens bei Regen absteigen. Aber – man muß sich ja nicht immer in die immanente Logik von Wegeplanern reindenken wollen. Die haben das schließlich gelernt. Ich bin nur dummer User.

Leineberg-Radweg

Nachdem beim spektakulären Leineberg-Baummassaker vor anderthalb Jahren auch der parallel zum Bahndamm laufende Radweg in einem mehr als beklagenswerten Zustand von den schweren Rodungsfahrzeugen hinterlassen wurde und man nun allmählich gelernt hatte, mit den Huckeln und Schlaglöchern zu leben, sind nun seit einigen Tagen wieder die Bauarbeiter vor Ort und machen Lärm und wirbeln Staub auf.
Wie es scheint, wird der Radweg von grund auf neu gemacht. Die Rest der alten Asphaltdecke wurden abgefräst, eine neue wird aufgebracht.
Heute Morgen, als ich meine Tochter zum Kindergarten brachte, fanden wir uns plötzlich zwischen einer ganzen Reihe von Fahrzeugen des Grünflächenamtes und Fräsmaschinen und Asphatschneidemaschinen wieder. Die Informationspolitik der Stadt wie immer vorbildlich.
Bloß nicht vorher mal Bescheid sagen!

Der neue Radweg

Da sie ja nun radfahren kann und dies mit nicht nachlassender Begeisterung auch tut, habe ich den Nachläufer aus der hintersten Garagenecke hervorgeholt, den zu seiner Befestigung nötigen Gepäckträger an mein Kindertransportrad geschraubt und Kind3 da heute Morgen drauf gesetzt. Mit Handschuhen, damit sie nicht wegen abfrierenden Händen runterfällt. Waren nur 6 Grad.
Und los ging’s. Hui. Fast wie richtig Tandem fahren. Sie findet es toll. Zwischendurch zweidreimal anhalten, Handschuhe aus, Handschuhe wieder an, Kleid auf dem Sattel zurechtrücken, Nase putzen – aber sonst: läuft einfach gut. Die knapp sieben Kilometer hält sie problemlos durch, ist dann so bewegt, daß sie sich hinter mir versteckt und Krissi, ihrer Lieblingserzieherin, das gar nicht selbst erzählen kann. Papa soll.
Na guut :-)

Sie kann radfahren

Ein Datum, das einen dicken Stern im Kalender bekommt: gestern hat Kind3 radfahren gelernt. Ihre ein halbes Jahr ältere beste Freundin hat es ihr vorgemacht, da gab es dann sofort kein Halten mehr. Die Mama und später die große Schwester mußten so lange Hilfestellung durch Mitlaufen und Festhalten geben, bis sie es konnte.
Ihr Gesicht, zuerst von zielstrebigem und zielsicherem Ehrgeiz gehärtet, strahlte später so dermaßen grell, daß es sogar die harte Aprilsonne in den Schatten stellte. Ein großer Moment.

Neues im Kindergarten

Seit Wochen schon grellte einem an der Eingangstür ein groß bedrucktes Blatt in Plastikhülle entgegen: 6.4. Elterabend – Wichtig!!! Auf Nachfragen bei den ErzieherInnen hieß es immer nur, es gehe um die Personalentwicklung. Um die war es in der letzten Zeit schlecht bestellt: Kind3’s Lieblingsbezugsperson Chrissi muß den Kindergarten verlassen, weil eine andere Erzieherin aus der Elternzeit zurückkehrt. Diese andere will nicht mehr Vollzeit arbeiten, sondern nur halb, weshalb anstelle von Chrissi also 2 neue ErzieherInnen anfangen werden. Für die Kinder ist die aus der Elternzeit zurückkehrende neu.
Weil Chrissi nicht bei den Kindern, sondern auch bei vielen Eltern sehr beliebt war, bei ihren KollegInnen aber eher weniger, hatte es schon reichlich böses Blut gegeben.
Des weiteren wird Erzieherin Momo im Mai in Mutterschutz gehen und danach voraussichtlich in Elternzeit, eine NachfolgerIn bzw VertreterIn für sie kann aber zunächst auch nicht mit konkreten Zeitangaben gesucht werden, weil Momo sich noch nicht festlegen muß, wie lange sie wegbleiben wird.
Und der Zivi hört auch auf.
So verwunderte es wenig, daß gestern zu der üblichen Runde aus Eltern und Kindergartenangestellten auch der Chef des Trägervereins und die Supervisorin hinzukamen.
Natürlich kam der Chef zu spät. Er habe sich nicht früher freimachen können. Und er danke für unser Verständnis. Nach einem kurzen Abriß der jüngsten personellen Veränderungen, die aber ja allen bekannt seien, erklärte er seinen Part für erledigt und guckte nur noch großväterlich freundlich, intelligent und verbindlich, eine Spur betroffen, aber doch auch mit der nötigen Prise Optimismus. Während Mecki, die Supervisorin, überhaupt nur da saß und undefiniert guckte. Wie ein gerupftes Huhn, mächtig cool, in Gedanken an die letzte Zigarette (oder die nächste), ein klein wenig gerührt von der eigenen Unentbehrlichkeit, vielleicht.
Dann eröffnete Dirk, der Leiter des Kindergartens, mit langwierigen Worten den Anlaß des Abends. Er selbst ist es, der nun auch noch aufhört, die Segel streicht, aus persönlichen Gründen nicht weitermachen will. Es mache ihn krank, die Mehrfachbelastung als Kindergärtner, Gruppenleiter und Kindergartenleiter.
Das betroffene Schweigen prallte an die mit hübschen Kinderbildchen verzierten Wände und rieselte feinstaubig aber auch sehr klebrig wieder hinunter. Schwitzige Hände, schwielige, um Verständnis bettelnde Blicke von Seiten der Führungskräfte. Langes Schweigen auf Elternseite, daß irgendwann von Vater Jörg gebrochen wird: er finde das aber sehr mutig von Dirk, wie der das so offen vorgebracht habe. Und: das sei ja ganz schön starker Tobak.
In Zahlen: von den 6 MitarbeiterInnen gehen vier und zwei sorgen für die Kontinuität.

Gut 300 Euro zahlen wir für einen Monat Kinderbetreuung für 1 Kind, täglich von theoretisch 8 Uhr bis 15 Uhr. Warum?
Ja. Warum. Kind3 fühlt sich wohl dort, hat Chrissi in ihr Herz geschlossen. Und Kind1 und Kind2 waren auch schon in dieser Anstalt, damals noch mit fast komplett anderem Personal… Damals waren wir begeistert vom Engagement und der Phantasie des Teams. Es gab viele spannende und für alle sehr aufregende Projekte, die viel bewegten, vom spielzeugfreien Kindergarten über das Mittelamerika-Projekt (nach dem Hurricain) bis zum wöchentlichen Schwimmen, das irgendwann gecancelt werden mußte, weil ein Amtsarsch darauf aufmerksam geworden war, daß keine der ErzieherInnen eine Rettungsschwimmerausbildung hatte. Aus ähnlichen Gründen durfte irgendwann auch nicht mehr im Kindergarten gekocht werden, Kinder und Erziehrinnen gemeinsam, eine Gaudi für alle. Aber… –
Solche Erfahrungen prägen.
Aber außer dem genialen Kindergartengelände und der Tatsache, daß wir uns alle dort irgendwie zuhause fühlen, ist nicht wirklich viel übrig.
Was ist nun der bessere Weg: den Veränderungen am bekannten und vertrauten Ort möglichst gelassen und konstruktiv entgegensehen – oder einen wirklich radikalen Schnitt machen und einen neuen Kindergarten suchen?
Es gibt so Tage, Wochen, Phasen, da von überall her der Eindruck weht, daß einfach alles den Bach runtergeht.