Das Schul-Musical

Die Musiklehrerin der großen Tochter hat ein Musical komponiert, getextet, arrangiert, choreographiert, gecastet, eingeübt, produziert und dirigiert. 50 fast ausschließlich weibliche Protagonistinnen staffieren die Bühne mit viel Bewegung und herzergreifenden Gesängen aus. Doll, was da los ist! Den Schülerinnen macht es sichtlich Spaß. Die Musiklehrerin rührt fuchtelnd gegen den Takt an, damit die Bass-Xylophone und Mezzosopran-Triangeln auch ja den richtigen Ton haarscharf treffen.
Es hat Spaß gemacht und mich mit väterlichem Stolz erfüllt, meine Tochter so selbstsicher und offensichtlich mit Freude an der Sache auf der Bühne agieren zu sehen.
Aber wehe wehe wehe, wenn ich auf das Ende sehe!
10 Sekunden Applaus nach dem Schluß-Triangeltusch, dann einen Moment Unruhe auf Bühne und davor, dann die Musiklehrerin und Producerin am Mikro, die nun mit großer Geste die Vorstellung der Protagonistinnen ankündigt, um dann lediglich den Namen der Hauptdarstellerin zu nennen und danach mit 3 summarischen Gesten die 49 anderen zu erwähnen. Das Publikum klatscht verhalten, abwartend, vorsichtig.
Aber mehr kommt nicht.
Oder? Ach doch, eine Mutter steht auf, überreicht der Lehrerin ein Sträußchen und anerkennt diese Leistung.
Und dann kommt die Direktorin und bedankt sich albern und überschwenglich bei der Musiklehrerin für das herausragende Engagement. Und dann geht das immer so weiter. Eine nach dem andern watschelt nach vorn, dankt der Lehrerin, lobt sie, äußert Begeisterung über ihre Leistung –
und die Sängerinnen stehen da rum.
Ist nicht das erste Mal, daß ich so etwas erlebe. Wie SchülerInnen etwas wirklich bemerkenswertes aufführen und die LehrerInnen sich im Anschluß stundenlang dafür feiern und feiern lassen. Mit Blumensträußen, Freß- und Weinkörben.
Ich sehe nur zu, daß ich Land gewinne, meine Blähungen loswerden kann.

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