Die Göttinger Baumfällliste

Es gab einen Lokaltermin zum Thema. Es gab Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses. All das, nachdem einige umweltbewußte Bürger erfolgreich die Notwendigkeit der Kahlschlagpolitik des Fachbereiches Stadtgrün und seines Chefs Herrn M. vehement in Frage gestellt haben. Herr M., der seit etlichen Jahren für die gründliche Dezimierung des Göttinger Baumbestandes verantwortlich zeichnet, scheint da keinen Zentimeter von seiner radikalen Denke abweichen zu können oder wollen. Das Göttinger Tageblatt schrieb im Bericht über den Lokaltermin, die Herren Politiker und Stadträte seien deswegen verärgert über ihn.
Es ist mittlerweile drei Jahre her, daß ich mit Herrn M. telefonierte, um ihn zu fragen, welche Motive hinter seinem offenkundigen Problem mit Pappeln stecken. Natürlich nicht ganz wörtlich. Ich war allerdings tief betroffen über die sinnlose Abholzung u.a. der drei Pappeln am Bolzplatz in der Unteren Dorfstraße in Geismar, ehemals alljährlicher Sammel- und Nistplatz für hunderte von Staren, Blick- und Mittelpunkt des unteren Dorfes Geismar. Die Ersatzpflanzung, die dort vorgenommen wurde, ist blanker Hohn.
Auf meine Frage nach dem Warum gab mir Herr M. damals unwirsch zur Auskunft, die Solllebensdauer dieser Bäume betrage eben nur 50 Jahre und die seien um. Außerdem hätten Pappeln im Stadtgebiet nichts zu suchen. Grundsätzlich. Zähneknirschend fügte er auch noch 1 sachlichen Grund an: Pappeln neigten im fortgeschrittenen Alter zu Instabilität und würfen gelegentlich Äste ab. Das könne er nicht verantworten.

Daß man zur Sicherung des Verkehrs, insbesondere von Fußgängern (die meisten Pappeln wurden an Fußwegen oder auch gänzlich abseits jeglicher Wege gefällt, so z.B. beim Massaker auf dem Leineberg im Winter 2003/2004), die Bäume auch einfach beschneiden kann, ist in der Diestordnung des Grünflächenamtes offenbar nicht vorgesehen. Man erinnere sich nur an die Platanen in der Groner Straße, um deren Zurückschneidung die Anwohner baten – worauf das Grünflächenamt gleich abholzen wollte – was zum Glück aufgrund neuerlichen Protestes u.a. der Anwohner dann doch nicht geschah. Sondern sie wurden, oh Wunder, nur beschnitten! Man sieht allerdings: es geht doch!

Offenbar hat der öffentliche Druck nun eine gewisse Bewegung in die Thematik gebracht: die eigentlich bereits zur Fällung auserkorenen Pappeln, die entlang der Leine zwischen Rosdorfer Kreisel und Kiessee stehen, dürfen zunächst bleiben. Die Fällliste soll ansonsten aber grundsätzlich abgearbeitet werden. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, wieso 1 Mann so weitreichende Befugnisse erhält, daß er, offenbar über Jahre hinweg auch weitgehend unkontrolliert, einer Stadt so nachhaltig Schaden zufügen darf.
Ich begreife auch nicht, warum vorgesetzte Dienststellen und überhaupt die Stadt erst dann aufmerksam werden, wenn der Schaden horrende Ausmaße (wie z.B. auf dem Leineberg oder bei der versehentlichen Fällung einer jahrhundertealten Eiche auf den Schillerwiesen) angenommen hat.

Es ist höchste Zeit, daß die Stadt hier radikal umschwenkt in Richtung auf Erhaltung des noch vorhandenen Bestands an alten hohen Bäumen, daß nur dort gefällt wird, wo tatsächlich keine anderere Möglichkeit bleibt. Wenn Herr M. sich seiner besonderen Verantwortung nicht gewachsen sieht, sollte man ihn tatkräftig und sachkundig unterstützen, im Interesse der BürgerInnen Göttingens und ihres Stadtgrüns.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. toby

    Gut!!!!!
    Schicke doch bitte dem BUND mal den Text oder Link. Und natürlich Hernn M. und dem GT!

  2. I. Jähnisch

    Es ist nicht normal, was hier inletzter Zeit geschieht. Auch in Berlin sitzen die Männer, die Aufträge an Baumfäller erteilen. Bäume werfen nun einmal Äste aus. Sie geben aber auch Vögeln und anderen Tieren Nahrung und Unterkunft. Die Pappel ist ein Giftentsorgungsmaschine für die Stadtemissionen. Das gabe es noch nie, dass solch ein Kahlschlag passiert. Das ist in meinen Augen ein Skandal! Ich hoffe, es merken auch noch andere Menschen.
    Es werden hier skandalöse Taten begangen, die unbegreiflich sind. Sie verfolgen aber andere Interessen, als den Menschen und die Autos zu schützen.
    Die Regierung ist hier gefordert.
    Mit freundlichen Grüßen
    I. Jähnisch

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