Uneinsichtig

Freundlicherweise hat der Regen heute Morgen deutlich vor halb sechs aufgehoert. So bin ich brav meine Runde um den Kiessee gelaufen, setze mich gut gelaunt an den Fruehstueckstisch, freue mich ueber die idyllische Ruhe (kein Kinder-Chaos, kein Rasenmaeher-Terror), blicke versonnen durchs weit geoeffnete Kuechenfenster in die sattgruenen Gaerten – und schlage leichtsinnigerweise das GT auf, in dem mir gleich als erstes ausgerechnet das Konterfei des Herrn D, unseres OB, entgegenploppt, der im Interview feierlich kundtut und zu wissen gibt, dass ihm sein Amt viel Freude bereite und er selbstverstaendlich bei der naechsten OB-Wahl wieder anzutreten gedenke.
Da freuen wir uns. Nebenbei bekomme ich noch beigepult, dass im Herbst endlich Tacheles geredet werde und dann Entscheidungen zu faellen seien. Klingt ein wenig, als wetze da jemand die Messer seiner persoenlichen Guillotine. Wann und wo genau die Suedumgehung gebaut werde, steht da ploetzlich zur Entscheidung, wo doch eigentlich das ob noch gar nicht feststeht. Die Zukunft des Luenemann-Areals werde beschieden werden und die Bezuschussung des jungen Theaters muesse endlich gekappt werden. Schliesslich sei die Finanzsituation der Stadt desastroes. Und – Tenor: schliesslich mache Not erfinderisch, koenne dem Theater also eigentlich nur gut tun.
Da freuen wir uns.
Ueber all die andern Dinge, die gerade so im Schwange sind, freuen wir uns natuerlich auch. Zaehle ich jetzt aber hier nicht alle auf. Wer sollte das aushalten?
Ach ja, eins aber noch. Gestern war naemlich gemeldet worden, das Gebauede der Sparkasse neben dem Goettinger Filetstueck (oder Kotlett), also da, wo frueher einmal das Stadtbad gestanden hat, wo seit mehr als einem Jahr nur eine umzaeunte Schotterflaeche das Auge des Betrachters erfreut (darum Filetstueck) – das Sparkassengebaeude also, solle nun auch abgerissen werden. Vertraege zwar noch nicht unterschrieben, Investoren fuer das neue Filetstueck (Kotlett version 2.0) noch nicht gefunden, aber Mieter hat’s schon. Na fein. Wenn also an der Stelle, wo jetzt die Sparkasse noch residiert, in ungewisser Zukunft einmal ein dem Einzelhandel foerderlicheres Gebaeude seine Pforten dem kaufgeneigten Goettinger Publikum oeffnet, dann wird die Sparkasse dort auch gern wieder als Mieterin einziehen.
Da freuen wir uns.
Bis dahin sind wir gespannt, wie sich der Goettinger Grundstuecksfiletmarkt weiter entwickelt.
Wieviele investionshungrige Investoren in spe Herr D. aus der Tasche ziehen und was dann draus werden wird.
Im Moment haben wir unsere besondere Freude an den vielen lieben Goettinger Baustellen, die uns, wenn sie denn endlich verschwunden sind, schoenere, schnellere und mehr Verkehr verkraftende Strassen bringen werden. (Au fein!)
Fotos folgen.

Wie war das mit dem idyllischen Fruehstueck?
Wo ist bloss der Appetit ploetzlich geblieben?
Ich verstehe es nicht.
An anderer Stelle bin ich einmal gefragt worden (rein rhetorisch natuerlich): warum wird uns eigentlich alles Schoene immer genommen?
Genau: warum eigentlich?

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. toby

    Was soll ich anderes dazu schreiben als Dich in Deinem Frust zu bestätigen. Ich dachte ja, nach meiner Flucht aus Bielefeld wäre ich in einer politisch netteren Kommune gelandet. Aber irgendwie ist es nicht so. Gibt es überhaupt eine Stadt oder einen Ort, in dem man sich nicht über vernagelte Betonköpfe ärgern muss?

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